In den meisten evangelischen Gemeinden stehen die Konfirmationen an – nirgendwo ohne die obligatorischen Portraitfotos unter dem Motto „bitte lächeln!“ Es ist ein Tag der Freude und dies soll bitteschön auch in den Gesichtern der Jugendlichen erkennbar sein… Die aber sind im Augenblick wahrscheinlich viel eher aufgeregt als gelassen fröhlich! Trotzdem: Natürlich ist die Konfirmation ein Tag der Freude – und zwar für die Konfis, für ihre Familien, für die ganze Gemeinde, ja sogar für unsere Gesellschaft: Junge Menschen haben sich über ihr Leben und über ihre Rolle in der Welt Gedanken gemacht und wollen die Herausforderungen des eigenverantwortlichen Christseins und Lebens annehmen. Auch sonst ist uns in diesen Wochen viel zum Freuen zumute: Es ist Frühling, die Sonne scheint, die Tage sind länger, es ist wärmer, die Natur erblüht neu (das ist nur für Heuschnupfengeplagte kein Grund zur Freude). Und mit all dem sind wir viel mehr draußen und verbringen oft auch mehr Zeit mit anderen. Wer grillt schon nur für sich alleine…
Und doch können wir den Blick nicht verschließen vor den Nöten unserer Zeit: Da ist für viele Menschen die Sorge um den Arbeitsplatz und um die eigenen Ersparnisse. Da sind für andere die Nöte und Sorgen in Trauer und um Menschen mit Krankheit; da sind schreckliche Unfälle und schmerzvolle Trennungen. Mitten in der Zeit der Freude werden wir daran erinnert: Das Leben ist immer bedroht und verletzlich, alle Freude ist vergänglich nicht selbstverständlich.
Meist ist jede und jeder von uns von vielem gleichzeitig berührt: Da ist in diesem Moment die Freude über die strahlende Sonne – und im nächsten Moment das ehrliche Mitgefühlt mit Menschen in Not. Unser Leben ist vielseitig. Daher ist es richtig, dass wir mit den Fröhlichen lachen und mit den Traurigen weinen sollen – und dürfen! Mögen wir immer neu dieses Einfühlungsvermögen in die Befindlichkeit anderer Menschen geschenkt bekommen, damit jedes Lächeln immer ehrlich bleibt – auch auf Konfirmationsfotos!
Mit einem herzlichen Frühlingsgruß,
Pfarrer Klaus Neumeier,
Ev. Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel