Bad Vilbel. Die Ansiedelung der Radeberger-Brauerei im Quellenpark kritisiert der Ortsverband der Naturschutzorganisation BUND. Die Umwandlung eines Grünzuges in Industriefläche bedeute eine Verschlechterung für die Umwelt und die Lebensqualität der Bürger.
Wie ein grünes Band sollte sich nach den ursprünglichen Planungen im Baugebiet Quellenpark (früher Krebsschere) eine Grünachse von den Feldern bei Dortelweil-West bis zur Homburger Straße durch den gewerblichen Teil des Gebietes ziehen, erinnert der Vilbeler BUND-Vorstand Peter Paul. Darin eingebettet sollte eine Fuß- und Radwegeverbindung verlaufen, die gleichzeitig als Weg zum Schul- und Sportzentrum an der Saalburgstraße dienen sollte. Aus ökologischen Gründen, zur Biotopvernetzung und zur Wegeführung in einer durchgängigen Grünachse wurde eigens eine Landschaftsbrücke für Fußgänger und Radfahrer über die Nordumgehung gebaut.
Dieser Plan, so Paul hatte „Charme und war planerisch anspruchsvoll“. Außerdem war so eine schnelle und sichere Radwegeverbindung gewährleistet. Durch den so erreichten Biotopverbund von Grünachse und Landschaftsbrücke wäre eine Realisierung von hohem ökologischen Wert gewesen.
Doch jetzt solle mit der Ansiedelung der Radeberger-Gruppe alles anders kommen. Da Radeberger das 22 Hektar große Areal zwischen der neuen B 3 im Westen und der Main-Weser-Bahnlinie im Osten sowie der Nordumgehung im Süden benötige, solle die Grünachse in eine Industriefläche umgewandelt werden. Die Grünachse werde dann ersatzlos entfallen. Die Rad- und Schulwegverbindung werde dann voraussichtlich entlang der Main-Weser-Bahnlinie in einem schmalen Korridor zwischen Fabrikgelände und Bahnlinie geführt werden, vermutet Paul.
Die „mit viel Steuergeld über der Nordumgehung“ errichtete Landschaftsbrücke, würde zukünftig unmittelbar am Fabrikgelände der Großbrauerei enden und somit in ihrer ökologischen Funktion sowie in ihrer Funktion als grüne Wegeverbindung zu Dortelweil-West ad absurdum geführt, kritisiert der BUND-Vorstand.
Die neuen Pläne kämen einem städteplanerischen Offenbarungseid gleich, so Peter Paul und sei nicht akzeptabel. Mit einer Rückforderung des Förderbetrages, der einst für den Bau der Landschaftsbrücke gezahlt wurde, sei durchaus zu rechnen.
Durch die planungsrechtliche Umwidmung von einem Gewerbegebiet in ein Industriegebiet seien „in der ohnehin schon durch Feinstaub und insbesondere deutlich erhöhten Stickoxidwerte belasteten Luft der Kurstadt zukünftig gemäß Bundesimmissionsschutzgesetz noch deutlich höhere Emissionswerte zulässig“, so Paul. Einst sei in dem Baugebiet ein hochwertiger Dienstleistungsstandort mit viel Grün vorgesehen.
Nun drohe auf einer Fläche, die der Größe von zirka 20 Fußballplätzen entspricht, „eine massive Versiegelung und eine zunehmende sommerliche Überwärmung des Stadtgebietes.“ Darüber hinaus sorgen täglich circa 200 Lkw-Bewegungen zu einer zusätzlichen Feinstaub- und Stickoxidbelastung sowie zu einer übermäßigen Belastung der Nordumgehung und der umliegenden Straßen. Insbesondere bei der Nordumgehung sei es fraglich, wie lange diese Straße der immensen Dauerbelastung standhalten dürfte, da die Straße ursprünglich nicht für eine solch hohe Frequenz an Schwerlastverkehr vorgesehen war. Eine Belastungsstudie, so die Forderung des BUND, müsse diese Fragen im Vorfeld klären. (zlp)