Bad Vilbel. Mit unterschiedlichen Worten, doch inhaltlich übereinstimmend, nannten die Landtagsabgeordneten Mathias Wagner (Grüne) und Hans-Jürgen Irmer (CDU), beides bildungspolitische Sprecher ihrer Fraktion, die Kernmerkmale der Bildungspolitik. Diese seien die individuelle Förderung von Schülern und die Vorbereitung sowohl auf ein eigenverantwortliches Leben als auch auf Ausbildung und Beruf. Mehr Durchlässigkeit zwischen den Schulformen und ein praxisbezogeneres Lernen – besonders in der Hauptschule für einen leichteren Übergang von Schule zu Schule und von Schule zu Beruf – wünscht sich die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Gießen-Friedberg, Elke Ehlen.
Gut ausgebildete Lehrer und eine lebhafte Interaktion zwischen ihnen und den Schülern mit dem Ziel, alle vorhandenen Potenziale zu fördern, macht für Wilhelm Ott, Bereichsleiter Personal der Sparkasse Oberhessen, eine gute Bildungspolitik aus. Ein wichtiger Aspekt ist für den Kreisvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Uwe Hartwig, ein langes gemeinsames Lernen, das alle Schüler, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, mitnehme.
Damit hatte Diskussionsleiter Fridolin Pflugmann, stellvertretender JU-Ortsvorsitzender und Mitglied im Landesvorstand der Schüler Union Hessen (SU), praktisch alle aktuellen Themen der bildungspolitischen Diskussion aus den Gästen herausgekitzelt. Angenehm sachlich und konstruktiv – trotz einzelner, belebender Seitenhiebe – und stets bemüht, Übereinstimmungen und Lösungen zu finden, vertieften die Diskussionsteilnehmer die Punkte.
Trotz unterschiedlicher Präferenzen sprachen sich Irmer und Wagner übereinstimmend für die Wahlfreiheit der Eltern zwischen Gesamtschule und dreigliedrigem Schulsystem aus.
Ehlen und Ott machten deutlich, dass zwar Kernkompetenzen von Schulabgängern eine wichtige Rolle bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen spielten, jedoch Ausbildungsfähigkeit und Sekundärkompetenzen wie Umgangsformen und die Fähigkeit zu zielorientiertem Arbeiten mehr zählten als Schulform und Zeugnisse. Ein Umdenken in diese Richtung habe bereits eingesetzt, stellten Irmer und Hartwig fest.
Die Wünsche des CDU- und des Grünen-Politikers lagen ebenfalls nicht so weit auseinander: die lebendige Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsplans Null bis Zehn und ein echtes Ganztagsschulangebot. Besonders Letzteres rangiert beim GEW-Vorsitzenden ebenfalls ganz oben, neben dem Wunsch, die „ausufernden Sonderschulen in den Griff zu bekommen und schwächere Kinder in der Regelschule mitzunehmen“.
Laut IHK-Geschäftsführerin Ehlen müssten die Schulen mehr Eigenverantwortung erhalten, um untereinander effektiv in Wettbewerb treten zu können. Um den Schülern die Anforderungen der Berufe zu vermitteln, sollte nach Otts Ansicht der Austausch zwischen Schule und Betrieb intensiviert werden. Beide Politiker forderten zur Lehrerausbildung ein Praxissemester, in dem sich herausstelle, wer als Lehrer geeignet ist und wer nicht.