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Eine »außergewöhnliche Siedlung« feiert

Der Gemeindechor der Heilig-Geist-Kirche singt das »Heilsberglied«. Foto: Kauer
Der Gemeindechor der Heilig-Geist-Kirche singt das »Heilsberglied«. Foto: Kauer

Bad Vilbel. Am Sonntag wurde die Festwoche »75 Jahre Heilsberg« mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem Festakt in der Heilig-Geist-Kirche eröffnet. Die Festwoche stellt den Höhepunkt des Festjahres dar, in der zahlreiche und vielfältige Veranstaltungen stattfinden.
Am Sonntag wurde die Festwoche »75 Jahre Heilsberg« mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem Festakt in der Heilig-Geist-Kirche eröffnet. Die Festwoche stellt den Höhepunkt des Festjahres dar, in der zahlreiche und vielfältige Veranstaltungen stattfinden.
Am 9. Juni 1948 wurde auf der Höhe über Vilbel ein Kreuz errichtet, auf dessen Kreuzbalken die Inschrift »Es ist in keinem anderen Heil« angebracht war. Damit begann die Geschichte des Heilsbergs, wie Pfarrer Jürgen Seng zur Eröffnung im Festgottesdienst sagte. Seitdem wird an jedem zweiten Sonntag nach Trinitatis auf dem Heilsberg die Kreuzerrichtung gefeiert – und deswegen startete die Festwoche auch an diesem Tag, der in diesem Jahr auf den 18. Juni fällt.
Treibende Kraft hinter der Kreuz-Errichtung und der Siedlungsgründung war Otto Fricke, Bevollmächtigter des evangelischen Hilfswerks – heute die Diakonie –, der mit der Stadt Vilbel und der US-amerikanischen Militärregierung darüber verhandelte, auf der Vilbeler Höhe eine Siedlung für Flüchtlinge und Vertriebene zu errichten. Und so wurde der Heilsberg zunächst zu einer Siedlung für diese Menschen, die blieben und dort bis heute eine zweite Heimat fanden. Ein schöner Beleg dafür: Am Festgottesdienst am Sonntag nahmen knapp 20 »Siedlungskinder« der ersten Generation und Mitglieder des Ostpreußenvereins teil.
Blick zurück,
aber auch nach vorne

Auch Pfarrerin Sabine Bertram-Schäfer, Pröpstin für Nord-Nassau, ging in ihrer Festpredigt auf die Geschichte »dieser außergewöhnlichen Siedlung« ein. Sie erinnerte an Adolf Freudenberg, den ersten Pfarrer auf dem Heilsberg, der gleichzeitig »Sozialarbeiter« gewesen sei, der für die Leute sorgte. Und an Wenzel Jaksch, der sich für die Sudetenlandsiedlung einsetzte, sowie an die Gründung der katholischen Gemeinde Verklärung Christi 1957. Doch sie schlug auch einen Bogen in die Gegenwart, indem sie die 110 Millionen Menschen nannte, die weltweit jetzt auf der Flucht seien, die wie die Vertriebenen und Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg alles zurücklassen mussten und eine neue Heimat finden müssen. Musikalisch begleitet wurde der sehr gut besuchte Festgottesdienst vom Posaunen-, vom Gemeinde- und vom Jugendchor der Heilig-Geist-Kirche. Den musikalischen Rahmen für den anschließenden Festakt gestaltete das Akkordeonorchester Bad Vilbel.
Eröffnet wurde der Festakt von Ortsvorsteher Peter Schenk, der die Vertreter der Politik begrüßte. Als er in seinem kurzen Rückblick die »Heilsberger Nachrichten« erwähnte, ging eine freudige Erinnerung durchs Publikum. Doch Schenk blickte auch nach vorne: Das Augenmerk müsse auf den Kindern und Jugendlichen liegen, denn sie seien die Zukunft; dafür stehe auch das neue Heilsberger Jugendhaus, das in den nächsten Tagen eröffnet werde. Und dass die Gemeinschaft auf dem Heilsberg noch immer wichtig sei, habe gerade wieder die lange Tafel am Freitagabend gezeigt, an der sich viele Heilsbergerinnen und Heilsberger zusammensetzten, um gemeinsam den Abend zu verbringen.
»Es waren die Menschen, die den Heilsberg zu dem machten, was er heute ist«, stellte Bürgermeister Sebastian Wysocki fest, in der er Mut, Tatkraft und Initiative der Menschen in den Mittelpunkt stellte. Die Menschen, die aus Lehmboden der Vilbeler Höhe und Trümmersteinen aus Frankfurt die ersten Häuser bauten, bis zu denen, die heute dort leben und den Stadtteil entwickeln und gestalten.
Das sind inzwischen rund 6300 Bürger – so viele, wie Otto Fricke in den Anfängen im Sinn hatte und ihm damit »eine Punktlandung« gelang, wie Wysocki feststellte. »Altes geht unter, Neues entsteht«, sagte er. An das Alte erinnerten Straßennamen und Plätze, Neues werde gebaut, wie das neue Heilsberger Bürgerhaus, dessen Spatenstich noch in diesem Jahr anstehe.
Den musikalischen Schlusspunkt des Festakts setzte der Gemeindechor der Heilig-Geist-Kirche mit dem »Heilsberglied«, mit Freude gesungen zur Melodie von »Kein schöner Land« und mit viel schauspielerischem Talent vorgetragen. Die Festgäste applaudierten begeistert. Auf dem Platz vor der Kirche ging das Fest weiter bei bestem Feierwetter, kühlen Getränken, Speisen vom Grill und vielen Gesprächen unter »alten« und »neuen« Heilsbergerinnen und Heilsbergern. Alle Veranstaltungen der Festwoche und des Festjahres finden unter www.75JahreHeilsberg.de. Von Christiane Kauer