Bad Vilbel. Strom, Gas, Wasser, Vilbus, Carsharing – das Geschäftsfeld der Stadtwerke ist vielfältig. Aktuell haben sie aber vor allem mit dem Thema Energie voll zu tun.
Seit Beginn des russischen Krieges in der Ukraine sind die Energiepreise nach oben geschossen. Auch die Stadtwerke mussten ihre Energie teurer einkaufen, und die Kundinnen und Kunden haben das zu spüren bekommen.
Auch die Bad Vilbeler Stadtwerke hätten die Energiepreise im Laufe des Jahres 2022 anheben müssen. Dabei habe man aber keinen Unterschied zwischen langjährigen und Neukunden gemacht, sagt Geschäftsführer Dr. Ralph Franke. »Im letzten Jahr hatten wir das Angebot von Sonderverträgen eingestellt und nur mehr die Grundversorgung angeboten«, sagt Franke. »Bestandskunden mit Sonderverträgen hatten oft günstigere Konditionen, die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses festgelegt worden sind.« Mittlerweile könne man beim Strom wieder Sonderverträge abschließen. Solche Sonderverträge haben eine festgeschriebene Laufzeit, so dass über längere Zeit konstante Preise festgelegt werden.
Laut Franke können die Preise bald sinken durch die beschlossene Gas- und Strompreisbremse. Dass dies in Bad Vilbel aktuell noch nicht geschehen sei, hänge damit zusammen, dass die Abschläge noch nicht in den Computerprogrammen eingepflegt worden seien.
Franke ist derzeit eher entspannt. »Die Meldungen zur Gasversorgung unseres Landes klingen alle positiv. Die Speicher sind noch gut gefüllt, der Winter ist bald vorbei, eine langanhaltende Periode mit sehr tiefen Temperaturen ist uns bisher erspart geblieben.« Zudem hätten die Einsparbemühungen wesentlich dazu beigetragen, dass die Preise wieder sinken. Dennoch solle man weiter Energie sparen, »denn nach dem Winter ist vor dem Winter«.
Auch bei den Stadtwerken Bad Vilbel wird aktuell Energie gespart. Die Bürotemperaturen sind laut Franke abgesenkt worden, zudem sei die Warmwasserbereitung in den Toiletten abgeschaltet worden.
Die ständigen Debatten und Verordnungen und Gesetze in Sachen Energie haben auch zu einem erhöhten Beratungsbedarf bei den Kundinnen und Kunden der Stadtwerke geführt. In der Vertriebsabteilung stünden die Telefone nicht mehr still. »Fünf Mitarbeitende sind bei uns mit den Verbrauchsabrechnungen beschäftigt.« Eine Kollegin aus dem Vertrieb komme hinzu.
Genehmigungsverfahren dauern sehr lange
Die Stadtwerke engagieren sich auch bei den erneuerbaren Energien. Franke und der gleichfalls zur Geschäftsleitung gehörende Klaus Minkel beklagen die extrem aufwendigen und langwierigen Genehmigungsverfahren. »Seit acht Jahren wollen wir im Odenwald einen Windpark errichten. Dort haben wir inzwischen drei Gerichtsverfahren laufen.« Es werde gegen den geänderten Bebauungsplan vorgegangen.
In Rheinland-Pfalz planen die Stadtwerke laut Franke und Minkel einen Fotovoltaik-Park. »Seit einem Jahr warten wir dort auf eine Baugenehmigung.« Der bürokratische Aufwand sei hoch. »Mal hat ein Papier gefehlt, mal müssen wir eine neue Gremiensitzung abwarten, mal war die zuständige Mitarbeiterin krank.« Im Grunde genommen wollten dort alle den Park, aber das Genehmigungsverfahren ziehe sich in die Länge.
Dennoch sehen Franke und Minkel Erfolge. So habe man sich sowohl bei Wind- als auch bei Sonnenenergie mit hohem Kapitaleinsatz engagiert. Bald gehe zum Beispiel der Offshore-Windpark »Arcadis Ost« in der Ostsee in Betrieb, »den es ohne das Engagement der Stadtwerke nicht gegeben hätte«.
Stellt sich die Frage, ob Bad Vilbel zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann. Franke sagt dazu – im Sinne des mengenmäßigen Deckungsgeschäfts – ja. Spätestens durch die Inbetriebnahme des Ostsee-Projektes falle die Gesamtproduktion an erneuerbaren Energien höher aus als der Bedarf in Bad Vilbel. Allerdings sei eine zeitgleiche Deckung nicht möglich, da die Erneuerbaren nicht jederzeit verfügbar seien. Minkel ergänzt, es gebe nur ein einziges Stromnetz.
Mit Vilbus-Verkehr
sehr zufrieden
Ein weiteres großes Geschäftsfeld der Stadtwerke ist der Betrieb des Vilbusses. Franke zeigt sich damit sehr zufrieden. »Mit dem aktuellen Fahrplan konnten wir die Zuverlässigkeit und Qualität unseres Stadtbusses steigern. Der aktuelle Fahrplan ist das Ergebnis jahrelanger Optimierung.« Laut Franke wird derzeit diskutiert, ob wirklich alle Busse durch die Frankfurter Straße fahren müssen. »Dies kostet viel Zeit, erhöht das Verkehrsaufkommen in der Straße und führt bei Hindernissen sofort zu Verspätungen.« Andererseits sei der Wunsch groß, aus den Stadtteilen ohne Umsteigen zum Marktplatz zu kommen. Der Fahrplan werde immer ein Kompromiss sein.
Leider spielten auch die Kosten eine Rolle. Schon heute erfordere der Stadtbusbetrieb einen Zuschuss von über einer Million Euro. Würde man den Vilbus-Betrieb auf die Abendstunden und die Wochenenden ausweiten, würde dieses Defizit stark erhöht. Die Entscheidung müsse aber die Politik treffen.
Minkel ergänzt, man werde zur Eröffnung der neuen Stadthalle »Vilco« Ende April einen Wochenendverkehr einrichten. Der koste 10 000 Euro. »Wenn Sie das mal 50 Wochenenden nehmen, können Sie sich ausrechnen, wie hoch das Defizit dann wäre.«
Von Holger Pegelow