Bad Vilbel. Baustelle auf dem Heilsberg: Weil im vergangenen Jahr das Dach der Elisabethkirche in Kassel eingestürzt ist, hat die Bauabteilung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau den Kirchenvorstand der Heilig-Geist-Gemeinde aufgefordert, die Sicherheit der Kirche im Stadtteil zu überprüfen. Jetzt ist klar, welche Erhaltungsmaßnahmen anstehen.
Die Heilig-Geist-Kirche auf dem Heilsberg ist seit dem 1. Juli geschlossen. Hintergrund sind Bau- und Erhaltungsmaßnahmen. Im November vergangenen Jahres stürzte in Kassel das Dach der Elisabethkirche ein. Es hatte Stützträger aus Holz, die verleimt waren – eine in den Fünfziger- und Sechzigerjahren gerne verbaute Konstruktion. Wie auch in ähnlicher Weise 1964 in der Heilig-Geist-Kirche, weswegen die Bauabteilung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau den Kirchenvorstand der Heilig-Geist-Gemeinde aufforderte, die Sicherheit der Kirche zu überprüfen.
Deren Bauausschuss – zuständig für alle gemeindeeigenen Gebäude – beauftragte zunächst einen Statiker, der sich die zwölf Meter hohe Decke durch ein Fernglas ansah. »Nach erster Sichtung von unten aus ist alles in Ordnung, der Statiker hatte nichts zu beanstanden«, sagt Winfried Suhany, Leiter des Bauausschusses der Heilig-Geist-Gemeinde. »Hier ist ein anderer Leimbinder verwendet worden als in Kassel«, ergänzt Marlene Bruderek-Soldner, stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands. »Hier ist alles etwas solider gemacht als dort.«
Fußboden nicht für
Hubwagen geeignet
Dennoch sei es erforderlich, die Dachkonstruktion und auch ihre Verleimung ordentlich zu überprüfen, sprich: von oben, direkt unterm Dach. Und das geht nur mit einem Hubwagen. Der kommt zwar durch die Kirchentür ins Gebäude hinein, ist aber zu schwer für den Fußboden, der nur auf den normalen Betrieb einer Kirche ausgelegt ist.
Und hier kommt die Besonderheit des Gebäudes ins Spiel: Die Heilig-Geist-Kirche wurde auf einem abschüssigen Gelände gebaut und hat kein festes Fundament, sondern einen Kriechkeller: eine Art Keller mit einer Höhe von siebzig bis zweihundert Zentimetern, in dessen Mitte etwa alle fünf Meter Quermauern eingezogen sind. Baupläne dazu sind noch erhalten, sie sagen aber nichts zur Statik der Kellerdecke oder des Kirchenfußbodens aus, weswegen sie neu berechnet werden musste.
Das Ergebnis: In den Kriechkeller müssen Stahlgerüste eingebaut werden, um die Kellerdecke beziehungsweise den Kirchenfußboden zu festigen, damit er das Gewicht eines Hubwagens tragen kann. »Wir haben Gas gegeben, den Auftrag schon vergeben und sind froh, dass die Baufirma bereits begonnen hat«, sagt Winfried Suhany.
Die Stahlstützen würden extra gefertigt, die seien kein Problem, aber »bei sechzig bis achtzig Zentimeter Arbeitshöhe ist der Einbau für die Leute der ausführenden Firma sicher keine Freude«. Notwendig sei die Maßnahme aber, und die Investition lohne sich, da künftig alle fünf Jahre die Statik des Gebäudes geprüft werden und eine Sicherheitsbegehung stattfinden müsse. Außerdem werde, wenn der Hubwagen schon mal stehe, auch die Dacheindeckung der Kirche überprüft.
Gottesdienste im
Gemeindehaus
Weil die Bauleute mit ihren Gerätschaften durch die Kirche müssen, um in den Kriechkeller zu gelangen, musste die Kirche geschlossen werden, die Gottesdienste finden zurzeit im Gemeindehaus statt. »Dafür reicht der Platz dort, aber für größere Veranstaltungen leider nicht«, sagt Marlene Bruderek-Soldner.
Einen Zeitplan für die Arbeiten gebe es noch nicht, nach dem Einbau der Stahlstützen im Kriechkeller kommt das beauftragte Ingenieurbüro zum Einsatz, das mithilfe des Hubwagens das Kirchendach untersucht. Sollten bei der Überprüfung Mängel an der Dachkonstruktion festgestellt werden, bleibt die Kirche bis zur Reparatur geschlossen.
Davon gehen Suhany und Bruderek-Soldner aber nicht aus. »Wir haben die Hoffnung, noch in diesem Jahr mit allen Arbeiten fertig zu werden und den Weihnachtsgottesdienst in der Kirche feiern zu können.« Aber überstürzt werde nichts, geöffnet werde die Kirche erst wieder, »wenn wir mit ruhigem Gewissen sagen können, jetzt ist alles in Ordnung«.
Von Christiane Kauer