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Neue Köpfe, alte Themen

Neue Köpfe an der Spitze der SPD: die Ortsvereinsvorsitzende Lena Tiemens und Fraktionschef Olaf Schumann. Foto: Fritzsche
Neue Köpfe an der Spitze der SPD: die Ortsvereinsvorsitzende Lena Tiemens und Fraktionschef Olaf Schumann. Foto: Fritzsche

Schöneck. Die SPD Schöneck steckt mitten in einer Umbruchphase. Nach der verlorenen Bürgermeisterwahl im Februar 2024 sucht sie neue Wege, um zu alter Stärke zurückzufinden. Der Anfang ist schon Ende des vergangenen Jahres gemacht: Ein Personalwechsel an der Spitze von Partei und Fraktion soll frischen Wind in die Organisation bringen. Im Gespräch berichten die Ortsvereinsvorsitzende Lena Tiemens (26) und Fraktionschef Olaf Schumann (54) über ihre Pläne.
»Wir wollen so viele Mitglieder wie möglich mit einbeziehen, die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen«, erklärt Lena Tiemens, die sich die Führung des SPD-Ortsvereins mit Thorsten Mack teilt, der Ortsvorsteher in Büdesheim ist.
»Wir ergänzen uns gut«, sagt die 26-Jährige, die beruflich in der ambulanten Erziehungshilfe tätig ist. Ihr großes Ziel: Jüngere Leute motivieren, sich für die SPD zu engagieren. »Dafür müssen natürlich die sozialen Medien eine größere Rolle spielen«, betont Tiemens. Insgesamt befinde man sich aber noch in der Findungsphase. Die Umstände für den Neuanfang sind alles andere als einfach.
Zum einen spielte die Bundespolitik den vor Ort engagierten Sozialdemokraten nicht gerade in die Hände – in die sowieso schon trubelige Vorweihnachtszeit fiel nun auch noch die Organisation des Wahlkampfs für die vorgezogene Bundestagswahl im Februar.
Zum anderen hat der plötzliche Tod ihres Fraktionsgeschäftsführers Walter Rauch eine große Lücke hinterlassen. »Walter fehlt an allen Ecken und Enden«, betonen Tiemens und Schumann. Seine Aufgaben müssen nun neu verteilt werden.
Seine Funktion als Fraktionsvorsitzender hatte der 66-Jährige Rauch bereits kurz nach der Bürgermeisterwahl aufgegeben. Rauch, der für die SPD für das Bürgermeisteramt kandidiert hatte, konnte nur 29,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, den Wahlsieg fuhr Carina Wacker (CDU) im ersten Durchgang ein. Der bisherige SPD-Ortsvereinsvorsitzende Klaus Ditzel stand nach der Wahlschlappe für sein Amt ebenfalls nicht mehr zur Verfügung, um den Weg für einen Generationswechsel frei zu machen.
Die Fraktion führt nun Olaf Schumann, technischer Angestellter im Straßenbauamt Frankfurt, an. Auch hier ist ein Umdenken gefragt. Die SPD ist nicht länger die Partei, die die Bürgermeisterin stellt. Zudem muss sie schauen, wie sie sich von der CDU, mit der über viele Jahre eine Kooperation besteht, abhebt. »Manche fordern einen härteren Konfrontationskurs«, berichtet Schumann. Bis zur Kommunalwahl 2026 bleibt nicht mehr viel Zeit, um das Profil zu schärfen. Fragen, die es zu klären gilt, sind zum Beispiel: Wie steht die SPD zum geplanten Rechenzentrum in Kilianstädten? Der Bau ist in Schöneck wegen des großen Flächenverbrauchs, den der Investor anstrebt, umstritten.
Auch das Alte Schloss in Büdesheim wird in den kommenden Monaten wieder in den Fokus rücken. Nachdem im Zuge von Sanierungsarbeiten Schadstoffe gefunden wurden, könnte die Frage, ob sich die Kommune das Gebäude und vor allem dessen Instandsetzung und dauerhaften Erhaltung leisten kann, erneut gestellt werden. Wie will sich die SPD hier positionieren?
»Bei unserer Klausurtagung im Januar werden wir solche Themen besprechen. Ich sehe zum Beispiel großes Potenzial beim Thema ›bezahlbares Wohnen‹. Da müssten wir als Gemeinde viel mehr tun«, erklärt Schumann. Schönecker müssten ihre Heimatgemeinde verlassen, weil sie sich eine Wohnung hier nicht leisten können, beziehungsweise erst gar keine finden.
Für die Außenwirkung sei es natürlich wichtig, Zusammenhalt zu demonstrieren. Insgesamt wolle man mehr auf die Fachkompetenz der eigenen Mitglieder schauen. Bei bestimmten Themen könnten sich »Experten« herausbilden, die die anderen Fraktionsmitglieder ins Bild setzen bei aktuellen Entwicklungen. Auch so können Aufgaben im Team besser bewältigt werden. Insgesamt wolle sich die SPD Schöneck breiter aufstellen.
Die Wählerinnen und Wähler sollen wissen, wofür die Partei steht. Gerade im Hinblick auf die Kommunalwahl 2026, bei der erstmals auch die AfD im Ort antreten könnte. »Wir müssen zeigen, dass wir die bessere Alternative sind«, sagt Lena Tiemens kämpferisch. Mit Plänen und Zielen, die auch umsetzbar seien.
Von Mirjam Fritzsche