Bad Vilbel. Drei ZDF-Kameras haben in der evangelischen Christuskirche in Bad Vilbel Position bezogen. Abwechselnd springt das rote Aufnahmelicht zwischen ihnen hin und her. Dann rücken entweder der Chor »Gospeltrain«, das zahlreich erschienene Gottesdienst-Publikum oder Pfarrer Klaus Neumeier ins Bild. Alles ist bereit für den zweiten von vier Fernsehgottesdiensten aus der Christuskirche, die in diesem Jahr bundesweit ausgestrahlt werden. Aber noch ist es nicht halb zehn, noch läuft die Probe kurz vor Sendungsbeginn.
Protagonisten und Publikum haben die Abläufe anscheinend verinnerlicht. Schließlich gehören Live-Übertragungen von Gottesdiensten längst zum Jahreskalender der Bad Vilbeler Christusgemeinde. Handys aus oder stummschalten, Winken vermeiden – Pfarrer Neumeier weist trotzdem noch einmal auf das Wesentliche hin.
Pünktlich um 9.30 Uhr gilt dann der Modus »on air«. Jetzt ist das Geschehen im Kircheninnern in der ganzen Republik zu sehen. Eröffnet wird der Gottesdienst von Moderator Klaus Neumeier und Präses Dr. Annette Kurschus, der Ratsvorsitzenden der EKD. Die nächsten 45 Minuten sollen ganz im Zeichen des Themas »Wasser des Lebens – Segen vom Himmel« stehen, kündigen sie an. Und, wie sollte es beim Stichwort »Wasser« anders sein, bieten sich natürlich einige Bezüge zu Bad Vilbel an: Quellen, Mineralwasser, Nidda, Taufe.
Höhepunkte sind die Auftritte von einzelnen Gemeindemitgliedern, die von ihren eigenen Taufen und von den Taufen ihrer Kinder berichteten. Behzad Fotoohi erzählt der Gemeinde und allen Christen an den Fernsehbildschirmen, dass er sich nach seiner Taufe in der Nidda vor vier Jahren »wie neugeboren« gefühlt habe. »Taufe bedeutet für mich zwei Dinge«, sagt er. »Einerseits ist es die offizielle Bestätigung: Ich bin Christ. Andererseits passiert auch etwas im Innern. Es entsteht eine geistige Verbindung mit Jesus.«
Auch Judith Dietrich lässt die Menschen an ihren Gedanken teilhaben. Sie selbst habe sich vor der Konfirmation zur Taufe entschieden, ihre Tochter sei mit zwei Jahren getauft worden. Beides, das kann man aus ihrem Beitrag heraushören, waren für sie richtige Entscheidungen.
Auch Tjara Nothvogel möchte mit 14 getauft werden – und sie hat nichts dagegen, dass ein Teil der Nation dabei zuschaut. Pfarrer Neumeier kommt diesem Wunsch gerne nach. Anja Seybold von der Kirchengemeinde steht ihm dabei zur Seite. Die anschließende Predigt auf Tjaras Taufvers »Der Herr ist meine Stärke und mein Schild« hält Präses Dr. Annette Kurschus.
Der Gottesdienst offenbart einen angenehm kurzweiligen Charakter. In 45 Minuten Sendezeit muss es ja auch von Anfang an zur Sache gehen. Und den nötigen Zündstoff dafür liefert immer wieder die Musik. Fast 200 Menschen in der Christuskirche feiern den Chor »Gospeltrain« unter der Leitung von Thorsten Mebus sowie Dekanatskantorin Nilani Stegen an der Orgel. Lieder wie »Deine Liebe trägt mich«, »Wasser des Lebens« und »Amazing Grace« sorgen für die passende Stimmung unterm Kirchendach. (jsl)
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