Nidderau. Es ist 19.56 Uhr. Auf den Dresdener Ring in Windecken dringt aufgeregtes Gemurmel. Doch plötzlich wird es still. Und dann: zischende Schlangenlaute, pfeifende Atemgeräusche und lautes Gähnen. Die Sängervereinigung Windecken hat mit ihren Konzertproben für die Kantate „Die Weihnacht“ von Arthur Piechler begonnen.
Im Raum herrschten gefühlte 35 Grad, die Außentemperatur lag bei sommerlichen 24 Grad – und die rund 100 Sänger gaben aus der Weihnachtskantate stimmungs- und klangvoll den Choral auf Seite zwölf „Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein“ zum Besten. Damit stiegen der gemischte Chor, der junge Chor SATuB und etwa 30 Hobbysänger direkt in die Proben des Konzertstücks ein.
„Das Stück ist ganz schön lang. 23 Seiten. Da müssen wir ganz rasch mit den Proben beginnen“, sagte Rudi Leibold, der Vorsitzende der Sängervereinigung. Zumal die Sänger sich untereinander kennen lernen müssten. Jene Hobbysänger, die schon länger nicht mehr oder noch nie in einem Chor gesungen haben, müssten sich erstmal in den Chorgesang einfinden und einhören, ergänzte der Vorsitzende.
„Die Weihnacht“ erzählt die am Lukas-Evangelium orientierte Weihnachtsgeschichte von der Herbergssuche Marias und Josefs bis zum Eintreffen der Heiligen Drei Könige. Das Stück sehe sowohl Partien für Frauen und Männer als auch für den gemischten Chor und Solostücke vor.
Das Ziel allerdings sei gewesen, einen 100 Mann starken Projektchor zu organisieren. „Das ist absolut neu und macht es sehr spannend“, sagte der Vorsitzende. Bis kurz vor der Probe habe er nicht gewusst, wer komme und wie viele mitmachen würden. Nur einige hätten sich angemeldet. „Ich kenne ungefähr die Hälfte aller Sänger.“ Leibolds erste Bilanz: „Der Projektchor ist ein voller Erfolg.“ Vom Projektchor erhoffe sich Leibold, dass einige der Hobbysänger vielleicht hängen blieben, denn viele wollten nicht in einen Chor einsteigen, weil sie Angst vor den Verpflichtungen hätten. Die Sängervereinigung leide unter fehlenden Mitgliedern. „Entweder ist der Chor überaltert oder jung, ein Dazwischen gibt es nicht“, sagte der Vorsitzende.
Bis zum Konzert heißt es aber üben, üben, üben, damit jede Strophe und jeder Ton sitzen. Damit es klappt, probt Dirigent Thomas Kiersch montags von 20 Uhr an unermüdlich mit den Sängern. Für die gute Laune während der Proben sorgen die Sänger selbst: Ihre Leidenschaft fürs Singen schweißt sie von der ersten Minute anzusammen. (tek)