Nidderau. Die Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden richtete ein Benefizkonzert zugunsten der brasilianischen Musikschule Rocinha aus. Die Band „Chorando á Toa“ gab ein Gastspiel. Lebensfreude, gemixt mit Rhythmus und Perfektion. So könnte man die 2004 gegründete Band „Chorando á Toa“ in Kurzform beschreiben. Die fünf Jugendlichen wurden in der Musikschule Rocinha in Brasilien ausgebildet. Es ist die zweite Band, die während einer berufsbildenden Förderung von Talenten in der Musikschule eine künstlerische Laufbahn als Berufsmusiker begonnen hat.
„Die Musikschule Rocinha liegt im größten Elendsviertel von Rio de Janeiro. Vor 15 Jahren habe ich begonnen, mit einigen Kindern zu musizieren und zu singen. Daraus hat sich eine Musikschule entwickelt“, erklärte der Projektleiter der brasilianischen Musikschule, Hans Ulrich Koch, dem Publikum in der Willi-Salzmann-Halle.
Koch arbeitete als Lehrer an einer deutschen Schule in Rio de Janeiro. „Die Lebensumstände vieler Jugendlicher haben mich erschreckt. Ich wollte etwas tun, um sie von der Straße zu holen“, erklärte er während des Benefizkonzertes zugunsten der Musikschule. Mit 15 Schülern fing er 1994 an.
Das Konzert wurde von der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden veranstaltet. Die Bläserklasse 6e der Bertha-von-Suttner-Schule und „The Jazzaholix“ – Dimension of Music, beide unter der Leitung des Musiklehrers Peter Ripkens, arrangierten das Programm gemeinsam mit den „Tromelinos“.
Dass musikalisch Welten aufeinandertreffen, darauf wies Musikschulleiter Michael Winterling gleich zu Beginn hin. Da vermischte sich der schmetternde und sinfonische Sound der Blechbläser nicht nur mit dem unvergleichlichen Rhythmus brasilianischer Soli und afrikanischer Basstrommeln der „Tromelinos“, sondern trug auch dem professionellen Pianospiel „Ivory Moon“ von Musikschüler Max Deisenroth Rechnung. Es war ein mit Leidenschaft arrangiertes Programm, das die hohe Qualität der Musikschule unterstrich.
„Wir haben viele neue Projekte mit Kindertagesstätten und Grundschulen gestartet, sind bei 1800 Schülern und knapp 2000 Fachbelegungen angekommen. Rund 50 Lehrer sind an der Musikschule tätig“, erklärte Norbert Enz, Leiter der „Tromelinos“.
Das sind Größenordnungen, von denen die Musikschule Rocinha mit 400 Kindern und Jugendlichen sowie 18 Lehrern noch träumt. Dennoch hat diese Musikschule eine heute nicht mehr wegzudenkende Aufgabe in der kulturellen Erziehung junger Menschen übernommen. „Sie würden sonst hoffnungslos auf der Straße herumlungern und allen Risiken eines vom Drogenkartell beherrschten Slums ausgesetzt sein“, sagte Koch.
Aus Anlass des 15-jährigen Bestehens der Musikschule Rocinha, begleitet er die junge Band „Chorando á Toa“ während ihrer Tournee mit 31 Konzerten in 27 Städten durch Deutschland. Zielsetzung ist es, neue Freunde und Förderer für die Musikschule zu gewinnen und den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, aus ihrem Ghetto rauszukommen.
Die Bandmitglieder, zwischen 18 und 25 Jahren, wohnen in der Rocinha. Ihr Repertoire umfasst den traditionellen Samba, Choro und Bossa Nova. Die Musikschule wird aus Spenden finanziert.