Karben. Es leben in Karben immer mehr über 65-Jährige. Welche Angebote gibt es für sie, was kann für diese Altersgruppe getan werden? Dieser und weiteren Fragen geht der Altenhilfeplan der Stadt nach. Doch wie sieht es mit der Umsetzung der darin gemachten Vorschläge aus? Seniorenbeiratsvorsitzender Fritz Amann hakt nach.
Im Jahr 2014 hat die Stadt die Erstellung des Altenhilfeplans beauftragt. Federführend nahm der Arbeiter-Samariter-Bund das in die Hand. Der zog mit Klaus Schoenicke seinerzeit einen ausgewiesenen Experten zurate.
In allen sieben Stadtteilen wurden Bürgerforen mit bis zu 150 Teilnehmenden veranstaltet, die zur Bestandsanalyse der Altenhilfeangebote und der Infrastruktur in den Stadtteilen dienten. Zudem gab es eine Begehung aller Stadtteile durch Altenpflegeschüler mit Rollstühlen und Rollatoren, um die bauliche und soziale Infrastruktur zu erfassen. Festgestellt wurde eine Vielzahl von Barrieren, wie etwa zu enge und verstellte Bürgersteige, kurze Ampelschaltungen, nicht rollstuhlgeeignete Zugänge zu Läden und Praxen.
Es wurde eine Bestandsaufnahme der Daten gemacht und bis zum Jahr 2030 hochgerechnet. Daraus geht hervor, dass der Anteil der 65- bis unter 75-Jährigen in der Stadt 2011 bei 9,8 Prozent lag, bis 2030 aber auf 14 Prozent steigen wird. Bei den 75-Jährigen und Älteren sieht es ähnlich aus: 8,1 Prozent 2011, 13,6 Prozent 2030. Damit läge Karben laut Statistik des Altenhilfeplans sogar noch über den durchschnittlichen Werten des Wetteraukreises und des Landes Hessen.
Plan könnte in
Vergessenheit geraten
Gründe genug also, einen systematischen Altenhilfeplan zu erstellen. Dessen Inhalte sind den Mitgliedern des Ausschusses für Jugend, Soziales und Kultur im November 2015 vorgestellt worden. Gut ein Jahr später ist das 64 Seiten starke Werk von den Stadtverordneten verabschiedet worden. Darin sind auch Handlungsempfehlungen aufgelistet worden. Wer kümmert sich darum, dass diese Punkte eingehalten bzw. umgesetzt werden? Der Vorsitzende des Seniorenbeirats, Fritz Amann, befürchtet, der Plan könnte in Vergessenheit geraten. »In der heutigen Stadtverordnetenversammlung sitzt doch niemand mehr, der die Inhalte des Plans verinnerlicht hat«, sagt er. Die Stadtverordneten seien eingebunden gewesen, »damit sind sie quasi der Auftraggeber«. Umsetzen müsse die Maßnahmen die Stadt. Er habe das Gefühl, bei den Planern seien die Bedürfnisse der Senioren »angekommen«, bei den Ausführenden »leider nicht«.
Amann bezeichnet den Altenhilfeplan als »gute Grundlage«. Aber er müsste ständig aktualisiert werden, fordert er. Exemplarisch nennt er den Punkt 1 der Handlungsempfehlungen. Die Studie empfehle die Gründung eines Arbeitskreises Altenhilfe, der aus Mitgliedern des Seniorenbeirats und der Altenhilfe-Anbieter bestehen sollte. Er solle sich mindestens halbjährlich treffen zur Koordination der Angebote. Der Arbeitskreis müsse von der Stadt moderiert werden, lautet die Handlungsempfehlung. »Ich sehe keine Aktivitäten der Stadt«, kritisiert Amann. Dabei hatte sich der Arbeitskreis im September 2017 konstituiert und sich vierteljährlich getroffen. In der neuen Wahlperiode sei noch nichts geschehen.
Amann macht dafür auch die Vakanzen im zuständigen Fachbereich der Stadtverwaltung mitverantwortlich. Die langjährige Leiterin Susanne Schubert sei im Herbst vergangenen Jahres ausgeschieden. Eine Nachfolgeregelung sei ihm bislang nicht bekannt.
Stadtsprecher Dominik Rinkart, teilt dazu auf Anfrage mit, Frau Schubert sei die Fachbereichsleitung gewesen. Allerdings sei sie nicht konkret für die Senioren-Themen zuständig gewesen. Inzwischen sei Silke Stroh im Haus für Alles zum Thema »Senioren« zuständig.
Von Holger Pegelow