Bad Vilbel. Einblicke in den Lebensraum heimischer Vögel und Tiere gewannen 16 Bad Vilbeler bei einem vogelkundlichen Abendspaziergang in den Streuobstwiesen. Die Initiative ging von den örtlichen Vogelschützern aus. Vorsitzender Heinz Gilbert begrüßte die Teilnehmer, von denen viele Ferngläser dabei hatten. Karl-Heinz Lang hatte das Buch „Die Vögel Europas“ mitgebracht. Es erleichterte ihm und der Gruppe die Bestimmung der gerade gesichteten Vogelart.
„In Bad Vilbel brüten 97 Arten von Vögeln in den unterschiedlichen Biotopen von Wald, Hecken, Äckern, Streuobstwiesen, Auen und Gebäuden“, führte Heinz Gilbert ins Thema ein. Um Pflanzen, Tieren und Vögeln möglichst viele Lebensräume zu erhalten, sei die Vernetzung der Biotope ein wichtiger Naturschutzaspekt.
Generell gelte, je näher der nächste Brut- oder Rückzugsraum für Tiere liege, desto besser werde das ganze Gebiet besiedelt.
Ziel der 87 Vereinsmitglieder sei es, freilebenden Tieren, besonders Vögeln, ihr Biotope zu erhalten, zu verbessern und zu mehren, um die genetische Vielfalt zu sichern. So sei der Schutz der Auen im Herbst und Frühjahr während des Vogelfluges besonders wichtig.
In den Auen fänden die Tiere Nahrung und Rastplätze, wie etwa in der Gronauer Gemarkung gut zu beobachten sei. Dort brüte seit Jahren erfolgreich ein Weißstorchpaar, nachdem ein Teich angelegt und ein Horst aufgestellt worden sei. Die Vereinsmitglieder beobachteten Tiere und Vögel und bauten, berichtete der Vorsitzende, über 500 künstliche Nisthilfen, 40 Steinkauzröhren und viele Fledermauskästen, die sie an Bäumen und Gebäuden anbrachten.
Wie wichtig der Schutz der Lebensräume sei, zeige der Rückgang an Vogelarten in Vilbel. Seltener im Wald anzutreffen seien, so Gilbert, Waldlaubsänger, Trauerfliegenschnäpper und Mittelspecht. An der Nidda sei der Stockenten- und am Erlenbach der Wasseramselbestand um 50 Prozent geschrumpft. Der Eisvogel sei an der Nidda nur noch selten anzutreffen. Im Wingert sei der Wendehals und in der Feldflur die Feldlerche verschwunden.
Ursachen seien Störungen bei der Brut durch Menschen und Hunde, die Vernichtung der Brut durch Fuchs und Nerz, Monokulturen und der Einsatz von Spritzmitteln auf den Feldern. In den Bäumen und Büschen auf dem Friedhof lebten Amseln, Ringeltauben, Singdrosseln, Meisen, Finken und Girlitz. Im Steinbruch habe die Stadt Bäume und Hecken entfernt. So fühlten sich auf den Steilwänden und von der Sonne erwärmten Steinen zahlreiche Käferarten, Libellen, Schmetterlinge, Heuschrecken und Vogelarten wohl.
Beobachtet wurden während des Spaziergangs ein flatternder Aurorafalter, tanzende Mücken und Hummeln. Zu hören war der Gesang der Feldlerchen. Der Steinbruch biete, so Gilbert, Rehen und Hasen einen Rückzugsraum.
Sorge bereitet den Vogelschützern die Nutzung der Rudi-Velten-Hütte für Partys und Feiern. Denn im Steinbruch blieben Abfälle zurück. Über dem Gebiet kreisten beim Besuch der Gruppe ein Habicht und sieben Bussarde. Der westliche Teil des Wingerts ist stark verbuscht.
Im Wingert befinden sich die größten Speierlingbestände der Kernstadt und ein alter Mispelbaum. Dessen essbare, säuerlich-aromatischen Früchte dienen der Herstellung von Marmelade, Gelee und Apfelwein.
„Die Streuobstwiesen sind ein wertvoller Lebensraum für Kleintiere, Vögel und Insekten“, sagte Hanne Tinkl vom Verein. Neben Schwanzmeisen fühlten sich in Bad Vilbel auch Kohl-, Blau- und Sumpfmeisen, Krähen und Elstern wohl. Die alten Bäume zögen Feldlerchen, Baumläufer, Buchfinken, Amseln, Grünfinke, Goldammern, Stare und Eichelhäher an, berichtete Hanne Tinkl.
Im östlichen Teil des Wingerts seien viele der Steinkauzröhren in den alten, gepflegten Apfelbäumen bewohnt. Letzte Station der über zweieinhalb-stündigen Wanderung war der Turm der Auferstehungskirche. Dort nisten vor allem Dohlen und Turmfalken.