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Was bleibt, ist die Hoffnung

Karben. Schlomo (Marco Endres) verkündet den jüdischen Bewohnern seines Dorfes in Rumänien bei seiner Rückkehr im Jahr 1941 die Neuigkeit: „Die Nazis sind da, im Schtetl jenseits der Berge!“ Daraufhin setzt eine lebhafte Diskussion darüber ein, was zu tun sei, um sich vor der Deportation zu retten.

Rund 20 Schüler der Theater-Film-AG des Albert-Einstein-Gymnasiums aus Maintal-Dörnigheim führten vor wenigen Tagen rund 80 Besuchern im Karbener Bürgerzentrum das Stück „Zug des Lebens“ auf. Die Aufführung war der Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in der Stadt.

Das Stück nach dem gleichnamigen Film erzählt in einer Vision davon, wie sich Bewohner eines jüdischen Dorfes selbst evakuieren, um der Deportation durch die Nationalsozialisten in ein Konzentrationslager zu entkommen. In einem Zug reisen sie gen Palästina.

Das Projekt Theater-Film-AG gibt es seit rund drei Jahren. Mit dem Stück habe man sich im letzten Jahr bei den Schultheatertagen in Hanau beworben, erzählen Mandy Müller und Antje Prejawa vom Projektteam; seither haben die Schüler das Stück bereits mehrfach aufgeführt. Müller hat das Theaterstück nach der Fassung von Jörg Isermeyer inszeniert.

Die Laiendarsteller aus den sechsten bis zwölften Klassen beeindrucken durch ihre überzeugende Darstellung. Mit großem Engagement schlüpfen sie in die Rollen von Verfolgten und Verfolgern. Martialisch treten einige in Mänteln mit dem Hakenkreuz an der Armbinde als Nazis auf. So spielt Mordechai (Lisa Riedel) die Rolle als NS-Major, der die Gruppe auf ihrer Reise begleitet, so überzeugend, dass selbst NS-Wachen davon beeindruckt sind und den Zug weiterfahren lassen. Mehrfach rettet sein couragiertes Auftreten die Gruppe aus brenzligen Situationen.

Das Stück taucht tief ein in den Lebensalltag jüdischer Dorfbewohner zur damaligen Zeit. Die Religion spielt eine wichtige Rolle, Männer tragen Kopfbedeckungen, Frauen Röcke, und alle zollen dem Rabbiner Respekt. Selbst auf ihrer langen Zugreise halten die gläubigen Juden am wichtigen Sabbatgebet fest. In der Gruppe werden existenzielle Fragen diskutiert wie jene nach der Existenz Gottes oder nach dem „richtigen“ politischen Weg.

Im Anschluss findet eine Diskussionsrunde statt, moderiert von Peter Nickel von der Evangelischen Kirche. Es gebe genügend Anlässe, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sagt eine Schülerin. (kre)