Bad Vilbel. Soll in unmittelbarer Nähe zum Dortelweiler Kultur- und Sportforum bezahlbarer Wohnraum entstehen? Wenn es nach den Grünen geht, ist diese Frage eindeutig mit »Ja« zu beantworten. Die Stadt möchte die Fläche lieber anderweitig nutzen. Die Begründung lieferte Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) in der Stadtverordnetenversammlung am Dienstagabend.
Gewerbegebiet oder bezahlbarer Wohnraum? Mit dieser Frage beschäftigten sich am Dienstagabend Bad Vilbels Stadtverordnete im Dortelweiler Kultur- und Sportforum. Die Debatte drehte sich um die gut drei Hektar große Wiese südlich des Dortelweiler Platzes, schräg vor dem Kultur- und Sportforum an der Friedberger Straße.
Matthias: Bezahlbarer
Wohnraum ist knapp
Wenn es nach den Bad Vilbeler Grünen geht, soll dort bezahlbarer Wohnraum entstehen. Jens Matthias führte aus: »Bad Vilbel hat erheblichen Wohnraum geschaffen, aber es hat immer versäumt, die Balance zwischen bezahlbarem Wohnraum und freiem Wohnraum zu schaffen.« Matthias griff eine Studie auf, die im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss vorgestellt worden sei. Demnach würden drei Viertel aller Mieten in der Kernstadt über elf Euro liegen. »Die Situation in Bad Vilbel und in Dortelweil wird vermutlich nicht anders aussehen. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass das Jobcenter nur Wohnungen bis zur Mietobergrenze von 8,50 Euro bezahlt.«
Bad Vilbel brauche daher bezahlbaren Wohnraum, auch wenn dieser an einigen Stellen wie am Lehnfurther Weg bereits geschaffen werde. Die Stelle südlich des Dortelweiler Platzes sei dafür ideal: nahe an Einkaufsmöglichkeiten, nahe am Sport- und Kulturangebot und unweit der S-Bahn. Vor Ort könnte ein guter Mix an Wohnungen entstehen. Für Gewerbeflächen gebe es Projekte wie das geplante »Phyll« – »eine riesige Bürolandschaft mit modernster Büroarchitektur«. Matthias fragte: »Sollte das nicht ausreichen, um zu expandieren?« Matthias appellierte an die SPD. Dieses Thema sei ein »urgrünes« und »ursozialdemokratisches Thema«.
Der Vorstoß blieb ohne Erfolg. CDU-Fraktionsvorsitzende Irene Utter führte aus, dass man in Bad Vilbel viel im Bereich Wohnraum getan habe. Sie zählte auf: Dortelweil- West, die Amiwiese auf dem Heilsberg, die Neubaugebiete »Im Schleid« und im Quellenpark. Ihr Fazit: »Wir sind in den vergangenen Jahren mit diesem Thema vorbildlich umgegangen.«
Keine reine Wohn- und Schlafstadt
Man müsse in der Stadt eine ausgewogene Mischung zwischen Arbeit und wohnen finden. »Bad Vilbel soll keine reine Wohn- und Schlafstadt werden.« Zur Wahrheit gehöre auch, dass viele Bauvorhaben, wenn es nach den Grünen gegangen wäre, so nicht umgesetzt worden wären.
Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) erklärte, warum die Fläche als reines Gewerbegebiet so wichtig sei. Denn sie sei die letzte Reserve für den Bau für Büros. »Die anderen Gewerbeflächen sind nicht im Zugriff der Stadt.« Man müsse sich also immer erst mit dem Investor wie beim Projekt »Phyll« einigen. »Unsere Fläche ist sofort verfügbar.« Und weil diese bereits als reines Gewerbegebiet deklariert sei, müsse dann auch nichts geändert werden.
Der Antrag der Grünen wurde von CDU, SPD, FDP und AfD abgelehnt. Dafür stimmten die Grünen sowie der fraktionslose Michael Wolf.
Von Patrick Eickhoff