Bad Vilbel. Auf Schusters Rappen im Bad Vilbeler Wald unterwegs waren kürzlich 14 Wanderer und die deutsche Wachtelhündin Elsa vom Möhnesee mit Landrat Joachim Arnold (SPD). Dieser kannte die grüne Lunge der Quellenstadt bisher nur von der Berger Seite aus. In Erinnerung geblieben war ihm die Blütenpracht seltener Orchideen am Berger Hang. Mit Michael Schwarz, Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde, hatten die Wanderer einen versierten Führer.
Treffpunkt war die Kleingartenanlage am Ritterweiher. Von dort ging es bergan in den Wald. Immer wieder wird das dichte Laubwerk von Lichtungen unterbrochen. Sie sind stumme Zeugen einer früher praktizierten Kahlschlagbewirtschaftung. Diese bot vielen Tierarten einen neuen Lebensraum. Dank der Lichtungen erhöhte sich die Artenvielfalt im Wald. „Nur Naturverjüngungen haben einen Artenrückgang zur Folge“, beschreibt Michael Schwarz die Kehrseite der heute praktizierten Bewirtschaftung.
Der ehemalige Schießplatz der Wehrmacht aus den 1930er Jahren, den die us-amerikanischen Streitkräfte bis in die 1970er Jahre nutzten, ist auf den ersten Blick wenig zu sehen. Die Schießmauer wurde wegen ihrer hohen Bleibelastung auf Anordnung des Regierungspräsidiums Darmstadt nicht abgetragen. Sie wurde unter einem Erdwall aus bindendem Lehm- und Ackerboden abgedeckt. Auf dem mageren Boden des Schießplatzes blühen Karthäuser-Nelken, Wiesensalbei und Hornklee. Die als Ausgleichsmaßnahme angelegten Tümpel sind verschieden tief. Dadurch bieten sie unterschiedlichen Tierarten einen Lebensraum und sind für viele Waldbewohner ein willkommenes Wasserreservoir.
Auf dem von Revierförster Hans Fleischhauer angelegten Waldlehrpfad Anfang der 1970er Jahre ging es weiter bergauf Richtung Berger Wiese. Zusammen mit einem Team ehrenamtlicher Naturschützer legte der ehemalige Förster Amphibienteiche an. Das Totholz wurde im Wald belassen und durch gezielte Maßnahmen die Naturverjüngung des Waldes gefördert.
Die Forstwirtschaft spielt im Laubwald, der vor allem der Erholung dient, nur noch eine untergeordnete Rolle. Auf dem Kalkboden des Magerrasens der Berger Wiese fühlen sich Schmetterlinge wie Bläulinge, Zitronenfalter, der kleine Fuchs, das Pfauenauge und viele andere wohl. Mehrere Heuschreckenarten und zahlreiche Insekten lassen in den Sommermonaten ein vielstimmiges summendes und brummendes Konzert hören.
Auf der unwegsamen Wiese gedeihen Helmknabenkraut und Mückenhändelwurz sowie zwei Orchideenarten. Auf dem bewirtschafteten Teil des Hanges ist die Vielfalt der Pflanzen viel geringer.