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Schwesternherzen schlagen für die Musik – Juliane Zollmann-Lang und Angela Krämer-Galande leiten mit Hingabe die Musikschule der Nachbarstädte Bad Vilbel und Karben

Bad Vilbel/Karben. „Lust und Liebe sind die Fittiche zu großen Taten“, stellte einst Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe fest. Das Geheimnis des Erfolgs der Musikschule Bad Vilbel und Karben gründet sich auf mehrere Faktoren. Zum einen in der professionellen Leitung und gut ausgebildeten Fachkräften und deren ausdauerndem Engagement. Zum anderen in der finanziellen Ausstattung, denn ohne Geld kann auch die Musikschule keine großen Taten vollbringen. Die Feierlichkeiten zum 40. Geburtstag der Musikschule finden das ganze Jahr über in beiden Städten statt. Ihren sportlich-musikalischen Höhepunkt erreichen sie am kommenden Wochenende mit dem Musik-Marathon im Kulturforum Dortelweil.

Im Februar feierte Juliane Zollmann-Lang (58) ihr 30-jähriges Jubiläum als Musikpädagogin an der Musikschule, 16 Jahre davon ist sie die Leiterin der Institution und außerdem seit vier Jahren Landesvorsitzende des Verbandes deutscher Musikschulen in Hessen.

Seit 1993 steuert sie den Vilbeler und Karbener Musikschul-Dampfer erfolgreich durch alle Stürme und seichte Gewässer hindurch. „Unsere Musikschule ist ein Familienbetrieb“, sagt Juliane Zollmann-Lang. Ihre drei Jahre jüngere Schwester Angela Krämer-Galande leitet seit 1996 die Karbener Zweigstelle. Sie feiert dort im Februar 2010 ihr 30-jähriges Musikschuljubiläum. Beide, wie auch ihre jüngere Schwester Katharina, (52) sind „Kinder“ der Jugendmusikschule Frankfurt. Juliane und Angela sind mehrfache „Jugend musiziert“ Preisträgerinnen, Schwester Katharina ist Logopädin und tritt als Sängerin auf. Aufgewachsen ist das Trio in Bockenheim in einer musikalischen Familie. Großmutter und Mutter spielten Gitarre, die Patentante kam regelmäßig zu Besuch um mit der Familie zu singen und zu musizieren. Daher verfügen alle drei Töchter über ein großes Repertoire an Volksliedern. Der Vater spielte Ziehharmonika, die er sogar mit an die russische Front nahm.

Nach dem Abitur an der Frankfurter Liebigschule wollte Juliane Zollmann-Lang Tontechnikerin werden. Sie absolvierte an der Nürnberger Schule für Rundfunktechnk eine zweijährige Ausbildung inklusive Praktikum, um dann ein Jahr beim Hessischen Rundfunk zu arbeiten. Die Begeisterung für die technische Seite der Musik ließ in der Praxis spürbar nach. „Ich habe dann bei der Dresdner Bank in der Pressestelle und bei Lahmeyer International als Fremdsprachensekretärin gejobbt. Um dann an der Frankfurter Musikhochschule Blockflöte im Hauptfach zu studieren. „Ich habe von klein auf Blockflöte und Gitarre gespielt, später im Studium auch Klavier.“

Der damalige Vilbeler Musikschulleiter Jörg Heyer holte sie als Blockflötenlehrerin nach Vilbel, wo sie 1979 als dritte hauptamtliche Lehrkraft eine BAT-Stelle bekam. Sie unterrichtete Blockflöte und Gitarre, leitete Kammermusikensembles und gründete 1981 den Betriebsrat mit. Nebenprodukte ihrer pädagogischen Tätigkeit in dieser Zeit sind sieben Hefte mit Stücken für Folk-Ensembles in variablen Besetzungen, die bei Eres veröffentlicht wurden.

In den kommenden Jahren gehörten pädagogische und berufsbegleitende Fortbildungen zum Pensum, und dann setzte sie nebenberuflich noch ein Studium an der Goethe-Universität obendrauf: Musikpädagogik im Hauptfach, Soziologie und Erwachsenenpädagogik als Nebenfächer. 1990 schloss sie ihr Magisterstudium mit „sehr gut“ ab. Es folgte eine Gesangsausbildung an Dr. Hoch’s Konservatorium und ein funktionales Stimmtraining am Lichtenberger Institut.

„Beim Wechsel des Schulleiters habe ich mich erfolglos um die Position beworben. Da ich mir zum Ziel gesetzt hatte, zu meinem 40. Geburtstag einen neuen Job zu haben, wechselte ich als pädagogische Leiterin an die Musikschule Nidderau. In Bad Vilbel leitete ich als freie Mitarbeiterin weiter verschiedene Ensembles – parallel dazu bin ich mit festen Musikern mit jiddischen Liedern und Chansons bis vor zehn Jahren aufgetreten

Schon 1985 verliebte sich Juliane Zollmann-Lang Hals über Kopf bei einem Konzertbesuch in den Klang einer keltischen Harfe. „Innerhalb von drei Wochen verkaufte ich mein Klavier, kaufte mir eine Harfe, nahm Privatunterricht und besuchte 1986 einen Sommerkurs in Schottland.“ Wie das Leben so spielt, war die erste Lehrkraft, die sie an der Vilbeler Musikschule einstellte mit Esther Groß eine Harfenlehrerin, die aus ihrer Klasse mit 27 Harfenschülern immer wieder Bundespreisträger stellte.

Auch Ausflüge in den Jazz unternahm sie mit Saxofonspielen und Jazzgesang. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und Respekt vor Jazzmusikern eingeflößt.“

Alle diese Erfahrungen als Musikerin, Komponistin und Pädagogin bilden eine ideale Grundlage für die Leitung der Musikschule. „Ich stelle nur studierte Musiker als Lehrer ein und kann ganz gut einschätzen, wer in unser Haus passt.“ Ein weiteres Plus sei die gute Zusammenarbeit mit der Schwester, obwohl sie sehr unterschiedlich sind. Juliane Zollmann-Lang ist eher temperamentvoll und extrovertiert, ihre Schwester Angela Krämer-Galande ruhiger und überlegter. Beide beherrschen das Spiel als Solistinnen auf ihren Instrumenten ebenso perfekt wie das Zusammenspiel als Leiterinnen der Musikschule Bad Vilbel und Karben. Denn nicht nur im Jazz gilt das Duo als die intensivste Form des musikalischen Dialogs.