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Aus Hawaii zu Besuch in alter Heimat

Einmal im Jahr nimmt Cornelius Rubsamen aus Hawaii (vorne links) an einem Turnier seines Schachvereins »Königsspringer Karben« teil. Foto: Fauerbach
Einmal im Jahr nimmt Cornelius Rubsamen aus Hawaii (vorne links) an einem Turnier seines Schachvereins »Königsspringer Karben« teil. Foto: Fauerbach

Karben/Butzbach. Mit 21 Jahren wanderte Cornelius Rubsamen aus Butzbach-Fauerbach nach Hawaii aus. Heute besucht der bekannte Schachspieler und Dozent, der Mitglied im Schachverein »Königsspringer Karben« ist, einmal jährlich Deutschland. Und spielt dann Schach – und zwar mit den »Königsspringern« in Karben.
Ein amerikanischer Traum wird für einen von der Schule und Enge seines Dorfes frustrierten Twen aus der Wetterau wahr. Er fliegt im Dezember 1993 nach Hawaii. Er will für drei Monate Tante und Onkel besuchen. Geblieben ist er bis heute.
»Mir hat es dort so gut gefallen, ich wollte nie wieder weg«, erinnert sich Cornelius Rubsamen. Aufgewachsen ist er in der Wetterau. Der gebürtige Frankfurter zog mit seiner Mutter im Alter von fünf Jahren von der Mainmetropole nach Butzbach-Fauerbach. Er besuchte die Grundschule in Hoch-Weisel und später bis zur elften Klasse das Gymnasium Weidigschule.
Er liebt Schachduelle und Wettkämpfe
Er spielt Fußball beim SV Hoch-Weisel und Tennis im Ski- und Tennisclub Ober-Mörlen. Mit 15 Jahren lernt er im Familienkreis Schachspielen.
»Schach ist eine intellektuelle Aktivität. Das Spiel der Könige hat mir von Beginn an großen Spaß gemacht. Im Gegensatz zum Schulunterricht. Bis heute liebe ich Duelle und Wettkämpfe«, sagt Cornelius Rubsamen. Er nutzte jede freie Minute, auch auf dem Schulweg im Bus oder Zug, um in Büchern und Fachzeitschriften Artikel über Schach zu lesen oder Partien zu studieren. »Durch Schach lernte ich, mich zu konzentrieren, selbstständig zu recherchieren und zu studieren.«
Im Billard-Café am Bahnhof lernte er 1990 die Butzbacher Schachspielerin Michelle Viviane Frank kennen. »Ich spielte drei Jahre lang Blitzpartien gegen sie, lernte dabei viel.« Formalen Schachunterricht hatte er nie, las sich sein Wissen in Büchern und der Schachzeitung an. Durch Michelle Viviane Frank nahm er an Wettbewerben und Turnieren teil. »Sie und Günther Kuban spielten damals Schach im Verein in Bad Nauheim. Günther war der stärkste Spieler. Die beiden haben mir ermöglicht, in der ersten Mannschaft mitzuspielen, obwohl ich dafür die Klasse noch nicht hatte.«
Sein erstes Jahr auf Hawaii verbrachte Rubsamen vor allem am Strand und als Surfer auf dem Meer. Auf Drängen der Verwandten ging er wieder zur Schule und wechselte nach zwei Jahren auf dem Leeward Community College auf die University of Hawaii at Manoa. »An der Universität in Honolulu hatte ich Glück. Bereits als Student erhielt ich einen Job als Englischtutor. Mit der Vergütung und meinen Einnahmen als Schachlehrer in zwei Vereinen finanzierte ich als Student meinen Lebensunterhalt. Schach lief immer parallel.« Er studierte Englisch, Rhetorik und Pädagogik. Dem Bachelor und Master in Englisch über Shakespeare schloss sich eine Dissertation über Rhetorik an.
Zwei Jahre nach seiner Ankunft auf Hawaii las er in der Zeitung die Ankündigung eines internationalen von Eric Schiller organisierten Schachturniers. Er schaffte die Qualifizierung und meldete sich an. »Die Partien gingen über sechs bis sieben Stunden. Da muss man körperlich und mental fit sein.« Ab diesem Turnier spielte er jährlich auf Turnieren. »Ich bin ehrgeizig, will gewinnen. Es dauert zehn Jahre, bis man Technik und Strategie des Schachspiels und die Eröffnungsvorbereitung, sprich die ersten 20 Züge, beherrscht«, sagt Cornelius Rubsamen. Er übte zu Hause und am Strand auf dem PC. Das zahlte sich aus. Ab 2002 gewann der Uni-Dozent bisher zwölfmal die State Championships auf der Insel.
»Heute dreht sich beim Schach für die stärkeren Spieler alles um die Spielvorbereitung. Ich mag die Nachforschung und die Recherche, lese nach wie vor gern Literatur über Schach und Schachunterricht.«
Neben seiner Karriere an der Universität unterrichtet Rubsamen Schach in Kindergärten, an Schulen, in zwei Schachclubs und gibt Erwachsenen Einzelunterricht. »Ich habe unter anderem Robert Lau als Schüler unterrichtet. Er hat später die nationalen Schachmeisterschaften der USA gewonnen. Ich wurde mit ihm geehrt.«
Günther Kuban
wiedergetroffen

Seit 2018 besucht Rubsamen jährlich für vier Wochen gemeinsam mit Ehefrau Novelynn, die er an der Uni kennenlernte, seine Mutter in Butzbach-Fauerbach. Seine Einstellung zur »alten« Heimat hat sich geändert. »Ich hatte ein schwierige Jugend, mir fehlte die Vaterfigur. Früher habe ich nur das superschöne Hawaii geliebt, heute auch das ›graue Deutschland‹.«
Bei Exkursionen lernte er die schönen Seiten der »goldenen Wetterau« kennen und schätzen. Auch dem ruhigen Butzbach-Fauerbach kann der inzwischen 52-Jährige einiges abgewinnen. »Eines Tages komme ich nach Fauerbach zurück.« In Hawaii zu leben sei sehr, sehr teuer.
Ist er in Deutschland und es passt zeitlich, dann spielt er gern bei den Rhein-Main-Open in Bad Homburg oder um den Heinerfest-Schachpokal in Darmstadt mit.
»Dort habe ich Günther Kuban wiedergetroffen, der im SV Oberursel spielte. Ich trat dem Verein bei. Als er im April 2024 mit sechs weiteren Schachfreunden den Schachverein ›Königsspringer Karben‹ gründete, bin ich mitgewechselt. Ich folge Günther«, sagt Cornelius Rubsamen.
Seine Spielstärke-Zahl (ELO) liegt derzeit bei 2184. Er nimmt, wie die derzeit anderen zwölf Mitglieder, an den Turnieren wie dem Aloha-Blitzturnier »seines« Karbener Schachvereins teil, das er gewann. Zudem bestreitet Rubsamen nationale und internationale Turniere in den USA und Europa.
Von Christine Fauerbach