Karben. Vorfreude und Vorbereitungen begleiten viele Menschen durch die Adventszeit. Meistens dreht sich dabei alles um das anstehende Weihnachtsfest. Die Sternsinger gehen aber einen Schritt weiter.
Gespannt schauen die Sternsinger schon jetzt über den Jahreswechsel hinaus. Denn ab dem 6. Januar wollen die Mädchen und Jungen wieder in Gruppen durch die Karbener Straßen ziehen, Lieder vor den Häusern singen und über den Eingangstüren ihren Segenswunsch hinterlassen. Darauf bereiten sie sich in den Gemeinden vor. In der Pfarrei St. Johannes Nepomuk in Kloppenheim steht ihnen mit Angela Hunger eine erfahrene Betreuerin zur Seite. Seit 2008 leitet sie die Sternsinger-Aktionen.
Am Samstagvormittag muss sie vor dem Eintreffen der Kinder noch einiges vorbereiten. Auf den Tischen, die zu Sitzgruppen angeordnet sind, stellt sie Papier, Malsachen und Getränke bereit. Die Sternsinger-Kostüme mit den goldenen Kronen liegen bereits zum Aussuchen parat. Und dann muss noch die Videoübertragung vom Laptop auf eine Leinwand eingerichtet werden, damit später Filme darüber laufen können.
Bei allem Aufwand weiß Angela Hunger nie genau, wie viele Kinder zu einem Termin kommen. »15 Kinder sollten es eigentlich sein«, sagt sie. Ihre Hoffnung auf Neuankömmlinge wird an diesem Morgen nicht ganz enttäuscht. Dafür bleiben andere, die auf ihrer Anmeldeliste stehen, dem Treffen diesmal fern.
So pendelt sich die Zahl der mitwirkenden Kinder letztlich bei acht ein. Die Älteste ist zehn, der Jüngste vier Jahre alt. Drei Mädchen waren schon in den vergangenen Corona-Wintern dabei. »In den Vorjahren konnten wir nur in kleinen Gruppen unterwegs sein. Da ging vieles nicht mehr«, erinnert sich Hunger an diese schwere Zeit.
Das alles scheint jetzt passé. Während des Treffens stehen dem Gemeinschaftsgedanken keine Hindernisse mehr im Weg. An jedem Tisch werden Kerzen angezündet. Angela Hunger macht die Jungen und Mädchen mit dem Ablauf des Dreikönigssingens vertraut. Sie liest ihnen den Segenstext vor, der im Januar an den Karbener Haustüren überbracht werden soll.
Ein kurzer Film vermittelt Grundlegendes über die Sternsinger-Aktion, ein anderer erzählt vom Leben armer Kinder in Indonesien. Um deren Lebensverhältnisse zu verbessern, werden die Kinder Anfang Januar von Tür zu Tür gehen und Spenden sammeln, erklärt Hunger.
Die Pfarrei St. Johannes Nepomuk deckt die Bezirke Kloppenheim und Okarben ab. Zwei weitere Gruppen werden von St. Bonifatius Klein-Karben und St. Bardo Petterweil ausgesandt. Nach Angaben der Organisatoren werden auf diese Weise jährlich über 600 Haushalte in Karben erreicht.
Hunger: Sternsinger sind mutige Kinder
Ganz wichtig ist das Einstudieren der Sternsingerlieder. Manche werden während des Aussendungsgottesdienstes oder beim Bürgermeister vorgetragen. Das Lied »Frieden für die Kinder« hingegen ist ausschließlich für die Haushalte bestimmt. Melodie und Text sind so eingängig, dass sie auch von den Neuzugängen nach ein paar Wiederholungen erlernt werden können. Als Beobachter ist man verblüfft, wie schnell das geht. Zusätzlich erhält jedes Kind für zu Hause eine CD zum Üben.
Angela Hunger spricht vor allem den etwas schüchternen Mädchen und Jungen Mut zu. »Sternsinger sind mutige Kinder«, sagt sie. »Ihr lauft durch die Karbener Straßen und sammelt Geld, um anderen Kindern irgendwo auf der Welt zu helfen. Mit Gott an eurer Seite ist das eine starke Botschaft.«
Dieses Engagement bleibt nicht ohne Belohnung. Gewöhnlich erhalten die Sternsinger von den Hausbewohnern eine Extra-Spende, die später in ein gemeinsames Pizzaessen investiert wird. Das übrige Geld fließt in eine von Angela Hunger verwaltete Kasse, aus der die Kosten beglichen werden.
Von Jürgen Schenk