Bad Vilbel. Der Laden war seit vielen Jahren das einzige Geschäft zur Nahversorgung im Stadtteil. Nun soll es größer und kundenfreundlicher auf dem neuen Laupus-Hof werden, der draußen im Harheimer Weg 100 am Samstag seine Pforten öffnen wird mit einem erweiterten Angebot, das auch ausgewiesene Bio-Produkte und ein kleines Garten-Café mit Spielmöglichkeiten für Kinder umfasst. Auch der neue, großzügig angelegte Aussiedlerhof ist für das Zusammenleben mehrerer Generationen entworfen.
„Die Familie wird irgendwann größer, meine Eltern werden älter“, hat Steffen, der mit 30 Jahren bislang jüngste Spross zusammen mit seiner Lebensgefährtin Bernadette, seinem Vater Rudolf (62) und seiner Mutter Justina (63) überlegt. Weil das 250 Jahre alte Haus in der Mühlstraße 2 keinen Umbau für zwei Familien zulässt, haben sie sich für den Neubau an der Scheuer, die viele vom Kartoffelfest kennen, und für einen Umzug mitten ins freie Feld entschieden.
„Einerseits freuen wir uns, andererseits habe ich seit über 60 Jahren im alten Haus gelebt.“ So beschreibt Rudolf seine gemischten Gefühle. Es falle ihm „nicht leicht, einfach alles auszuräumen, denn draußen im neuen Haus ist irgendwie alles noch etwas fremd“. Sohn Steffen, der schon seit November dort wohnt, versichert: „Da fühlst du dich schnell heimisch.“
Denn die Vorteile liegen auf der Hand. Wohnen auf einer Ebene, Platz für Büros, Garagen, Wirtschaftsräume sowie Zimmer für Azubis und Saisonkräfte direkt auf dem Hof, wo auch gearbeitet wird. Und weil ein Landwirt keine festen Arbeitszeiten kennt und immer mit dem Unvorhergesehenen rechnen muss, denkt Steffen noch einen Schritt weiter: „Da ist es prima, wenn einmal die Kinder einfach zu den Großeltern können.“
Mit Hochdruck gehen die Arbeiten am Neubau voran, damit zur Eröffnung des Hofladens der Aussiedlerhof in frischem Glanz erstrahlt. Die Kühlhäuser sind fertig, die Ladeneinrichtung mit großer Frischetheke, rustikal gestalteten Obstständen und Kartoffelkästen abgeschlossen, die Café-Ecke gemütlich gestaltet und die Küche daneben funktionsfähig.
Reichlich Parkplätze für Kunden stehen künftig vor dem Laden zur Verfügung. „Das war im Ort ein großes Problem, weil in der verkehrsberuhigten Zone kaum eingezeichnete Stellplätze in der Nähe waren“, stellt er fest.
Damit Fußgänger auf dem Weg zum Hofladen von Autos und landwirtschaftlichen Fahrzeugen unbehelligt bleiben, haben Rudolf und Steffen vom Ort zum Hof auf einer Strecke über 400 Meter einen Fußweg angelegt. „Da muss nur noch der Schotter drauf“, sagt Rudolf. Die kleine Brunnenanlage im Hof ist schon gestaltet: mit frischem Rasen, Bäumen, die in ein paar Jahren Gästen und spielenden Kindern Schatten spenden, und einer Schotterfläche für das Gartencafé. „Was einem beim Ausräumen alles in die Hände fällt“, wundert sich Rudolf. Er hält ein altes Rechnungsbuch in der Hand, in dem jede Einnahme im Jahr 1926 getrennt nach Vieh, Getreide, Kartoffeln und Milch mit Bleistift eingetragen ist. Auf der Wohnzimmerkommode steht ein Bild aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg, auf dem Rudolfs Vater August noch ein Bub ist. Gut zu sehen, dass dessen Vater Johannes zu groß für den Militärdienst unterm Kaiser war. „Weil ihm keine Uniform gepasst hat, kam er in die Feldküche“, weiß Rudolf.
Seine Urgroßmutter Margarethe, geborene Schwind aus Gronau, ist die Älteste auf dem Bild. Rudolf „weiß nicht, wie viele Laupus-Generationen in der Mühlstraße gelebt haben“. Aber er kennt die Wurzeln. Anfang des 18. Jahrhunderts kam der Laupus-Urahn, ein Hugenottenpfarrer, aus Frankreich nach Eschersheim. Er hatte viele Kinder, die sich in der Umgebung ansiedelten. Er wird wohl Loup (Wolf, lateinisch: Lupus) geheißen haben, denn das Familienwappen zeigt einen Wolf. Daraus ist Laupus geworden. Nicht jeder darf sich nach Lust und Laune ein neues Anwesen auf dem freien Feld bauen. „Die Landwirtschaft ist privilegiert, sofern ein Aussiedlerhof der Viehhaltung oder der Direktvermarktung wie in unserem Hofladen dient“, erklärt Rudolf. Er versichert: „Auch wenn wir jetzt etwas weiter draußen liegen, sind wir sogar noch besser sortiert für unsere Kunden und zur Versorgung der Massenheimer da.“
Das alte Anwesen bleibt in Familienbesitz. Dort werden auch künftig Schweine gehalten. Auch der Christbaumverkauf soll dort stattfinden. Der neue Hofladen ist montags bis freitags von 9 bis 18.30, samstags von 8 bis 15 Uhr geöffnet. Das Kartoffelfest wird bereits auf dem neuen Laupus-Hof am Sonntag, 28. Juni, gefeiert.