Bad Vilbel. Einen besonderen Höhepunkt bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen stellt stets das Musical dar. Dieses Jahr steht mit »My Fair Lady« ein echter Klassiker in den Startlöchern. Am Freitag feiert das Stück Premiere. Die Zuschauer erwartet ein Spektakel – in vielerlei Hinsicht.
Große Inszenierung mit großer Herausforderung
Am Beginn des meistgespielten klassischen Musicals steht eine Wette: Gelingt es dem erfolgreichen Phonetikprofessor Henry Higgins (Markus Maria Düllmann), aus der ungebildeten, schlimmsten Dialekt sprechenden Blumenverkäuferin Eliza Doolittle (Julia Steingaß) eine Lady zu machen? Nach wochenlanger Tortur mit merkwürdigen Sprechübungen, wie »Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn«, feiert Higgins seinen Erfolg. Doch er hat seine Wette ohne Eliza und vor allem ohne seine Gefühle gemacht: »Wart’s nur ab, Henry Higgins!«
Regisseur Christian H. Voss, seit 2010 Dauergast auf dem Regiestuhl in Bad Vilbel, freut sich auf ein »ganz besonderes Stück«, wie er sagt. Allein die Größe der Inszenierung spreche Bände. 14 professionelle Schauspieler, ein Orchester, zehn Mitglieder des Bad Vilbeler Belvoce-Chors. »Da kommt Einiges zusammen.«
In die Rollen von Higgins und Eliza Doolittle schlüpfen Julia Steingaß und Markus Maria Düllmann, die in dieser Saison auch gemeinsam im Stück »Pünktchen und Anton« auf der Bühne zu sehen sind. Düllmann gibt zu: »Das ist die textlastigste Rolle, die ich je in meinem Leben gespielt habe.«
Mit einem Lächeln fügt er an: »Und meine Frau wundert sich, warum ich keine Zeit habe.« Sprache spiele in dem Stück und bei seiner Rolle eine besondere Rolle. »Die Qualität und Quantität ist schon herausfordernd«, fügt er an. Dabei gehe es aber in dem Stück noch um viel mehr. »Feminismus, Sprache und die zwischenmenschliche Beziehung der beiden.« Julia Steingaß ergänzt: »Wie die ausgeht, verraten wir jetzt aber noch nicht.«
48 Kostüme
für 14 Darsteller
Damit sich die historische Wasserburg in das alte London von 1912 verwandelt müssen auch die Kostüme und die Musik passen. Für das flexible Bühnenbild inklusive Drehscheibe ist Oliver Kostecka verantwortlich. Für die Outfits Monika Seidl. »48 Vollkostüme haben wir alleine für die 14 Darsteller«, berichtet sie. Besonders warm werde es allerdings für Higgins und Doolittle. »Das Stück beginnt im Winter und geht sechs Monate. Sprich die beiden werden Handschuhe und Mantel anhaben. Das wird bei 30 Grad nicht angenehm.«
Gitarre ersetzt
die Harfe
Die musikalische Leitung hat Philipp Polzin inne. »Früher war das Ganze alles Größer ausgelegt. Da gab es beispielsweise eine echte Harfe im Orchester.« Deshalb habe man das Stück »an die heutigen Hörgewöhnheiten angepasst«, wie Polzin erläutert. »Ich würde es eine sanfte Modernisierung nennen. Anstatt der Harfe gibt es nun eben eine Gitarre.«
Leichte Anpassungen musste auch Regisseur Voss vornehmen. Denn das Musical von Frederick Loewe (Musik) und Alan Jay Lerner (Buch) sei vor vielen Jahren erschienen. »Nicht alles was dort gesagt wird, würde man vielleicht heute noch sagen. Deshalb haben wir untereinander viel gesprochen, wie wir das lösen können.«
Intendant Claus-Günther Kunzmann hebt anschließend noch einmal die Bedeutung der Sprache hervor. »Welche Position nehme ich über meine Sprache in der Gesellschaft ein? Sie ist ein zentrales Element.«
35 000 Euro von den Sparkassen
Kunzmann freut sich außerdem, dass auch in dieser Festspielsaison die Sparkassen Oberhessen, Frankfurter Sparkasse 1822 und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen die Burgfestspiele, namentlich die Musicals fördern. Den Scheck in Höhe von 35 000 Euro überreichten Oliver Seufert (Sparkassen), Martin Sänger (Centerleiter Bad Vilbel), Eric Zimdars (Pressesprecher) und Lars Wäller (Regionaldirektor). Zimdars sagt: »Wenn ich die Kostüme, das Bühnenbild sehe und höre, was alles passiert: Dann ist das Geld gut angelegt.« Kunzmann betont: »Die Sparkassen unterstützen die Kultur in Bad Vilbel schon länger, als es die Burgfestspiele gibt. Wir freuen uns, dass wir dank der Förderung diese aufwendigen Produktionen so auf die Beine stellen können.«
Von Patrick Eickhoff