Bad Vilbel. Empört über eine Übung der Feuerwehr auf dem Heilsberg ist der Anwohner O., der unter dem Titel „Rauchbomben-Knalleffekte zur Gutenachtgeschichte“ den Einsatz vom Donnerstagabend in den seit wenigen Wochen leer stehenden Häusern der Mormonensiedlung im Heilsberger Tannenweg harsch kritisierte. „Während wir ahnungslose Bewohner der am Hang darüber gelegenen Moulins-Ring-Siedlung unsere Kinder zur gewohnten Zeit gegen halb acht Uhr zu Bett bringen wollten, explodierte in einem der Häuser mit lautem Knall und Blitz die erste Rauchbombe“, schildert Anwohner O. seine Eindrücke:
„Dichter Rauch stieg aus dem Inneren des Hauses auf und nährte die Befürchtung, dass bald der ganze Wald in Flammen stehen würde. Kurz darauf flackerten auf einer Handvoll Feuerwehrautos die Blaulichter und starke Halogen-Scheinwerfer machten die Nacht zum Tage, was die anfängliche Unruhe unserer Kinder langsam zu Angst und aufkeimender Panik werden ließ.“
Aus dem Kinderzimmer sei zu beobachten gewesen, wie unzählige Feuerwehrmänner mit schwerem Gerät und Atemschutzmasken in eines der Häuser eindrangen. Ihre Kollegen hätten mit Taschenlampen das Unterholz nach imaginären „Brandstiftern“ durchsucht.
Eine zweite Rauchbombe sei wenig später „zur besten Tagesschauzeit zur Detonation gebracht“ worden und habe „die zur Beruhigung aufgewühlter Kinderseelen eingesetzte Gutenachtgeschichte schnell zur Farce werden“ lassen, klagt der Anwohner: „Das ganze betriebsame Geschehen wurde untermalt von lautem Getöse der mitgebrachten Kompressoren und dem penetrant-sonoren Geräusch der ebenfalls zur Schlafenszeit eingesetzten Kettensäge. Erst gegen 22.30 Uhr sei wieder Ruhe am Heilsberger Hang eingekehrt.
Zwar hätten die Anwohner Verständnis dafür, dass sich die Feuerwehr „die einmalige Chance, in einer zum Abbruch bestimmten, verlassenen Siedlung in großem Stil den Ernstfall zu simulieren, nicht entgehen lassen will“, so Herr O., der allerdings meint, es sei fraglich, ob dies zu dieser Nachtzeit, mit dieser Lärmkulisse und ohne Information der betroffenen Anwohner sein müsse. „Mindestens bei der Kommunikation sind die Verantwortlichen bei Feuerwehr und Verwaltung noch weit von der Meisterschaft entfernt – und allenfalls Kreisklasse“, schimpft der Anlieger.
„Wir machen das nicht für uns, sondern für die Bürger“, entgegnet Stadtbrandinspektor Matthias Meffert. „Wir müssen mit den Gerätschaften fit sein, um jede Situation zu beherrschen.“ Bei der Übung waren 25 Einsatzkräfte der Wehren von Heilsberg und der Kernstadt beteiligt. Ziel der Übung waren die Bergung von Verletzten und Leiterübungen.
Eigentlich müssten die Einsatzkräfte viel häufiger üben, doch mangele es an Gelegenheiten. Die kurz vor dem Abriss stehenden Häuser seien ein Glücksfall, um unter realistischen Bedingungen zu trainieren. „Da schadet es nix, wenn ein Ziegel kaputtgeht“, erklärt Meffert. In den Häusern habe es ideale Bedingungen für Übungen mit Atemschutzgerät gegeben. Deswegen seien Rauchbomben gezündet worden. Auch die Strom-Aggregate hätten Lärm verursacht. Eigentlich müssten solche Übungen regelmäßig stattfinden, betont er, doch gebe es kaum Hausbesitzer, die dies erlaubten. Die letzte solche Übung liege schon knapp eineinhalb Jahre zurück, erinnert sich der Stadtbrandinspektor. Er wollte die inzwischen abgerissene Kohlesäureanstalt am Nordbahnhof noch für eine Übung nutzen, doch es gab keine Erlaubnis. Deswegen findet es Meffert sehr schade, wenn Anwohner Kritik üben: „Da fehlt mir jedes Verständnis.“
Auch der späte Termin sei kein Zufall, denn die Wehrleute seien berufstätig und hätten für ihr ehrenamtliches Engagement erst abends Zeit. „Wir können nicht jedem Anwohner vorher Bescheid sagen“, so Meffert: „Wenn wir nachts um drei zum Einsatz müssen, interessiert das den Bürger auch nicht.“