Bad Vilbel. Seit 2016 befindet sich das Stadtarchiv im Rathaus von Bad Vilbel. Zuvor wurde der Bestand in den Kellern des Alten Rathauses, des Hallenbades und des Kurhauses gelagert. Seit neun Jahren befindet es sich zentral an einem Ort, im Keller des Rathauses.
Hier lagert der bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurückreichende Bestand, größtenteils in rund 3000 alterungsbeständigen, säurefreien und ph-neutralen Archivkisten auf 1000 Regalmetern. Im Gegensatz zu früher bei idealen Bedingungen von konstant 18 bis 19 Grad Raumtemperatur und 55 Grad Luftfeuchtigkeit.
Von Dokumenten
bis Filmaufnahmen
Das Büro und zugleich der Leseraum des Stadtarchivs, befindet sich im Erdgeschoss. Alle sieben Mitarbeiter sind Mitglieder des »Bad Vilbeler Vereins für Heimatpflege und Geschichte«. Es sind Peter Zscherp, Karl-Heinz Riethmüller und Wolfgang Kantelberg, die im Hintergrund von Beate Lamb, Wolfram Dietz, Eberhard Seipp und Joachim Feuchter bei ihrer wichtigen Aufgabe unterstützt werden. Unterstellt sind die Archivmitarbeiter direkt Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann, der zugleich Vorsitzender des Geschichtsvereins ist.
Über den Bestand und die Aufgaben des Stadtarchivs informierten die drei Mitglieder des Vereins, Peter Zscherp, Karl-Heinz Riethmüller und Wolfgang Kantelberg kürzlich über Bürgerinnen und Bürger bei der Veranstaltung »Das Stadtarchiv stellt sich vor«.
30 000
Fotografien
Peter Zscherp sagt: »Es gibt nicht das Archiv wie es auch nicht das Internet gibt, sondern einzelne Archive. Dazu gehören städtische Dokumente, Akten, Protokolle, Urkunden, Briefe, Verträge, und Unterlagen der Stadtverwaltung, Standesakten wie Geburts-, Heirats- und Sterbeakten des Standesamtes, das 200 Jahre zurückreichende Haus- und Brandkataster, das Kartenarchiv mit Straßenplänen, aber auch das Zeitungsarchiv sowie Foto-, Film- und Tondokumente, Urkunden, das Plakat- und das Fahnenarchiv, das Sammlungsgut von Vereinen wie Pokale, Ansichtskarten, Broschüren sowie die Etikettensammlung von allen Bad Vilbeler Mineralbrunnenbetrieben.«
Im Stadtarchiv werden die archivwürdigen Akten der Stadtverwaltung und die aus den heutigen Stadtteilen Dortelweil, Gronau und Massenheim sowie Dokumente im sogenannten A-Bestand gelagert. Zum B-Bestand gehören Protokollbücher in denen sich die Sitzungsprotokolle der Stadtverordnetenversammlungen und Ausschüsse befinden. Hinzu kommen Zeitungen, Pläne, Plakate, Fahnen, Fotos und mehr zur Stadtgesellschaft.
»Unsere Kernaufgaben sind die Archivierung sprich das Sammeln, Erfassen, Verwalten und Bereitstellen von Unmengen an unterschiedlichsten Archivalien, die Auskunftserteilung und die Öffentlichkeitsarbeit«, informiert Peter Zscherp. Dazu gehören nicht nur die Unterlagen aus städtischen Ämtern und Dienststellen, sondern auch Sammlungsgut von Vereinen, Privatpersonen, Firmen, Parteien und sonstigen Institutionen.
Hinzu kommen Zeichnungen und Bilder von Künstlern wie dem Vilbeler Maler Willi Menner, Publikationen wie Bücher und Bildbände über Bad Vilbel, die vom Geschichtsverein herausgegebenen Heimatblätter sowie Bücher über Nachbarstädte und -gemeinden, Periodika, wie Fachzeitschriften und Fachbücher. »Diese befinden sich alle in unserem Leseraum im Erdgeschoss«, informiert Karl-Heinz Riethmüller.
Dort befindet sich auch das Fotoarchiv mit rund 30 000, teils historischen Fotografien, die Wolfram Dietz in jahrelanger Arbeit digitalisierte. »Der größte Teil unserer Tätigkeit ist Fleißarbeit, die sicherstellt, dass alles für künftige Generationen erhalten bleibt«, ergänzt Wolfgang Kantelberg. Dazu gehört seit 2016 die Umstellung auf Kartonlagerung. Dafür mussten bisher hunderte prall gefüllter Ordner in Handarbeit für die dauerhafte Lagerung bearbeitet werden. Die Originalakten vom Standesamt werden »entkernt«. Das heißt, die Dokumente werden aus dem Ordner entnommen, von Büro- und Tacker-Klammern sowie Kunststoffhüllen befreit. »Alle Metallteile und die Weichmacher im Kunststoff können im Laufe der Zeit die Dokumente beschädigen«, sagt Peter Zscherp. Danach werden die Akten in die speziellen Archivkartons gepackt.
Herausforderung
Digitalisierung
Ein großes laufendes und zukünftiges Projekt ist die Digitalisierung des Stadtarchivs. Damit verbunden ist die Erfassung aller Bestände in Form von Excel-Tabellen, welche die Grundlage für eine Datenbank bilden. »Wir sprechen hier von derzeit rund 13 700 Datensätzen, das sind 13 700 Akten und Protokollbücher, 30 000 Fotos, die in den 3000 Archivkästen gelagerten Standesakten, Heimatblätter, Bücher und Zeitungen.«
Das Team unterstützt Bürgerinnen und Bürger, Forscher, Autoren, Firmen und Vereine bei der Recherche und Auskunftserteilung. Die Bandbreite reicht von Stammbaum- und Ahnenforschung und Jubiläen über Fragen und Quellen zur Geschichte von Bad Vilbel und der Stadtteile bis zur Unterstützung von Erbenermittlern bei ihrer Suche nach Nachkommen oder Rechtsanwälten bei Erbstreitigkeiten.
Zur Öffentlichkeitsarbeit gehören Vorträge, Ausstellungen und Informationsstände sowie die Betreuung von Besuchern. »Sehr gefreut haben wir uns über das Interesse der Europäischen Schule in Dortelweil. Eine Schulklasse kam mit ihrem Lehrer im Rahmen einer Projektwoche zu uns und recherchierte zu verschiedenen Themen über die Geschichte Bad Vilbels, der Burg und über das Leben des Ritters Bechtram«, berichtet Peter Zscherp.
Von Christine Fauerbach