Ich erinnere mich, im Mai war Kaulquappenzeit – damals im Seckbacher Säusee, im Berger Ried, in „Feuchtbiotopen“ heutiger Zeit, wimmeln sie dann. Und daraus werden Frösche. Als Kind habe ich das begeistert beobachtet. – Heute beobachte ich weniger begeistert, wie leicht Prinzen und Prinzessinnen in Frösche verwandelt werden. Kein Kunststück. Viele Menschen schaffen das täglich scheinbar mühelos und erfolgreich. Ein bisschen Mobbing hier, eine Unterstellung da, dort ein wenig den Schüler, den Mitarbeiter, die Partnerin runterputzen. Einfach Menschen ein wenig abwerten; systematisch, es bleibt nicht viel Selbstvertrauen, es bleiben Frösche.
Einen Frosch in einen Prinzen, eine Prinzessin verwandeln, das ist schon viel schwieriger. Menschen ohne Selbstvertrauen aufzubauen, ist ein Kunststück. Berater, Therapeuten, Pfarrer und andere mühen sich ab im scheinbar alltäglichen Geschäft, Verzweifelte aufzufangen und Ängstliche zu begleiten, bei Trauernden zu sein, bis vielleicht das Lachen wieder kommt.
Um einen Frosch in einen Prinzen zu verwandeln, braucht es viel Kraft, viel erlernte Kunst und Fachwissen, aber vor allem viel Liebe. Wer einen Frosch lieben kann, vertraut, hofft, traut ihm, baut auf. Liebe baut so sehr auf wie sonst nichts auf der Welt.
Einen Frosch durch einen Kuss in einen Prinzen verwandeln….. manchmal braucht es viele Küsse, viel Liebe, viel Hingabe. Und das kann nicht nur die Aufgabe von Fachleuten der sozialen Dienste sein. Liebe kann Wunder bewirken, und lieben kann jeder und jede, und dann ist auf einmal Gott im Liebesspiel.
Küssen Sie doch mal wieder einen Frosch!
Das wünscht Ihnen Ihr
Werner W. Krieg, Pfarrer,
Ev. Kirche Massenheim