Bad Vilbel. Wenn gar nichts mehr geht, kann der Kontakt zu anderen Menschen, denen es ähnlich geht, helfen. Sabrina Moll und Silke Schöck von der Selbsthilfekontaktstelle Bürgeraktive Bad Vilbel sind kompetente Ansprechpartnerinnen für Menschen, die sich in einer persönlichen Krise befinden. Der Auslöser hierfür kann die Diagnose für eine chronische oder psychische Erkrankung, ein Suchtproblem oder eine Behinderung sein. Oder Menschen geraten in eine besondere Lebenslage, die den gewohnten Alltag komplett umkrempelt und zur Belastung werden kann, wie z.B. die Pflege eines Angehörigen.
Über 50 Selbsthilfegruppen gibt es in Bad Vilbel. Das Spektrum ist groß, von A wie »ADHS« bis hin zu Z wie »ZEN – Meditieren in der Stille«. Die Angebote sind eine niederschwellige Möglichkeit, Unterstützung und Austausch mit anderen zu finden. Im Gespräch erklären die beiden Mitarbeiterinnen, wie das geht.
Bunt und vielfältig
Selbsthilfe ist bunt und vielfältig, beschreibt Moll. Trotz der Unterschiede verbinden Selbsthilfegruppen bestimmte Leitgedanken, dazu gehört die eigene direkte Betroffenheit – oder auch indirekt als Angehöriger – und vor allem die Freiwilligkeit, einer Gruppe beizutreten. In einer Selbsthilfegruppe treffen sich Menschen, weil sie es gerne tun, sich freuen, Gleichbetroffenen zu begegnen und weil sie wissen, dass der Austausch mit anderen hilft, beschreibt Schöck. Darum heißt unser Slogan »In einer Selbsthilfegruppe bist du nicht allein«. Die anderen wissen, was Sache ist, können die Situation nachempfinden und mitfühlen.
Selbsthilfeaktive beschreiben oft das befreiende Erleben, dass sie sich von den anderen in der Gruppe schnell verstanden fühlen. Bei den Treffen geht es vielfach darum, Erfahrungswissen zu teilen und herauszufinden, ob das auch für den eigenen Alltag umsetzbar ist. Die Gruppenmitglieder hören zu, stärken, machen Mut, ermuntern neues auszuprobieren. Durch neue Perspektiven kann die Lebenssituation verändert werden.
Die Aufgabe des Teams der Kontaktstelle ist es, Menschen, die nach einer Selbsthilfegruppe suchen, zur richtige Gruppe zu lotsen. Im Monatsprogramm und auf der website kann man sich einen ersten Überblick verschaffen, aber nicht immer wird aus dem Titel klar, um welche Gruppe es sich handelt. Was verbirgt sich zum Beispiel hinter »Lebensfreude wiederfinden«? Doch selbst wenn der Gruppenname eindeutig ist, findet nicht jeder Anfragende ohne eine Beratung durch die Kontaktstelle auf Anhieb die passende Gruppe.
Neulich rief zum Beispiel eine Frau an, die sich nach Gruppen im Themenfeld »Psychische Erkrankungen« erkundigte, weil sie unter Panikattacken leidet. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sie an ihrem Arbeitsplatz überlastet war und das eigentliche Thema nicht Panikattacken, sondern »Burnout« ist. »Wir konnten einen entsprechenden Kontakt vermitteln«, erzählt Sabrina Moll.
Viele Fortbildungen
Für das Jahr 2023 hat sich das Team wieder viel vorgenommen und wird zum Beispiel mehrere Fortbildungen anbieten, die erste am 6. Februar zum Thema »Abgrenzung«. Am 20. März wird es einen Vortrag zum Thema »Ernährung« und am 17. April über »Multiple Sklerose« geben, immer mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen oder sich einer themenbezogenen Selbsthilfegruppe anzuschließen.
Für den Sommer organisiert das Team wieder ein Vernetzungstreffen für alle Gruppen mit einem Fachthema und jeder Menge Zeit zum Austausch über den Tellerrand. »Außerdem ist ein neues Kreativprojekt in Planung und im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit freuen wir uns, ab Frühjahr nachhaltig und sportlich unterwegs zu sein«, schmunzelt Schöck, will aber noch nicht mehr verraten.
Auch neue Selbsthilfeinteressierte sind herzlich eingeladen, die kosten- und barrierefreien Angebote zu nutzen.
Für weitere Information ist die Selbsthilfekontaktstelle telefonisch unter (06101) 1384 erreichbar oder online über www. buergeraktive-bad-vilbel.de. (zlp)