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Karben. Dass bekannte Autorinnen und Autoren für Lesungen nach Karben kommen, ist nichts Neues. Die ersten Karbener Literaturtage bieten nun aber an acht Tagen die Möglichkeit, Autoren zu treffen, ihnen zuzuhören und Fragen zu stellen. Ein besonderes Buch wird dabei auch vorgestellt.
Literaturtage in Karben, das sollte es schon vor Jahren geben. 2018 hatte Dieter Körber die Idee für das Format. Auch Bürgermeister Guido Rahn war begeistert. Das Literaturforum Karben sollte die Organisation übernehmen – und dann kam Corona. An der Idee hielt Körber fest. Für die Aktiven des Literaturforums war die alleinige Umsetzung wegen ihres Alters – alle um die 80 Jahre – nicht machbar, so dass Körber mit der Idee wieder an Rahn herangetreten ist. Die Organisation haben nun Pressesprecher Dominik Rinkart und Stadtbibliotheksleiterin Antonia Berberich übernommen.
Ganz unbeteiligt blieb Körber aber nicht. »Ich habe den Autoren geschrieben«, sagt er. Über 100 Mails seien es gewesen. »Ich habe auch bei der Auswahl geholfen, habe nach Kinder- und Jugendbuchautoren geschaut«, ergänzt Berberich. Denn während Körber einige Autoren kennt, die schon beim Literaturforum gelesen haben, weiß Berberich, was die Karbenerinnen und Karbener gerne lesen.
Autorinnen und Autoren zu finden war jedoch nicht so einfach, sagt Körber. Denn alle Anfragen müssten über die Verlage gestellt werden. Diese würden sie dann an die Autoren weiterleiten. Deswegen sei es einfacher, mit jenen Autoren in Kontakt zu treten, die bereits im Rahmen des Literaturforums gelesen haben. Auch die Honorare werden von den Verlagen festgelegt, sagt Körber. Netto beträgt das Honorar 800 bis 1200 Euro für eine Lesung – bei »Hochkarätern« sind es sogar 1500 Euro – plus Hotel und Anreise. Im Schnitt müsse pro Abend also 1500 Euro an Kosten gerechnet werden.
Acht Lesungen
für Jung und Alt
An drei Orten finden die Lesungen statt: im Kuhtelier, in der Stadtbücherei und im Saal des Bürgerzentrums. Die Literaturtage werden mit Lesungen von Leon de Winter und Vincent Kliesch eröffnet. Dazu laden die Organisatoren in das Bürgerzentrum. Rund 200 Personen können den Autoren dabei lauschen. Im Kuhtelier finden 75 Menschen Platz. Dort werden Martin Becker und Ingrid Noll lesen. In der Stadtbücherei lesen Andreas Arnold, Bodo Kirchhoff und Sven Gerhardt. 35 Erwachsene oder 45 Kinder können zuhören. Die Unterscheidung kommt daher, dass Bodo Kirchhoffs Buch »Seit er sein Leben mit einem Tier teilt« an Erwachsene gerichtet ist, während Arnold und Gerhardt aus ihren Kinderbüchern lesen.
Andreas Arnold wird aus seinem Kinderbuch »Fionrirs Reise« vortragen. Darin unternimmt ein junger Drache das größte Abenteuer seines Lebens und verlässt sich auf ein ungewöhnliches Rudel.
In »Die Heuhaufen-Halunken« von Sven Gerhardt geht es um Meggy, die mit ihrer Bande in den Sommerferien an den Badesee fahren will – ohne Eltern, aber mit Auto.
Über den niederländischen Gehirnchirurg Jaap Hollander geht es im Roman »Stadt der Hunde« von Leon de Winter. Eine riskante Gehirnoperation in Israel könnte Hollander eine neue Spur zur verschwundenen Tochter eröffnen.
Aus dem fünften Teil seiner Auris-Reihe »Tödlicher Schall« liest Vincent Kliesch. Ein psychopathischer Kollege macht Jagd auf den forensischen Phonetiker Matthias Hegel, und Hegels erbittertster Feind plant einen akustischen Anschlag.
In »Die Arbeiter« erzählt Martin Becker von einer kleinstädtischen Arbeiterfamilie. Ein paar Tage Urlaub, ansonsten Plackerei ist ihr Alltag. Es ist die Geschichte über eine Herkunft aus einfachen Verhältnissen.
Im vegetarischen Gasthaus »Aubergine« arbeiten vier Leute: Inhaberin Irma, das 17-jährige Mädchen für alles, die tratschfreudige Hilfsköchin und der 80-jährige Gemüsemann. Ingrid Nolls »Gruß aus der Küche« zeigt, dass es in der engen Gemeinschaft Turbulenzen gibt.
»Seit er sein Leben mit einem Tier teilt« von Bodo Kirchhoff erzählt von Louis Arthur Schongauer. Einst war er in Hollywood-Filmen zu sehen. Nach dem Tod von seiner Frau zog er sich an den Gardasee mit seiner Hündin zurück. Zwei Frauen treten unerwartet in sein Leben, mit einem Gespür für seine seelischen Wunden.
Die beiden Organisatoren freuen sich auf verschiedene Autoren: Antonia Berberich ist unentschlossen, auf wen sie sich besonders freut. Zuerst kommt wie aus der Pistole geschossen Vincent Kliesch. »Ich bin gespannt, wie er live performt.« Aber auch auf Sven Gerhardt – »er macht das toll mit den Kindern« – und Leon de Winter – »er hat viele Preise gewonnen« – freut sie sich. Körber wirft dagegen einen besonderen Blick auf Martin Becker. »Ich halte ihn für unterbewertet.«
Außerdem wird ein besonderes Buch während der Literaturtage vorgestellt: »Briefe aus dunkler Zeit« ist ein Buch, zusammengestellt aus Briefen und Tagebüchern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Sie stammen aus dem Familienarchiv von Mitgliedern des Literaturforums.
Die Organisatoren sind sich sicher: »Karben ist der perfekte Ort für Literaturtage.« Und wenn sie gut angenommen werden, sollen die Literaturtage im auch nächsten Jahr wieder stattfinden.
Von Jennifer Ningel
Karbener Literaturtage
Leon de Winter »Stadt der Hunde«; Freitag, 14. März, 19 Uhr, Bürgerzentrum
Vincent Kliesch »Tödlicher Schall«; Samstag, 15. März, 19 Uhr, Bürgerzentrum
Andreas Arnold »Fionrirs Reise« (Kinderbuch); Sonntag, 16. März, 15 Uhr, Stadtbücherei
Literaturforum »Briefe aus dunkler Zeit«; Montag, 17. März, 19.30 Uhr, Kuhtelier
Martin Becker »Die Arbeiter«; Dienstag, 18. März, 19.30 Uhr, Kuhtelier
Ingrid Noll »Gruß aus der Küche«; Freitag, 21. März, 19.30 Uhr, Kuhtelier
Bodo Kirchhoff »Seit er sein Leben mit einem Tier teilt«; Samstag, 22. März, 19 Uhr, Stadtbücherei
Sven Gerhardt »Die Heuhaufen-Halunken« (Kinderbuch); Sonntag, 23. März, 15 Uhr, Stadtbücherei
Die Lesungen sind kostenpflichtig.