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Highschool-Luft für Steve – Auf in die weite Welt: Mit dem Rheingold-Stipendium ab in die USA

Bad Vilbel. Jung, ambitioniert, erfolgreich, zielorientiert und sozial engagiert, dies alles und noch viel mehr trifft auf Steve Bitar zu. Der Siebzehnjährige geht Mitte August für ein Jahr in die USA. In welcher Stadt und bei welcher Familie Steve ein Jahr wohnen und die Schule besuchen wird, weiß er noch nicht. Ermöglicht wird sein Auslandsschuljahr durch ein Rheingold-Vollstipendium des Vereins „Open Door International e.V.“ in Köln. Steve bekam eins von zwei Vollstipendien, die in Deutschland in diesem Jahr an engagierte Schüler vergeben wurden.

Die Geschichte von Steve ist zugleich ein gelungenes Beispiel geglückter Integration. In den Schoß gefallen ist dem Teenager sein Erfolg nicht.

Der gebürtige Vilbeler wächst mit seinen Brüdern Patrick (15) und Marcel (12) in drei Kulturen auf. In der deutschen, der türkischen und der arabischen. „Meine Mutter stammt aus der Türkei, mein Vater aus Syrien. Im Kindergarten und in der Grundschule hatte ich Sprachschwierigkeiten. Meine mangelnden Deutschkenntnisse führten zu Hänseleien anderer Kinder. Dies setzte sich in der Grundschule fort und hatte Auswirkungen auf meine Zensuren. Ich hatte keine Freunde und fühlte mich lange Zeit als Versager und Außenseiter. Halt in dieser schwierigen Zeit gab mir meine große Familie.“

Nach der Grundschule besuchte Steve ab der fünften Klasse die John-F.-Kennedy-Schule. Durch das Engagement seiner neuen Klassenlehrerin veränderte sich Steves Schulkarriere nach dem eher frustrierenden Beginn entscheidend.„Ich interessierte mich für Neues und Naturwissenschaften. Meine Noten in Biologie und Mathematik waren plötzlich gut.“

In der sechsten Klasse erfolgte ein Rückschlag. Die Lehrerkonferenz empfahl Steve für die Hauptschule. Durch Intervention seiner Klassenlehrerin wechselt Steve auf die Realschule. Dort hatte er erneut Glück und bekam eine nette, neue Klassenlehrerin, die ihn ebenfalls unterstützte. „Nachdem ich gesehen habe, wie schön Erfolg ist und wie ich durch meine Lehrerinnen unterstützt wurde, begann ich fleißig und zielstrebig zu arbeiten.“ Trotz der Skepsis vieler seiner Lehrer wurden die Noten von Steve von Jahr zu Jahr besser. „Durch meinen Erfolg in der Schule fand ich schnell Anschluss und gewann viele Freunde. Plötzlich ging ich gern zur Schule. Ich hatte gute Schulnoten, nette Freunde und hilfsbereite Lehrer.“ Steve schloss die Realschule mit einem Notendurchschnitt von 1,1 ab. Seit August besucht er die Max-Beckmann-Schule in Frankfurt. Zurzeit sind seine Leistungskurse auf dem Oberstufengymnasium Kunst und Biologie. In der zwölften Klasse will Steve zur Fächerkombination Englisch/Mathematik oder Englisch/Physik wechseln. Seine Lieblingsfächer sind Mathematik und Spanisch.

Angeregt durch den RTL-Spendenmarathon organisierte er 2007 in seiner Klasse eine Spendenaktion für arme Kinder in Afrika. Seine Mitschüler und er sammelten 400 Euro durch den Verkauf von Tee, Kaffee und Plätzchen in der Vilbeler Innenstadt, auf dem Wochenmarkt und in Geschäften. Er wurde Mitglied der Streitschlichter AG und ließ sich zum Mediator ausbilden. In der zehnten Klasse betreute er als Pate Fünftklässler. „Ich begriff, dass es noch andere, jüngere Schüler gab, die dieselben Probleme hatten wie ich damals.“ Er engagierte sich ein Jahr lang in der Hausaufgabenbetreuung von Fünft- und Sechstklässlern. „Für die Klassen erledigte ich den Klassenbuchdienst, sammelte Geld für Ausflüge oder Projekte ein oder half der Chemie- und Physiklehrerin beim Vorbereiten von Versuchen. Ich sah einfach wie schön es ist, dazuzugehören und wurde selbstbewusster.“

In Bad Vilbel gibt er Kindern aus Zuwandererfamilien Nachhilfe. Bei armen Familien kostenlos. Zu seinen Hobbys gehören, soweit es sein enger Zeitplan mit Ganztagsschule bis 16 Uhr, Nachhilfegeben und seine Hausaufgabenmachen zulässt, Basketball spielen, Joggen im Vilbeler Stadtwald, Soulmusik hören und Biografien lesen. Seit letzten Oktober ist er Mitglied bei den Jusos.