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Dänen, Friesen, Sorben, Sinti und Roma

Friesische Straßennamen, vorgestellt beim Rundgang mit Kurator Robert Lorenc. Foto: Christine Fauerbach
Friesische Straßennamen, vorgestellt beim Rundgang mit Kurator Robert Lorenc. Foto: Christine Fauerbach

Bad Vilbel (cf). Es gibt viele Gründe, warum Bürgerinnen und Bürger ins Rathaus gehen. Seit Freitag gibt es mit der im Foyer aufgebauten Wanderausstellung »Was heißt hier Minderheit?« einen weiteren. Besucher können bei einem Rundgang die Vielfalt Deutschlands aus einer neuen Perspektive erleben. Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm (SPD) begrüßte zur Ausstellungseröffnung die Wetterauer Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik (SPD), Heinrich Siemens als Vertreter der Plautdietschen im Bunnsraat för Nedderdüütsch, Karl-Peter Schramm, den Vorsitzenden des Minderheitenrates, und den Kurator der Ausstellung und Europäischen Ethnologen Robert Lorenc.
Natalie Pawlik ist Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Damit ist sie die zentrale Ansprechpartnerin für die vier anerkannten autochthonen (»alteingesessen«) Minderheiten. Es sind dies die dänische Minderheit, die friesische Volksgruppe, das sorbische Volk und die deutschen Sinti und Roma. Zudem setzt sie sich für die Belange der Sprechergruppe Niederdeutsch, die (Spät-)Aussiedlerinnen und -Aussiedler sowie die Angehörigen der deutschen Minderheit in den MOE- und GUS-Staaten ein.
Pawlik eröffnete die Wanderausstellung in Bad Vilbel. Erstmals gezeigt wurde die Wanderausstellung im März 2022 im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages. Sie gibt Einblicke in die Geschichte und das gegenwärtige Leben, der in Deutschland anerkannten nationalen Minderheiten. Sie bietet die Möglichkeit, frei von Klischees etwas über politische Ziele und individuelle Wünsche von Menschen, die ein Leben mit mehreren Sprachen und Kulturen führen, zu erfahren. »Es gibt deutsche Staatsangehörige, die bereits seit Jahrhunderten in Deutschland leben und doch eine eigene Sprache, Kultur und Geschichte, eine eigene Identität haben. Die Ausstellung soll den Blick auf einen Teil unserer Gesellschaft lenken, der vielen bisher unbekannt geblieben ist«, sagte Pawlik.
Die Besucher können sich über politische Ziele und individuelle Wünsche von Menschen, die ein Leben mit mehreren Sprachen und Kulturen führen, informieren. Welche Geschichte(n), Sprachen und Lebenswirklichkeiten verbergen sich hinter dem Begriff »Minderheit«? Wie kann man deutsch, aber gleichzeitig auch Dänin, Sinto, Romni, Sorbe, Friesin oder Plattsprecher sein? Alle genannten Gruppen einige der Wunsch an gleichberechtigter Teilhabe. Der Stand einer Demokratie zeige sich daran, wie sie mit Minderheiten umgehe.
Bis 20. Dezember
Die Ausstellung »Was heißt hier Minderheit?« ist interaktiv gestaltet. Was heißt, sie lädt Besucher zum Dialog und Kennenlernen der Minderheiten und zum Auseinandersetzen mit deren Kultur ein. Alle Stationen sind Unikate. Verbindende Elemente sind ein Aufsteller, eine Vitrine mit Texten, Bildern und Exponaten und einer Video-Station. An beispielhaften Erzählungen wird Einblick in die spannungsreiche Beziehungsgeschichte zur Mehrheitsgesellschaft gegeben.
Eigen- wie Fremdklischees werden aufgezeigt und spielerisch aufgefangen, Perspektivwechsel sollen ermöglicht werden. Ein tragendes, erzählerisches wie gestalterisches Element ist die Anderssprachigkeit innerhalb einer Mehrheitsgesellschaft. »Jeder achte Bewohner Europas gehört einer Minderheit an, spricht nicht nur die Nationalsprache«, sagte Kurator Lorenc.
Die Wanderausstellung »Was heißt hier Minderheit?« ist bis 20. Dezember im Foyer des Rathauses, Am Sonnenplatz 1, in Dortelweil, zu sehen.