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Er brachte Ruhe in den Markt – Vormaliger Marktmeister Heinrich Heun im Alter von 91 Jahren gestorben

Bad Vilbel. Im gesegneten Alter von 91 Jahren ist Heinrich Heun am 26. Juli nach einem erfüllten Leben gestorben. Der gebürtige Berger stand 33 Jahre lang bis zum 28. Februar 1981 in den Diensten der Bad Vilbeler Stadtverwaltung – von 1950 bis 1974 als Leiter der Personalverwaltung und dann bis zur Pensionierung als Amtsleiter für Marktverwaltung und Wirtschaftsförderung.

Er gehörte dem Jahrgang 1918 an, der den Zweiten Weltkrieg von Anfang an erleiden musste. Als er beim Stempel-Eck in Frankfurt eine kaufmännische Lehre absolviert hatte, wurde er eingezogen, kämpfte in Frankreich und Russland. Ohne wesentliche Verletzungen geriet er in die rettende Gefangenschaft von Amerikanern und Engländern. Im Dezember 1946 kam er wieder heim. Am 1. Januar 1947 begann er im alten Vilbeler Rathaus als kleiner Angestellter und stieg, obwohl parteilos, in die oberen Etagen der Jahrzehnte lang sozialdemokratisch dominierten Verwaltung auf.

Stadtbekannt geworden ist Heinrich Heun als Marktmeister. Schon 1948 hat er den ersten Markt geleitet. Es sollten bis 1980 insgesamt 32 werden. Der Titel Marktmeister klang wie für ihn gemacht. Nicht gerade hoch gewachsen, immer korrekt und verlässlich wurde er von den Fahrensleuten akzeptiert. „Er brachte Ruhe und Gerechtigkeit in ein Geschäft, das von Hektik und Konkurrenzkampf bestimmt ist“, schrieb eine Zeitung im Jahr 1980.

Schon der zweite Markt war eine Herausforderung gewesen. Bad Vilbel feierte den 125. Markt und dies auf einem neuen Platz, nämlich nicht mehr in der Feststraße, sondern „hinter dem Schwimmbad“, wo heute die Leichtathletikanlage steht. Es wurde eine Schlammschlacht.

Waren es anfangs nur 40 Geschäfte, bugsierte Heun den Vilbeler Markt ab 1955 in jene Seilschaft von Marktbeschickern hinein, die zwischen Frankfurter Dippemess und Homburger Laternenfest in der dritten Augustwoche in Bad Vilbel Station machten und sich auch nicht davon abschrecken ließen, dass dem Bad Vilbeler Markt jeweils am Mittwoch und Donnerstag Ruhe verordnet wurde. Dafür aber ließ die Stadt am Markt-dienstag Arbeit Arbeit sein und be-völkerte den Markt. Ursprünglich montags, gab es neben der beliebten Freiverlosung ein Riesenfeuerwerk und den bunten Abend in einem Festzelt. Freitags genossen Senioren und Kinder den Vorzug. Die Wochenenden waren von Gästen aus Nah und Fern regelmäßig überlaufen. Zuletzt kamen jeweils 150 000 Menschen zum Markt, der in seiner Hoch-Zeit schon mal 150 Beschicker und einen Auftrieb von 200 Tieren bei der Bezirkstierschau aufwies.

Im Ruhestand ab 1981 ist Heinrich Heun mit der Ehefrau viel gereist. Deren Tod im Jahr 2001 hat er wohl nie überwunden. Er wohnte weiter in seinem Haus im Elisabethenhain und konnte sich zuletzt bei einem Klinikaufenthalt noch von seinen beiden Kindern mit klarem Verstand verabschieden. Auf dem Friedhof in der Lohstraße fand er seine letzte Ruhestätte.