Karben. Erlösend ist der tosende Jubel. 21.50 Uhr ist es, als Guido Rahn den großen Saal im Bürgerzentrum betritt. Auf dem Weg zur Bühne reißt er mehrmals die Arme nach oben. Soeben hat er die letzten Ergebnisse aus einem Briefwahllokal übermittelt bekommen. Klar ist nun: Der Sieg ist sicher.
„Jetzt soll eine neue Zeit beginnen!“, ruft er seinen Anhängern zu. Diese stehen dicht an dicht im Saal – von jungen Leute bis hin zum CDU-Urgestein Alfons Bachmann. Jubelstürme. Vereinzelt sind Tränen zu sehen. Dass er sein Amt als Parteichef zurückgeben werde, kündigt Rahn an. „Ich will ein Bürgermeister aller Karbener sein.“
Der bisherige Rathauschef hatte Rahn schon eine gute halbe Stunde zuvor gratuliert. „Kommen Sie einmal vorbei“, bietet Amtsinhaber Roland Schulz (SPD) an. „Dann besprechen wir alles.“ Zum 1. April nächsten Jahres wird Rahn das Amt übernehmen. Aus gesundheitlichen Gründen war Schulz nach nur einer Wahlperiode nicht wieder angetreten.
Der Verlierer gibt sich Mühe, gefasst zu bleiben. „Das hat Guido Rahn gewonnen“, sagt Stadtrat Jochen Schmitt schon gegen 20.30 Uhr. „Vielleicht war der sanftere Kandidat nicht gewollt.“ Zumindest hätten die Wähler den plakativen Aussagen Rahns mehr geglaubt. „Es ist schwierig, Themen so zu platzieren, dass sie bei den Bürgern ankommen“, findet SPD-Fraktionschef Thomas Görlich. Die Genossen hätten ihren Kandidaten auf jeden Fall ausreichend unterstützt, auch wenn auf den Plakaten kein Parteilogo zu sehen war. „Der Wahlkampf war nicht zu schwach“, sagt Görlich.
Dass Rahn siegte, dazu hätten die Freien Wähler erheblich beigetragen, sagt deren Fraktionschef Michael Ottens. Ob er daraus den Ersten Stadtratsposten für die FWG herleitet? „Nein“, wiederholt er, „wir wollen das ergebnisoffen ausschreiben.“ Ohne die Hilfe der beiden kleinen Partner, sagt auch Rahn, wäre der Sieg nicht möglich gewesen. „Wir haben noch nie einen so intensiven Wahlkampf gemacht.“ Mit Hausbesuchen in allen Stadtteilen habe Guido Rahn die Wähler für sich überzeugt, berichtet CDU-Fraktionschef Mario Beck. Besonders im Blick war zuletzt Klein-Karben, der Heimatstadtteil von Jochen Schmitt. „Sensationell, dass Guido Rahn dort gewonnen hat.“
Als Guido Rahn im tosenden Applaus von der Bühne herabsteigt, kommen ihm viele Partei- und Koalitionsfreunde zum Gratulieren entgegen. Und auch die Bürgermeister Alfons Götz aus Wöllstadt und Thomas Stöhr aus Bad Vilbel. „Wir kennen uns seit Jugendzeiten“, erzählt letzterer. Und freut sich auf „eine neue Qualität der Zusammenarbeit“ zwischen den beiden Städten. (den) Seite 4