Bad Vilbel. Bilder ausleihen wie Bücher in einer Bibliothek. Diese Idee steckt hinter der »ARTothek« des Bad Vilbeler Kunstvereins. Was vor 25 Jahren im City Hotel auf dem Heilsberg begann, hat mittlerweile seit vielen Jahren in der Frankfurter Straße sein Zuhause gefunden. Der Bestand wächst und wächst.
Während draußen der Regen vom Himmel fällt und ein eiskalter Wind durch die Frankfurter Straße weht, geht im zweiten Stock des Hauses mit der Nummer 75 im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne auf. Dort, wo der Bad Vilbeler Kunstverein sein Zuhause hat, hängen zahlreiche Bilder an der Wand. Die Farben könnten abwechslungsreicher und kräftiger nicht sein. Herta Maria Reitz steht im Paradies für Kunstliebhaber und -interessierte: in der »ARTothek«. »Wir haben eine so tolle Auswahl. Ich bin damit sehr glücklich«, sagt sie.
Im City Hotel
fing alles an
Die »ARTothek« ist eine echte Erfolgsgeschichte des Bad Vilbeler Kunstvereins. Vor 25 Jahren kommt den Mitgliedern die Idee. Das Grundprinzip ist schnell erklärt. Bilder für einen kleinen Betrag ausleihen – bis zu sechs Monate lang – und dann entscheiden, ob die ausgeliehenen Kunstwerke gekauft oder zurückgegeben werden. Herta Maria Reitz ist von Anfang an für die »ARTothek« verantwortlich. »Ich möchte, dass jedes Bild perfekt zur Geltung kommt. Das macht die Kunstwerke aus. Es ist wichtig, wie sie arrangiert sind.«
Zu entdecken gibt es mehr als 450 Werke von 30 Künstlerinnen und Künstlern. »Alle sind Mitglied bei uns im Kunstverein«, sagt Reitz. »Angefangen haben wir damals mit 100 Bildern.« Vor 25 Jahren beginnt alles im City Hotel auf dem Heilsberg. »Es war ein Pop-up-Store, als es noch gar keine Pop-up-Stores gab«, sagt Reitz und lacht. Auf Raumsuche landet die Bilder-Leih-Ausstellung später auch bei Reitz zu Hause. »Unsere untere Etage musste herhalten. Da musste auch mein Mann durch.«
Dann schließlich stellt die Stadt dem Kunstverein die Räumlichkeiten in der Frankfurter Straße zur Verfügung. Mittlerweile sind dort Büroräume, Werkstätten – und eben die »ARTothek« daheim. »Dafür sind wir sehr dankbar.«
Bilder verliehen hat Reitz schon an die Sparkasse Oberhessen, Arztpraxen – aber auch an viele Privatpersonen. Sie alle haben einen Termin mit ihr ausgemacht und sich die Kunstwerke vor Ort angeschaut. »Sollte das Bild im Büro oder der Wohnung aber nicht passen wie gewünscht, dann tauschen wir das gerne aus«, sagt Herta Maria Reitz. »Ich möchte, dass es den Leuten mit unserer Kunst gut geht.«
Termine
auf Anfrage
Die Kundinnen und Kunden könnten unterschiedlicher nicht sein. »Kürzlich war ein junges Paar hier, das neu nach Bad Vilbel gezogen ist und für seine Wohnung auf der Suche war. Andere kommen seit mehr als 20 Jahren zu mir.« Die »ARTothek« sei eine schöne Gelegenheit, die Kunst zu den Menschen zu bringen, ohne gleich eine Kaufverpflichtung einzugehen. 100 bis 150 Bilder werden pro Jahr verliehen. Drei Monate kosten 20 beziehungsweise ab nächstem Jahr 25 Euro. »Damit decken wir nur die Versicherung ab.« Der Künstler oder die Künstlerin legt vorher fest, was das Bild kostet. »Sollte es verkauft werden, gehen zehn Prozent an den Kunstverein.«
Herta Maria Reitz ist seit 1997 im Kunstverein dabei, der nur ein Jahr vorher gegründet wurde. »Ich bin über den freien Treff der ›Montagsmaler‹ dazu gekommen«, sagt sie. Heute leitet sie nicht nur die »ARTothek«, sondern auch eine Kunst-AG am Georg-Büchner-Gymnasium. »Die Kunst ist einfach meine Leidenschaft.«
Die »ARTothek« schließt sie dabei nicht nur auf, wenn Termine vereinbart werden. »Die Bilder sollen perfekt zur Geltung kommen. Dafür spielt eine große Rolle, was und wie es hängt. Das ist eine Herausforderung.« Zu entdecken gibt es neben Zeichnungen auch Fotografien, Collagen, Aquarelle, Öl- und Acrylbilder in unterschiedlichen Formaten. »Ich bin immer im Gespräch mit den Künstlerinnen und Künstlern. Wir tauschen auch regelmäßig Bilder aus und bringen Abwechslung rein.«
Kontaktdaten: Wer Interesse an den Kunstwerken und der »ARTothek« hat, schreibt einfach eine Mail an die Adresse artothek@kunstverein- bad-vilbel.de oder besucht die
Homepage unter der Adresse www.kunstverein-bad-vilbel.de.
Von Patrick Eickhoff