Karben. Der Apfelwein und die Wetterau sind unzertrennlich. Dass nicht nur die großen Keltereien guten Äppler herstellen können, zeigt der Wettbewerb für Hobbykelterer des BUND und der Naturfreunde in Karben. Und dies trotz der schlechten Apfelernte im Vorjahr.
Zum zwölften Mal haben der Ortsverband des Bundes Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Naturfreunde Karben den Wettbewerb für Hobbykelterer in der Naturfreundehütte veranstaltet. Dieses Mal siegte einer, der eigentlich keinen Apfelwein produzieren wollte, und ein Teilnehmer erkannte seinen Apfelwein unter 19 abgegebenen Proben.
»Weil es erhebliche Ernteeinbußen durch Trockenheit und Hagelschaden gab, ist es erstaunlich, dass dennoch so viele Hobbykelterer an dem Wettbewerb teilgenommen haben«, sagt Ulrike Loos, ehemals BUND-Vorstandsmitglied. Die Proben wurden wie immer nach Farbe, Geruch und Geschmack bewertet.
Norbert Wetz aus Klein-Karben hat ein eigenes »Stöffche« gekeltert. Das Obst stammt von der Streuobstwiese seiner Frau in Groß-Karben. Anfang bis Mitte September setzt er den Apfelwein an und nimmt ihn um den 10. Januar von der Hefe. Auch Schlehen hat Wetz schon zugesetzt, »doch dann wird die Farbe des Apfelweins rötlich«.
Sorten wie Kaiser Wilhelm und Goldparmäne verwendet er gerne. »Die verwendeten Äpfel dürfen auf keinen Fall faul sein und sollten vom Geschmack durchmischt sein«, sagt Kelterer Wetz. Die Streuobstwiese seiner Frau datiere aus dem Jahr 1932. Teilweise sei der Baumbestand erneuert worden, dennoch habe es durch Krankheiten der Bäume bereits Verluste gegeben.
Maue Apfelernte
im vergangenen Jahr
Wie Loos erklärt, ist der Großteil der Streuobstwiesen noch in privater Hand. Viele Pächter pflanzten niederstämmige Bäume nach, die nicht auf eine Streuobstwiese gehörten. Auch die städtischen Streuobstwiesen seien nicht alle im Zustand eines voll funktionsfähigen Biotops. Viele wollten die intensive Handarbeit für die Pflege der Bäume nicht mehr verrichten.
Anke Behrens, Vorsitzende der IG Streuobst, weist auf einen Winterschnittkurs am 24. Februar ab 9 Uhr in der Rapp’s Juice Factory hin. »Ich habe den Jahrgang 2022 eingereicht mit vielen gemischten Äpfeln von der Wiese, darunter viel Friedberger Bohnapfel«, sagt sie.
Die Apfelernte 2023 sei mau gewesen, wegen Frosts in der Blüte und Hagel im September. »Mir schmeckt ein Apfelwein gut, wenn er eine gute Portion Säure, schöne Struktur und Apfelfrucht und keinen metallischen oder korkigen Geschmack aufweist«, sagt Behrens.
Für Sonnfried Morawek ist bei einem guten Apfelwein der Geschmack am wichtigsten. Morawek mag ihn mild. Gisela Schaub hat eine Probe von Streu- und Tafelobst abgegeben. In der Gemeinschaftsobstanlage in Klein-Karben spricht sie von 100 Prozent Verlust bei der Ernte. Auf den eigenen Streuobstwiesen in Petterweil seien es 30 Prozent gewesen. Dieter Schaub ergänzt, dass junge Leute heute gerne milden Apfelwein trinken. Der bittere Abgang unter Zunahme von Speierling sei nicht gewünscht.
Eigenen Apfelwein am Geschmack erkannt
Stefan Erk ist mit 53 Jahren der jüngste Kelterer in der Runde. Er keltert etwa 200 Liter pro Jahr. Apfelwein trinkt er gerne säuerlich-herb. »Das Schöne am Keltern ist, dass jedes Fass anders schmeckt«, sagte er. Stefan Klause hat eine eigene Kelterei in Dortelweil. 2023 habe man meist den Kelterapfel Bohnapfel verwendet. Deshalb schmecke der 2024er Apfelwein wohl relativ gleich. »Ich habe eine Probe abgegeben, die 2022 gekeltert wurde«, sagte er. Friedrich Hut aus Karben erkannte seinen eigenen Apfelwein an der Farbe und dem Geschmack. »Der Apfelwein ist so trüb, den gibt es nur zweimal«, sagte er.
Sieger Stefan Klause freute sich mit 260 Punkten über den ersten Platz. »Es war ein guter Apfel, Sternrenette mit ein bisschen Speierling dabei. Es sollte eigentlich ein Cidre werden«, sagt er. Den zweiten Preis erzielte Holger Stegmann mit 241 Punkten. Der dritte Preis mit 236 Punkten ging an Sonnfried Morawek.
Von Georgia Lori