Bad Vilbel. Ingenieure sehen die Dinge manchmal ziemlich nüchtern. Als „technische Störung“ hat Gerhard F. Stefan den alten, 1957 gepflanzten Nussbaum in der Mitte des Burghofes eingezeichnet. In dem Plan geht es um den jetzt deutlich erweiterten Blitzschutz für die Freilichtbühne mit 700 Besucherplätzen. Ein „komplizierter Bereich“, wie Hausherr und Festspielintendant Claus-Günther Kunzmann sagt. Abzuwägen gewesen seien Denkmalschutz, der Schutz der Gäste und die Ökologie.
Herausgekommen ist eine Anlage von acht Fangmasten, die seitlich an den Burgmauern angebracht sind und mit ihren antennenartigen Spitzen fast wie eine riesige Sendeanlage aussehen. Durch das mit Drähten verbundene Netzwerk soll die Anziehungskraft des Baumes umgangen werden. Die Blitze werden in eine Erdungsanlage im Fußbodenaufbau der Palasdecke abgeleitet.
Das Konstrukt für einen nicht näher bezifferten „kleinen fünfstelligen Betrag“, so Kunzmann, ist aber nur ein Provisorium. Wenn die Sanierung der Burgmauern abgeschlossen ist, sollen die jetzt noch sehr aufdringlichen Aufbauten in das Mauerwerk integriert sein und nur noch die Blitzfänger selbst herausragen. Damit sei 2010 oder 2011 zu rechnen.
Kunzmann deutet auf das dicke Mauerwerk, das jedoch zur Hälfte erst nach 1955 gebaut wurde, nachdem die Stadt das verfallende Gemäuer kaufte. Über die Verbesserung des Blitzschutzes holte die Stadt schon vor zwei Jahren Erkundigungen beim TÜV Süd ein. Erst 2008 war Kunzmann geschockt, als ein Blitz während eines Fußballspiels in Südhessen mehrere Spieler verletzte. Wenn so etwas an der Burg passiere, „dann holt uns nicht nur der Teufel, sondern auch der Staatsanwalt“. Die Gewitter sind auch gefährlicher geworden: 30 mal häufiger und 150 mal intensiver, zitiert der Friedberger Elektroingenieur Stefan, Blitzforscher der TU München. (dd).