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Der Radeberger-Fisch! – Leserbriefe

Eine Betrachtung von Hans Tuengerthal zum BVA-Kommentar „Der Fisch ist im Netz“ anlässlich der Ansiedlung der Radeberger Gruppe in Bad Vilbel, im Bad Vilbeler Anzeiger vom 17. Juni

Ach wären wir doch Froschkönige, Wiesenhäuptlinge oder Grünzeugpäpste, dann würde unseren ehrlichen Bemühungen für eine gesunde Natur mehr Respekt entgegen gebracht. Leider sind wir nur unbezahlte Barfußärzte oder so individualistische Fußsoldaten, dass wir uns kaum je zusammenschließen mögen. Aber was uns bewegt, sind Entscheidungen, von denen wir glauben, sie bringen langfristig betrachtet keinen Segen, ja sie verringen die natürliche Lebensqualität der Heimat.

Was uns eint, sind kritische Beobachtungen und oft profunde Kenntnisse des Heimatraumes. Und ein oft überraschend langes Gedächtnis, denn manche von uns engagieren sich schon länger für die Natur in der Heimatgemeinde, als die gesamte Arbeitszeit einer berufstätigen Verwaltungsfachkraft dauert. Unsere Einsätze sind ehrenamtlich und in der Regel nicht egoistisch, sondern altruistisch – was viele materiell orientierten Mitbürger irritiert. So haben wir auch erkannt, dass die Überschrift „Der Fisch im Netz“ zwei Sichtweisen hat, nämlich die Freude für die glücklichen Fänger, die ihn jetzt essen oder verkaufen können und die Trauer darüber, dass der Fisch nicht mehr schwimmend uns erfreuen kann und seine ökologischen Aufgaben im Habitat Fluss nicht mehr erfüllen wird.

Und so sehen wir natürlich auch bei dem beglückenden Fang für die städtische Kasse, dass für unser finanzielles Wohl Wertvolles geschaffen wurde und dass aus einem Gewerbegebiet ein Industriegebiet wird – mit beachtlichen Folgen. Was wir aber bedauern, ist die neue Planung, denn die mit Steuergeldern aufgebaute Öko-Brücke an der Nordumgehung, die eine Vernetzung der nördlichen und südlichen Biotope erleichtern sollte, wird ihre Aufgabe nicht erfüllen können und die Chance eine vernünftige Anbindung für Fahrradfahrer und Fußgänger von Dortelweil West zum Schulzentrum und Sportzentrum beiderseits der Huizener Straße zu entwickeln, ist vertan. Statt dessen wird die Ökobrücke eine repräsentative Zufahrt ins Radeberger-Viertel sein.

Und uneigennützig, wie wir Wiesenhäuptlinge sind, schlagen wir vor, wenn schon dieser gefangene Fisch im Netz wie ein Weihnachtsgeschenk für den Stadtkämmerer ist, könnten wir nicht Bad Vilbel als eine ökologische und soziale Einheit betrachten? Wenn hier schon einkalkuliertes Grün in Industrieland umgewidmet wird, dann sollten wir wenigstens 1/3 der Amiwiese am andern Ende der Stadt als Grünzone erhalten! Das würde auch den Plänen der Spiellandschaft für Kinder und Jugendliche am Heilsberg gut tun. Dafür bekäme jedenfalls die Stadtverwaltung den Segen der Grünzeugpäpste und ich würde mich freuen wie ein Froschkönig und zu den tanzenden Wiesenhäuptlingen eilen und sagen, wenn es die finanziellen Mittel erlauben, denken auch die wahren Häuptlinge der Stadt an ihre Bürger, an alle!

Hans Tuengerthal,

Bad Vilbel

LESERBRIEFE stellen nicht die Meinung der Redaktion dar, Kürzungen behalten wir uns vor.