Bad Vilbel. Dass Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU) nach seinem Rückzug als erfolgreicher Geschäftsführer der Stadtwerke keineswegs die Hände in den Schoß legen würde, das haben viele vermutet. Klaus Minkel täglich als Spaziergänger an der Nidda – an dieses Bild glaubte keiner ernsthaft. Mit Recht, denn jetzt steht es fest: Klaus Minkel ist wieder in städtischen Diensten und damit der erste „Null-Euro-Jobber“ der Quellenstadt. Mit ihm führte BVA-Chefredakteur Horst Samson in Minkels neuem Büro nachfolgendes Interview:
BVA: Herr Minkel, bei diesem sonnigen Wetter hätte ich gedacht, Sie seien schon irgendwo in der schönen Wachau unterwegs. Was machen Sie denn hier im Büro?
Klaus Minkel: Seit dem 1. September 2009 bin ich doch städtischer Gelegenheitsarbeiter und Altenteiler im Auftragshäusel!
BVA: Wie das?
Klaus Minkel: Ich habe meinen besoldeten Vertrag als Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Vilbel GmbH auslaufen lassen, nicht jedoch das Ehrenamt des Werkleiters des Eigenbetriebes, der für Immobilien zuständig ist. Diesen Null-Euro-Job habe ich noch.
BVA: Und warum das?
Klaus Minkel: Nach 29 Jahren für Stadt und Stadtwerke musste ich einerseits den Generationenwechsel weiter vorantreiben, andererseits sollen meine Arbeitskraft, Erfahrung und Verbindungen nicht ganz brach liegen, sondern zugunsten Bad Vilbels wirken.
BVA: Was haben Sie sich vorgenommen?
Klaus Minkel: Ich möchte mich zugunsten der Neuen Mitte, des Kombibads und der wirtschaftlichen Entwicklung Bad Vilbels einsetzen.
BVA: Die Neue Mitte ist umstritten.
Klaus Minkel: Alles, was neu ist, hat es schwer. Dabei steht der Gewerbering hinter dem Projekt, weil es bitter nötig ist, das Einzelhandelsangebot in dieser Stadt auszuweiten und abzurunden. Die Neue Mitte ist mehr als nur die Bebauung des Zentralparkplatzes. Es gehört die pfiffige Büchereibrücke dazu, die Entkernung des Kurhauses und der Umbau zur Stadthalle, unter Umständen auch ein Hotel, um die Stadthalle wirtschaftlicher betreiben zu können. Nach so vielen Sanierungstaten zugunsten der Innenstadt wäre das alles ein Höhepunkt.
BVA: Es scheint, als ob es die Büchereibrücke zur Zeit besonders schwer hat.
Klaus Minkel: Das ist richtig. Das ist ein Triumph der Verhetzung. Da wird über ein Jahr ein Gebäude von maximal zehn Meter Höhe als Monsterbauwerk verunglimpft, obwohl man die Pläne nicht kannte. Wenn dagegen bei über 200 Meter hohen Windrädern von Monstern gesprochen wird, heulen SPD und Grüne empört auf. Da stimmen die Relationen nicht.
BVA: Nun gibt es sogar Stimmen, man solle auf die Bücherei verzichten.
Klaus Minkel: Das ist geradezu geistfeindlich, aber nicht die Mehrheitsmeinung. Die Bücherei ist räumlich am Ende und kann sich nicht mehr entwickeln. Die Büchereibrücke bringt 300 bis 400 Prozent Platzzuwachs. Es muss zudem eine neue Bücherei her, bevor das Hallenbad zugunsten des Kombibades abgerissen werden kann. Darüber hat sich die SPD bisher keine Gedanken gemacht. Der SPD-Standort hinter dem Kurhaus würde zudem für alle Zeiten ein Hotelprojekt und Synergien mit der künftigen Stadthalle verhindern. Das ist nicht durchdacht.
BVA: Warum die Bücherei als Brücke über der Nidda?
Klaus Minkel: Mir hat noch niemand einen besseren Standort nachgewiesen. Erstens: Die Lage könnte nicht besser und zentraler sein. Zweitens: Es findet kein teurer Grundstücksverbrauch statt. Drittens: Brücke, Bücherei und Brückencafé holen die Nidda und den Kurpark an die Stadt heran. Das wird erst erlebbar gemacht, weil man dort verweilen kann. Ein attraktiverer Platz ist nicht vorstellbar. Deshalb ist die Büchereibrücke eine Planung für die Menschen dieser Stadt. Die Büchereibrücke wird ein Besuchermagnet werden. Da bin ich mir ganz sicher. Ich bin mir auch sicher, dass es Leute gibt, die uns diesen Erfolg nicht gönnen.
BVA: Es muss aber noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Klaus Minkel: Ja, ganz sicher. Aber stünde die Büchereibrücke erst einmal, würden die meisten Bad Vilbeler dieses Bauwerk liebgewinnen; denn besser kann man Geselligkeit und Bildung in dieser Stadt nicht platzieren.
BVA: Wir danken für das Gespräch!