Karben. Die Karbener Stadtwerke haben einen neuen Technischen Leiter. Jesus Gil-Gustavo hat diesen Posten seit dem 1. Januar inne. Noch braucht der gebürtige Spanier ein wenig Eingewöhnungszeit. Große Projekte warten in der Zukunft auf ihn und die Stadtwerke.
Ein mittelgroßer Mann mit Glatze kommt an einem regnerischen Nachmittag in die Kläranlage. Er ist adrett gekleidet: Langer grauer Mantel, senffarbener Pullover – am Kragen blitzt ein kariertes Hemd hervor. In der einen Hand hält er seinen Kaffee, in der anderen einen Stapel Dokumente. Sein erster Satz: »Ich bitte um Entschuldigung, aufgrund eines Folgetermins habe ich nur eine Stunde Zeit.« Es ist aber mehr als verständlich, dass Jesus Gil-Gustavo momentan ein sehr gefragter Mann ist.
Seit dem 1. Januar ist der gebürtige Spanier der neue Technische Leiter der Karbener Stadtwerke. Bereits im Oktober stand fest, dass er Michael Quentin beerben würde. »Von Oktober bis Dezember habe ich mit Michael Quentin zusammengearbeitet. Er hat mir die Aufgabenbereiche des Jobs aufgezeigt«, sagt Gil-Gustavo.
Aus Spanien für Karben
Doch was macht man als Technischer Leiter überhaupt? »Das sind unterschiedliche Aufgaben«, sagt er. »Dazu gehört die Koordination der Teams der einzelnen Bereiche der Stadtwerke und die technische Unterstützung in allen Belangen.« Darunter fallen der Bauhof, das Hallenfreizeitbad, die Kanalisation, das Klärwerk und die Wasserversorgung der Karbenerinnen und Karbener. Der Technische Leiter kümmere sich verstärkt um die drei letztgenannten Bereiche. Gil-Gustavo sagt, er habe »das große Ganze im Überblick« und schaue, wo »Verbesserungen oder Modifizierungen« vorgenommen werden könnten.
Seine Vita lässt darauf schließen, dass Gil-Gustavo für diese Aufgabenfelder geeignet ist. Zunächst hat er an der Universität in Valladolid Chemieingenieurwesen studiert. »Ich habe aber sehr viel im Umweltbereich gearbeitet«, sagt Gil-Gustavo. An der Universität Wageningen in den Niederlanden hat er dann Umweltingenieurswesen studiert und war im Anschluss in einem Klärwerk tätig. Vor rund zehn Jahren ist Gil-Gustavo nach Deutschland gekommen und hat in verschiedenen Unternehmen im Umweltbereich gearbeitet.
Eine besondere Verbindung zu Karben hätte der Umweltingenieur nicht. »Ich habe die Stellenausschreibung gesehen und mir gedacht, dass ich das machen möchte«, sagt er. Nach seinen ersten Gesprächen mit seinem Vorgänger Quentin habe Gil-Gustavo Karben und die Stadtwerke als »the place to be« beschrieben.
»Ich möchte betonen, dass der Umgang mit den Kollegen und dem Team sehr einfach ist«, sagt er. »Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, nach Karben zu kommen.« Dennoch hat sich der Technische Leiter noch nicht zu 100 Prozent in seinen neuen Job eingelebt. Derzeit huscht er noch von Termin zu Termin und von einer Online-Konferenz zur nächsten. Gil-Gustavo verwendet eine Metapher, um die Lage zu beschreiben: »Das Flugzeug ist gelandet, befindet sich aber noch auf dem Rollfeld.«
Dabei warten auf ihn und sein Team große Projekte, die in der Zukunft angegangen werden müssen.
Wasserversorgung als »oberstes Gebot«
Dazu gehören der Einbau einer vierten Reinigungsstufe im Klärwerk, die Planung des Nahwärmenetzes mit dazugehöriger Implementierung in das System der Stadtwerke und die Auswirkungen des viergleisigen Ausbaus der S6 zwischen Bad Vilbel und Friedberg. »Da müssen wir uns mit der Deutschen Bahn abstimmen, da Trinkwasserleitungen und Abwasserrohre die Gleise queren«, erklärt der Umweltingenieur. Der neue Technische Leiter sagt, die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner sei »das oberste Gebot«. Gil-Gustavo betont: »Unsere wichtigsten Aufgaben sind, Trinkwasser zur Verfügung zu stellen sowie das Abwasser richtig einzuleiten und zu reinigen.« Von Patryk Kubocz