Karben. Fast 750 Jahre alt ist die kleine Kirche in Groß-Karben direkt am Dorfmittelpunkt, dem sogenannten Dallesplatz. Doch die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten haben ein wahres Wunder bewirkt: Nun sieht sie wieder aus wie neu.
1378 wurde die kleine Kirche, die gerade einmal Platz für 200 Besucher bietet, erstmals urkundlich erwähnt. Tatsächlich soll sie aber schon 50 Jahre früher erbaut worden sein, wie der Groß-Kärber Herbert Dietz vermutet. Zumindest in einem Chorraum sollen Fundstücke freigelegt worden sein, die auf den Anfang des 14. Jahrhunderts hindeuten. Dietz kennt noch weitere Details, beispielsweise, dass eine der beiden Glocken im 2. Weltkrieg ausgebaut worden sei, um daraus Kanonen zu gießen. Erst 1953 sei sie durch eine neue Glocke ersetzt worden.
Die Sanierung und Renovierung der kleinen evangelischen Kirche war längst überfällig, als 2016 im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms zunächst mit den Arbeiten an der Außenmauer begonnen wurde.
Zwar waren bereits 1959/60 innen, 1968 außen, und 1985/86 erneut innen Renovierungen vorgenommen worden, doch sie gingen nicht weit genug. Bei den Arbeiten 1968 wurde ein Fresko an der Ostseite entdeckt, das wohl aus dem Spätmittelalter stammt.
Aber auch der 1988 erfolgte Außenanstrich konnte nur die schlimmsten Mängel überdecken, nicht aber beheben. »In den letzten Jahren wurde uns deshalb immer klarer, dass wir tief in die Tasche greifen müssen, um unsere kleine Kirche zu retten«, berichtet Pfarrer Christian Krüger. Auf 1,2 Millionen Euro beläuft sich mittlerweile die Kostenschätzung. 200 000 Euro davon muss die Gemeinde selbst tragen.
Orgel und
Dachstuhl erneuert
Deshalb hofft der Pfarrer auch auf weitere Spenden, weil die Materialverteuerung auch vor dem Gotteshaus nicht haltgemacht hat. Nach der Außenmauer ging es mit den Sanierungsarbeiten nach innen. 2017 folgten die Arbeiten an der historischen Orgel, die 1805 von der berühmten Orgelbauerfamilie Bürgy (Bad Homburg) eingebaut worden war, dann im Laufe der Zeit immer weiter verändert wurde. Am Ende war von der ursprünglichen Orgel kaum noch etwas übrig geblieben. Deshalb wurde beschlossen, sie nun wieder auf den Ursprung zurückbauen zu lassen. »Natürlich ohne Blasebalg. Die Zeit ist wirklich vorbei«, meint Krüger.
Bei der Sanierung der Dacheindeckung wurde festgestellt, dass der Dachstuhl erhebliche Mängel aufwies und deshalb dringend erneuert werden musste. Auch die spitzbogigen Fenster, die genau wie der Dachreiter auf die Gotik als Entstehungszeit hindeuten, wurden renoviert. Warum die Arbeiten sich über sechs Jahre hinzogen, kann Pfarrer Krüger auch ohne langes Überlegen erklären. »Wir hatten wie jeder andere Bauherr auch mit den Einschränkungen durch Corona genauso zu kämpfen wie mit den Folgen des Ukraine-Krieges. Immer wieder fehlte Baumaterial oder Fachkräfte«, sagt Krüger.
Von Jürgen W. Niehoff
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