Bad Vilbel. Steht das Signal endlich auf Grün? Das Land Hessen und die Bahn haben kürzlich in Frankfurt das Baurecht für den viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Bad Vilbel und Frankfurt-West verkündet. Noch in diesem Jahr könnten die Bauarbeiten in Bad Vilbel beginnen. Sie sollen 201 Millionen Euro kosten.
Um von Bad Vilbel nach Butzbach nach Hause zu kommen, muss Jürgen Lerch bis Friedberg fahren und dort umsteigen, weil in der größten Wetterauer Stadt, Bad Vilbel, keiner der schnellen RegionalExpress-Züge hält. Die Chance, dass sich das ändert, ist nun größer geworden. Den sogenannten Planänderungsbeschluss haben Bahn und Land Hessen vorgestellt.
Damit hat die Bahn Baurecht für den Ausbau der S6-Strecke bis Bad Vilbel. „Hoffentlich geht es endlich voran“, sagt Jürgen Lerch, der beim Fahrgastverband Pro Bahn und Bus die Regionalgruppe Mittelhessen leitet. Lerch hat die Sorge, dass erneut Widersprüche der Frankfurter Bürgerinitiative „Zwei statt vier“ den Bau aufhalten könnten. So war es seit 2004. „Wir brauchen die vier Gleise besser heute als morgen“, sagt Lerch.
Das werde sich beim nächsten Fahrplan zeigen, wenn veränderte Fahrzeiten des Fernverkehrs die Regionalzüge kräftig aus dem Takt bringen werden. „Mit vier Gleisen wäre das kein Problem“, so Lerch. In der Spitzenstunde zwischen sieben und acht Uhr morgens schleuse die Bahn elf Züge durch das Nadelöhr. „Das ist schon fast ein Wunder.“ Weshalb klar sei: Vor allem der Personenverkehr profitiere vom Ausbau.
Diesen Vorteil sieht auch der Wetterauer Landrat Joachim Arnold (SPD): „Für die Pendler wird der Bau der beiden neuen Gleise eine spürbare Verbesserung mitbringen.“ Der Bahn-Ausbau werde auch die Straßen entlasten wie die A 5 oder die B 3: „Eine Zugverbindung die jedem Gast einen Sitzplatz bietet, ist eine Alternative zur Benutzung des eigenen Autos“, sagt Arnold.
Die Nutzer erhoffen sich „den Wegfall von Verspätungen, mehr Regelmäßigkeit und letztlich auch eine Taktverbesserung“, erklärt Karbens Bürgermeister Roland Schulz (SPD). „Der Ausbau ist ganz dringend geboten für ein gut funktionierendes ÖPNV-System in der Wetterau.“
Gerade Bad Vilbeler und Karbener Unternehmen könnten vom Ausbau profitieren, sagt Erhard Krug vom Bereich Standortpolitik der Industrie- und Handelskammer in Friedberg. Darauf setzt Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Erst mit dem Ausbau kann die neue Unterführung am Nordbahnhof gebaut werden. Sie ist eine Säule zum Erschließen des noch weitgehend leeren Gewerbegebietes Quellenpark – weshalb sich Stöhr vom S-Bahn-Ausbau auch einen Schub fürs Vermarkten der Flächen erhofft. „Ich hätte gern, dass noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen wird.“
Dafür warten die Vilbeler derzeit nur noch darauf, dass das Eisenbahnbundesamt die fertigen Pläne für die Unterführung absegnet. Die Stadt habe der Bahn angeboten, falls nötig das Projekt vorzufinanzieren. Damit würde der viergleisige Ausbau im Bad Vilbeler Untergrund starten. „Das wäre ja nicht das erste Mal“, sagt Stöhr, „schon viel wurde bei uns begonnen“. Sein Karbener Kollege schaut noch weiter. Mit dem Ausbau bis Bad Vilbel sei auch der Anfang gemacht für den weiteren Ausbau nach Friedberg, erinnert Roland Schulz. (den)
Im Anschluss an den Ausbau Frankfurt-West – Bad Vilbel soll auch die S-Bahnstrecke bis Friedberg auf vier Gleise erweitert werden. Das soll 180 Millionen Euro kosten. Die Bahn startete die Planungen dafür im vergangenen Dezember. Baubeginn soll 2012, die Inbetriebnahme 2016 sein. Dann eröffnet sich auch die Option, die S 6 möglicherweise bis Bad Nauheim zu verlängern. Diese Idee stammt noch von Ex-Landrat Rolf Gnadl.