Karben. Gemeinsames Kochen fördert neben dem Zusammenhalt offensichtlich auch das Gefühl für die Alltagssprache. Diese Erfahrung macht die Grundschule in Groß-Karben. Barbara Winterstein hat leuchtend rote Erdbeeren, Himbeeren und andere heimische Früchte mitgebracht. Daraus bereiten sie und Ellen Benölken an diesem Mittag gemeinsam mit Alina, Soofia und Kirill einen Früchtequark zu. Doch das Zusammenkommen in der Küche der Pestalozzischule in Groß-Karben im Anschluss an den regulären Unterricht dient weniger der Zubereitung von Mahlzeiten. Vielmehr lernen die Kinder dabei spielerisch und quasi nebenbei die deutsche Alltagssprache.
Alinas (7) Eltern kommen aus Afghanistan, sie ist in Deutschland geboren. Kirill (8) ist in Russland geboren, während Soofias (7) Eltern aus Pakistan stammen. „Ich bin in Frankfurt geboren“, verkündet die Schülerin aus der ersten Klasse stolz. Mit ihrer Phantasie und lustigen Einfällen sorgt sie für viel Spaß in der Gruppe. „Die haben ja Haare!“, ruft sie bei genauer Betrachtung der Himbeeren aus.
Die Idee zur Förderung von Grundschülern aus Migrantenfamilien in kleinen Gruppen hat Jetty Sabandar, Vorsitzende des Ausländerbeirates, 2007 gemeinsam mit dem damaligen Schulleiter Jürgen Jägers entwickelt. Unter der Verantwortung von Schulleiterin Ines Kolarov wird das Projekt fortgeführt.
Zu Beginn hat Sabandar selbst mit den Schülern die deutsche Sprache trainiert. Seit diesem Schuljahr üben Benölken und Winterstein mit den Kindern an vier Tagen pro Woche; Träger ist der Karbener Ausländerbeirat. Die teilnehmenden Schüler werden in Absprache zwischen Lehrern und Schulleitung ausgesucht. Nach anfänglichen Versuchen auch mit älteren Kindern hat man sich nun auf Schüler des ersten Jahrgangs begrenzt. „Je früher wir anfangen, desto besser“, berichtet Kolarov von ihren Erfahrungen.
Benölken und Winterstein setzen eigene Akzente. Um den Kindern Dinge des Alltags nahe zu bringen, lassen sie sich einiges einfallen. Sie kochen mit den Kindern – „am liebsten Pizza“ , basteln je nach Jahreszeit, singen und unterstützen bei den Hausaufgaben. Nach dem ersten Probieren der Frucht-Quark-Masse stellt Kirill fest: „Da muss noch Zucker dran“.
„Beim Kochen werden sinnliche Erfahrungen durch Riechen und Schmecken gemacht, wodurch die Kinder die Worte leichter verstehen“, hat Winterstein beobachtet. „Es macht mir Spaß, Kindern zu helfen“, erklärt Ellen Benölken. Barbara Winterstein ist Mutter, derzeit nicht berufstätig und sagt: „Hier habe ich eine sinnvolle Beschäftigung gefunden“.
Kürzlich stand dank einer Spende des Festausschusses vom Groß-Kärber Dorffest ein Ausflug in den Opelzoo auf dem Programm. Die Begegnungen mit den Tieren sind ihnen nach wie vor im Gedächtnis. „Im Opelzoo gibt es Elefanten, im Frankfurter Zoo nicht“, hat Soofia festgestellt. Demnächst ist ein gemeinsames Picknick mit Eltern und Geschwistern von Alina, Soofia und Kirill geplant. „Wir würden uns eine solche Unterstützung an weiteren Kärber Grundschulen wünschen, denn die frühzeitige und dauerhafte Förderung der Kinder beim Lernen der deutschen Sprache ist wichtig“, sagt Sabandar. (kre)