Karben. Im Büro der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Karben ist ihr Arbeitsplatz: Anna Weide ist die neue Gemeindepädagogin. Was sind ihre Aufgaben? Wie stellt sie sich ihre Tätigkeit vor – und warum sieht sie sich als »Kirsche auf der Torte« der Gemeinde?
Das Büro ist noch ein wenig kahl. Ein Schreibtisch steht darin, darauf ein Laptop, Handy und ein paar Unterlagen. Am Fenster ein Besprechungstisch mit vier Stühlen, links eine Reihe beigefarbener Spinde. Überbleibsel der Sparkasse, die vorher die Räume in der Ramonvillestraße 2 genutzt hat. Seit Kurzem sind sie das Domizil der evangelischen Gesamtkirchengemeinde und damit auch das von Anna Weide, der neuen Gemeindepädagogin. Einziger Farbtupfer ist ein Bild, das die 40-Jährige nach ihrem Einzug Mitte November aufgehängt hat.
In Erfurt und
Potsdam studiert
»Es ist ein Abschiedsgeschenk meiner Kollegen in Worms«, sagt sie. Ein Adler breitet seine Schwingen auf der Leinwand aus, auf den bunten Federn seiner Flügel stehen Worte des Dankes, aber auch gute Wünsche. Außerdem ist ein Zitat aus dem Buch Jesaja zu lesen: »Aber alle, die auf den Herrn vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft, es wachsen ihnen Flügel wie dem Adler.«
Schon oft hat Anna Weide vertraut, immer wieder sind ihr Flügel gewachsen, vieles hat sie seit ihrem Abitur in Butzbach erlebt. Die Grundlage für ihr gemeindepädagogisches Engagement wurde in ihrer Jugend gelegt. Ehrenamtlich war sie in der Butzbacher Heimatgemeinde tätig, als Betreuerin darüber hinaus bei den Heliand-Pfadfinderinnen. Mit 19 Jahren dann zog sie von zu Hause aus, nach Erfurt. »Ich wollte was Neues sehen«, sagt sie. In der thüringischen Hauptstadt studierte sie Erziehungswissenschaften und evangelische Religion und machte dort ihren Bachelor. Zum Masterstudium zog sie nach Potsdam. Noch bevor jedoch das Masterstudium beendet war, gab es eine neue Sehnsucht. »Wir wollten die Welt sehen und nach Südamerika«, erzählt Anna Weide. Wir, das waren sie und ihr jetziger Mann. Mit wenig Gepäck und großen Träumen zogen die beiden los, bereisten Ecuador und Bolivien, Argentinien, Paraguay und schließlich auch Peru, wo sie für die Organisation »Pisco Sin Fronteras« arbeiteten. »Wir haben dort Häuser aufgebaut, die durch ein Erdbeben zerstört worden waren.« Fast ein Jahr lang waren Anna Weide und ihr Freund unterwegs, dann zog es sie zurück nach Deutschland. »Vor allem der Familie wegen«, sagt sie.
Doch nicht in Butzbach ließ sich das Paar nieder, sondern Worms wurde der neue Lebensmittelpunkt. »In Worms habe ich meinen ersten Job bekommen.« Berufsbegleitend absolvierte Weide an der Evangelischen Hochschule Darmstadt (EHD) eine Zusatzausbildung zur Gemeindepädagogin. Dass die damalige Stelle eine geteilte Stelle von Kirche und Kommune war, kommt ihr in ihrem Job in Karben zugute.
»Ich war schon in Worms für die ganze Region, fünf Ortsgemeinden, zuständig. Grenzen zwischen kommunal- und gemeindepädagogisch gab es nicht«, sagt sie. Die Position der Gemeindepädagogin beschreibt sie mit dem Bild eines Törtchens: »Der Teig, das sind die vielen Ehrenamtlichen, ohne die Kirche nicht funktionieren würde. Die Sahne sind die Pfarrer, die in Karben sehr cool sind. Und die Gemeindepädagogin ist die Kirsche. Ein toller Job.« Vorgenommen hat sich Anna Weide, die jetzt mit ihrem Mann und ihren drei Jungen, ein Zehnjähriger und Zwillinge im Alter von sieben Jahren, in Florstadt lebt, so einiges. Doch erst heißt es, sich bekannt zu machen. »Ich habe die Konfirmanden besucht, mich in den Gremien vorgestellt, habe mir die Kindergärten angesehen, war bei den Krippenspielen dabei und habe zum Jukuz Kontakt aufgenommen«, sagt sie.
Jungschar-Gruppe
soll aufleben
Große Pläne hat sie vor allem für die Jugendlichen in der Stadt. In der Jugendhütte in Klein-Karben und im dortigen Gemeindehaus möchte die Pädagogin einen Teamertreff etablieren, wo Jugendliche regelmäßig zusammenkommen können. Außerdem möchte sie die Jungschargruppe in Groß-Karben wiederaufleben lassen. »Wichtig ist mir, miteinander Zeit zu verbringen, sich auszutauschen, zu reden, kreativ zu sein.«
Wichtiger Kontakt soll auch die Schulsozialarbeit an der Kurt-Schumacher-Schule sein. Außerdem ist erklärtes Ziel von Anna Weide, möglichst viele Jugendliche zur Jugendleiterausbildung mitzunehmen, um sie mit allem auszustatten, was man als Betreuer braucht. »Bei allem ist mir wichtig, nichts alleine zu machen, sondern die Jugendlichen einzubinden. Sie sollen nicht nur konsumieren, sondern selbst aktiv werden.«
Kontakt
Wer Kontakt zu Gemeindepädagogin Anna Weide knüpfen möchte, hat per E-Mail an Anna.weide@ekhn.de sowie unter Telefon 0160/98535138 die Möglichkeit dazu.
Von Janine Stavenow