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Wo bleibt die Jugend? – SPD hat wenig Resonanz, Jugendliche zu einer Diskussion über Politik zu bewegen

Bad Vilbel. Woran liegt es, dass junge Leute so wenig Interesse daran haben, sich politisch zu engagieren? Diese Frage wollte der 33-jährige SPD-Politiker Christian Kühl mit Betroffenen erörtern. Doch nur zwei kamen ins Awo-Café: Thomas Neumann (14), der gerade Juso geworden ist, und JU-Vorsitzender Sebastian Wysocki (24). Das fruchtbare Gespräch zwischen den Nachwuchspolitikern sowohl der SPD als auch der CDU zeigte, dass sie sich sachlich auseinandersetzen können. Vielleicht hat es eine Rolle gespielt, dass Kühl und Wysocki sich vom Fußball gut kennen, vielleicht auch, dass alle Parteien – wie übrigens auch Kirchen und Vereine – unter Nachwuchsproblemen leiden.

Weil Parlamente ein Abbild der Gesellschaft sein sollen, bestehe die Gefahr, dass nicht die richtigen Entscheidungen getroffen würden, wenn die Jungen unterrepräsentiert seien, hob SPD-Fraktionsvorsitzender Rainer Fich hervor. Er verwies auf die besondere Bedeutung, Politik auch für junge Menschen interessant zu machen und sie „in die Parlamente zu locken“.

Warum das so schwierig ist, stellte Thomas dar, der sein politisches Interesse in seiner Altersgruppe selbst als „Ausnahmeerscheinung“ ansieht. Erstens sei die Sprache der Politiker für Jugendliche oft unverständlich. Weil zweitens wenig junge Leute in den Parlamenten säßen, werde keine Politik für sie gemacht, was wiederum dazu führe, dass Politik für sie uninteressant sei. Verantwortung trügen oft „über 40- oder 50-Jährige“. Das erwecke den Anschein, dass Politik nur etwas für Ältere sei.

Auch Jüngere in der Politik eigneten sich rasch die Politiksprache der Älteren an, hat Wysocki an sich selbst festgestellt. Er sei dankbar, dass er darauf aufmerksam gemacht worden sei. Er stimmte den SPD-Mitgliedern Thomas Neumann und Rainer Fich zu, dass junge Leute einen „Antrieb“ von Erwachsenen bräuchten, um sich politisch zu engagieren. Doch dann müssten auch Möglichkeiten bekannt sein. „Als ich zur JU kam, wusste ich nicht, dass es eine JU in Bad Vilbel gibt“, sagt er.

Vorrangig sei es, im Alltag präsent zu sein. Persönliche Ansprache wie bei Poker- oder Beach-Volleyball-Turnieren, aber auch Unternehmungen wie Kinobesuche und Ausflüge ließen Gemeinschaft entstehen.“ Dass es im Gegensatz zur JU seit den 80er Jahren keine Jusos mehr in Bad Vilbel gibt, bedauert auch der JU-Vorsitzende, denn „Konkurrenz belebt das Geschäft“. Möglicherweise liegt es daran, dass jeder Juso zugleich SPD-Mitglied ist, während der Beitritt zur JU nicht automatisch eine CDU-Mitgliedschaft bedeutet. Die SPD habe sich bereits Nichtmitgliedern geöffnet und werde dies weiter tun, so Kühl. Denn „viele politische Talente gehen verloren, weil sie von der Bindung an eine Partei abgeschreckt werden“. (bep)