Bad Vilbel. Als vor 250 Jahren über Vilbel der Morgen graute, hatten viele Dörfler vermutlich kein Auge zugetan. Bleich, übernächtigt und schreckensstarr sahen sie einem Osterfest entgegen, das am Karfreitag mit Kanonenfeuer eingeleitet worden war – ein Tag, der als „Blutiger Karfreitag“ in die lokale Geschichte zum Siebenjährigen Krieg (1752 – 1759) eingegangen ist. Und was der Tag alles bringen würde, wusste niemand, lagen doch kampfbereite und verzweifelte Soldaten ringsum an den Hängen. Dabei waren die Vilbeler noch glimpflich davon gekommen an diesem Freitag, dem 13. April 1759.
Das befestigte Dorf Bergen hingegen war von preußisch-hannoverischen Truppen unter Beschuss genommen worden. Auf dem Schlachtfeld rund um die Berger Warte lagen die Leichen Tausender Soldaten.
Was in den Kriegstagen vor 250 Jahren in der „Schlacht bei Bergen und Vilbel“ passiert ist, ist in einer Ausstellung im Kurhaus zu erkunden. Basis ist eine Dokumentation des Historikers Ingo Berlinger, die als Band 52 der Bad Vilbeler Heimatblätter zum Jahrestag erschienen ist. Seit Jahren forscht der Lehrer im Ruhestand über die Geschichte des Siebenjährigen Krieges. Er ist dabei auf Widersprüche in der Darstellung des „Blutigen Karfreitags“ auf den Schlachtfeldern rings um Bergen und Vilbel gestoßen. Er suchte nach Originaldokumenten in den verschiedensten deutschen und französischen Archiven. Staubige Finger hat er sich auch in Bad Vilbels Stadtarchiv geholt. Claus-Günther Kunzmann, Leiter des Kulturamtes, stellte ihm die „Künstlerwohnung“ zur Verfügung. Bei einer der zahlreichen Begegnungen wurde auch die Ausstellung und ein begleitendes Programm zum Jahrestag der Schlacht bei Bergen und Vilbel geplant.
„Ich bin ein ganz unmilitaristischer Mensch“, erklärte Beringer, der während der Ausstellung Fragen beantwortete und Bücher signierte. Als Kind habe er in seiner Heimatstadt am Neckar erlebt, wie ein Bombenangriff das Leben von 7000 Menschen ausgelöscht hatte. Solche Erfahrungen verhinderten jeden Enthusiasmus bezüglich militärischer Taten. Wer die Ausstellung im Kurhaus besucht und das Buch studiert, wird dies bestätigt bekommen. So schildert die Tafel „Bad Vilbel: Der Nachmittag “ auf die Stunde genau, was auf dem Schlachtfeld zwischen Vilbel und Bergen passierte. Doch das Leid der Sterbenden und Verwundeten wird ebenso klar benannt.
Die Schlacht zwischen den Soldaten des Preußenkönigs Friedrich II. und französischen Truppen, die Frankfurt besetzt hielten, war ein Blutbad. 6000 Soldaten verloren ihr Leben. Bestechend an der Ausstellung sind die schlüssigen klaren Beschreibungen auf 15 Tafeln und das anschauliche Bildmaterial. Die Ausstellung „Blutiger Karfreitag“ ist während der Öffnungszeiten des Kurhauses zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.
Das Buch „Blutiger Karfreitag“, Bad Vilbeler Heimatblätter, Band 52, ist zu beziehen über den Verein für Geschichte und Heimatpflege oder beim Kartenbüro der Burgfestspiele. ISBN 978-3-00-027397-1