Bad Vilbel. Wer am Karsamstag beim Herkules-Markt in Dortelweil einkaufte, konnte unter dem Motto »Ein Teil mehr für die Tafel« etwas für bedürftige Menschen tun. Doch wie sieht die aktuelle Situation der Tafel aus? Wie viele Menschen können versorgt werden? Und wie wird gearbeitet?
Die Sammelaktion der Bad Vilbeler Tafel am Karsamstag fand hier zum dritten Mal statt und wurde wieder gut angenommen. Viele nahmen einen der Handzettel mit in den Markt, auf denen die Tafel dringend benötigte haltbare Lebensmittel wie Kaffee, Tee und Konserven aufgelistet hatte, aber auch Hygieneartikel gehörten dazu.
Die Sammelaktionen der Tafel fanden früher meist in der Vorweihnachtszeit statt, in der viele Spendenaktionen laufen, sagt Christa Gobst, die die Tafel Bad Vilbel leitet. Deswegen nutze sie nun den Karsamstag. Aber die Tafel-Mitarbeitenden freuen sich jederzeit über jede Spende.
Und prompt erscheint an diesem Mittwochvormittag nach Ostern ein Mann in der Ritterstraße 34, wo die Tafel ihre Räume hat, und gibt eine Spende ab – eine große Kiste mit haltbaren Lebensmitteln wie Nutella, Marmelade, Speiseöl und anderen Dingen. Rick Frey und Erika Zech, die gerade Dienst haben, nehmen sie ihm ab und tragen sie ins Lager. Dort werden auch die Spenden gesammelt, die die Fahrer montags, dienstags und mittwochs früh bei den Supermärkten abholen, ehe sie sortiert und bis zur Abholung gelagert werden. Und das natürlich unter Einhaltung aller Vorschriften – Kühlkette, Hygieneschulung, Putzpläne sind nur einige Stichworte, die auf die Bürokratie hinweisen, mit der die Arbeit der Tafeln auch verbunden ist. Das Gesundheitsamt schaut jährlich vorbei, sagt Christa Gobst, alles sei mit hohem organisatorischen Aufwand verbunden. Wenigstens seien inzwischen die Lieferscheine digitalisiert, die den Supermärkten als Nachweise für die Spenden ausgestellt werden, sagt Lothar Gobst. Pro Abholtag bei den Märkten seien früher zehn bis 15 Zettel ausgefüllt worden – das sei nun einfacher.
Aber im Wesentlichen laufe alles gut. Die Tafel Bad Vilbel sei mit fast 50 Ehrenamtlichen gut aufgestellt, »eine coole Truppe«, wie Christa Gobst sagt. Und was man hört: Beim Sortieren und Vorbereiten der Lebensmittel für die Ausgabe wird viel gelacht. Ausgabezeit ist jeweils am Mittwochnachmittag. Momentan kommen um die 200 Personen, eingeteilt in zwei Gruppen, jeweils im Zwei-Wochen-Rhythmus. Sie haben nach einer Bedürftigkeitsprüfung einen Tafelausweis erhalten und können für sich und ihre Angehörigen bei der Tafel Lebensmittel abholen.
Für alle gleich sind bei jedem Ausgabetermin die Tüten mit Haltbarem. An diesem Mittwoch sind das H-Milch, Kaffee, Konserven und Süßigkeiten. »Wir haben sogar noch welche von Weihnachten«, sagt Christa Gobst, »aber die sind ja lange haltbar«. Schokoladenosterhasen und -eier gibt es dann in etwa drei Wochen. Obst und Backwaren sind die nächste Station bei der Ausgabe, es folgt das Gemüse, das nach Bedarf und Vorliebe ausgewählt werden kann. Schön sei, so Christa Gobst, dass Bauernhöfe die Tafel unterstützten. Frische Lebensmittel werden immer gebraucht.
Insgesamt versorgt die Tafel, die unter dem Dach der Nachbarschaftshilfe läuft, rund 530 Personen, darunter etwa 180 Kinder. Angefangen hat sie 2008 mit 32 Abholern. »Die Kunden werden mehr, die Waren werden weniger«, sagt Christa Gobst. Die Supermärkte kalkulierten inzwischen anders, um Lebensmittelverschwendung so weit wie möglich zu vermeiden, »da bleibt für uns weniger übrig«. Dennoch sei die Tafel eine kleines »Unternehmen« mit persönlichem Bezug zu den Kundinnen und Kunden. Die Ehrenamtlichen wissen, was die Leute brauchen, welche Unverträglichkeiten oder Vorlieben sie haben.
Info
Wer der Tafel Bad Vilbel Lebensmittel oder Hygieneartikel spenden möchte, kann das mittwochs vormittags zwischen 9 und 11 Uhr tun und gerne vorher erfragen, was gerade besonders benötigt wird. Die Tafel ist telefonisch zu erreichen unter 0 61 01/8 02 72 72 oder per E-Mail an die Adresse tafel@ nachbarschaftshilfe-bv.de.
Von Christiane Kauer