Bad Vilbel. Das bisher größte Nidda-Renaturierungsprojekt in Bad Vilbel hat begonnen. Auf einer Länge von etwa 3000 Metern soll die Nidda zwischen Gronau und Dortelweil renaturiert werden. Die Bauarbeiten werden noch bis Weihnachten dauern, kündigt Bürgermeister Thomas Stöhr an. Der Radweg zwischen dem Golfplatz Dortelweil und dem Gronauer Hof ist gesperrt. Radler, Jogger und Fußgänger werden um den Golfplatz herum umgeleitet.
Die Renaturierung hat bei der Scharmühle begonnen, berichtet Gewässer-Ökologe Gottfried Lehr, der das Projekt betreut. Dort seien erst einmal „komplett alle Uferbefestigungssteine rausgerissen worden.“ Ende dieser Woche werde mit dem Bau der Flussumleitung begonnen, damit die Nidda wieder wie früher mäandern kann. Es sei bereits eine Kiesbank mit einer Fläche von 20 auf 15 Metern entstanden. Nun sind drei bis vier Bagger im Einsatz, um den neuen Flusslauf zu gestalten. Schon in einem halben Jahr könne „eine ganz fantastische Nidda“ bewundert werden, verspricht der Gewässerökologe. Es seien bereits drei Inseln entstanden und ein neuer Flussarm, der bald geflutet werde.
Auch ein eigens ausgewiesener Hunde-Badeplatz soll an der Nidder-Mündung bei Gronau entstehen. Im Gegenzug seien Hundebesitzer an den anderen Uferstellen zur Rücksichtnahme aufgefordert, sollten ihre Tiere dort nicht ins Wasser gehen lassen, mahnt Lehr. Die im Wasser Tollenden hätten vielerorts bereits den Kiebitzbestand dezimiert – „und auch die laichenden Fische finden das nicht so toll.“
Ziel der Renaturierung, die von der Gerty-Strom-Stiftung finanziert und getragen wird, ist die ökologische Verbesserung der Nidda, erläutert Bürgermeister Stöhr. Durch Anschnitt von Altsedimenten und den Anschluss des Flusses an das alte, ursprüngliche Flussbett werde die Nidda sich in dem renaturierten Abschnitt wieder zu einem natürlichen Fluss entwickeln. Dies sei vergleichbar mit dem bereits renaturierten, flussaufwärts gelegenen Niddaknie.
Mehr als 200 000 Kubikmeter Erde werden für diese Renaturierungsmaßnahme bewegt. Kiesbänke und die Altarme bieten dann Weiden und Erlen neue Standplätze. Steil- und Flachufer werden aufgrund der wiedergewonnenen Eigendynamik der Nidda entstehen.
Daneben werden im Fluss noch zahlreiche Inseln zu sehen sein. Teile der Nidda-Aue werden als natürliches Überflutungsgebiet genutzt. „Das bedeutet auch eine Verbesserung des Hochwasserschutzes“, betont Stöhr. Gleichzeitig werden große Wiesenflächen entstehen. Biber, Eisvogel, Barbe oder Storch sollen dort ein Refugium finden. Um den Fluss erlebbar zu machen, soll an der Nidder-Mündung ein Gewässerzugangsbereich entstehen. Gegenüber dem Gronauer Hof wird ein Teich errichtet, an dem man sich erholen kann. „Ich habe mich persönlich für dieses wertvolle ökologische Projekt in den vergangenen Jahren sehr eingesetzt“, betont Stöhr: „Es entsteht ein weiteres einzigartiges Biotop in unserer Stadt.“ Selbstverständlich werde der Nidda-Uferweg für Radfahrer und Spaziergänger wieder integriert. So werde die dann nicht mehr kanalisierte Flusslandschaft mit ihrer Flora und Fauna auch für Erholungssuchende ein wunderbares Erlebnis, ist Gottfried Lehr sicher. (dd)