Bad Vilbel. Selten hat eine Baustelle eine Stadt so im Griff gehabt wie das Projekt »Eigene Gleise für die S6« in Bad Vilbel. Schienenersatzverkehr, Umleitungen für Fußgänger und Radfahrer, gesperrte Strecken. Ende 2023 sollen die Züge endlich auf vier Gleisen fahren. Bis dahin könnte auch ein Bahnhof umgestaltet werden.
Silber, groß, auffällig: Der provisorisch errichtete Übergang für Fußgänger am Bad Vilbeler Südbahnhof hat sich zu einem echten Hingucker entwickelt. Der groß dimensionierte Steg, der Fußgänger und Radfahrer vom Südbahnhof in Richtung Freibad und Schulzentrum bringt, wird frühestens 2024 abgebaut. Das hatte DB-Projektleiter Wolf-Dieter Tigges bei einer Baustellenbesichtigung erläutert.
Doch wie sieht es generell rund um die Baustelle aus? Sie hält die Bad Vilberinnen und Bad Vilbeler auf Trab – und das nicht erst wegen der wiederkehrenden Sperrungen, Schienenersatzverkehr, Stau, Lärm. Alles das gehört zum Alltag in der Quellenstadt. Zwar liegen die neuen Gleise. Auf vier Gleisen fahren sollen die Züge Ende 2023. Bis dahin wird weiter gearbeitet. Leitungen werden zurückgelegt, Baustellenwege werden wieder zu Feld- und Landschaftswegen, der Lärmschutzwall wird final angebracht.
Am Südbahnhof, wo die beliebte »Pilsstube am Südbahnhof« ebenso die Gäste anzieht wie ein Supermarkt in unmittelbarer Nähe, herrscht ansonsten Stillstand. Die Bahn möchte dagegen ankämpfen. Der Deutschen Presse-Agentur teilte das Unternehmen mit, dass gewisse Bahnhofsgebäude in Hessen nicht mehr verkauft, sondern vielmehr entwickelt werden sollen – auch der Bahnhof Bad Vilbel-Süd.
Beide Seiten sind
»für Gespräche offen«
Auf Anfrage dieser Zeitung teilt eine Sprecherin mit: »Die DB möchte Bahnhöfe ganzheitlich entwickeln und orientiert sich dabei an den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden und Kundinnen.« Ziel sei es, einen einladenden Bahnhof für Reisende und Besucher zu gestalten, an dem sie sich gern aufhalten würden. »In vielen Fällen sind hierzu Sanierungen erforderlich. Das entsprechende Konzept entwirft die DB gemeinsam mit ihren Partnern für jeden Bahnhof individuell und immer mit Blick auf das gesamte regionale Umfeld.« Für Gespräche mit der Kommune Bad Vilbel zur konkreten Entwicklung des Empfangsgebäudes Bad Vilbel Süd stehe man bereit, heißt es abschließend. »Zur konkreten Gestaltung haben wir, Stand heute, leider noch keine konkreteren Infos«, so die Sprecherin.
Der heimische Landtagsabgeordnete und FDP-Ortsvorsitzende Jörg-Uwe Hahn hat sich dieses Themas angenommen. Er hat Kontakt zum DB-Konzernbevollmächtigen Klaus Vornhusen aufgenommen, um über die Hintergründe des Verkaufsstopps und die Vorteile für Bad Vilbel zu informieren. Aus seiner Pressemitteilung geht hervor, dass für tragfähige Nutzungskonzepte an den jeweiligen Standorten zahlreiche wirtschaftliche, städtebaulich-verkehrliche und auch weitere standort- sowie gebäudespezifische Besonderheiten zu beachten seien. Im Vergleich zu anderen Standorten handele es sich in Bad Vilbel nicht um ein »klassisches« Empfangsgebäude, sondern um ein eingeschossiges Gebäude mit Walmdach, welches vollständig als Gaststätte vermietet sei. Es gebe dort keine Durchgänge oder Verkehrsflächen, wo etwas entwickelt werden könnte. Entsprechend seien dort auch perspektivisch keine besonderen Entwicklungsvorhaben vorgesehen. Für Hahn eher ein Grund der »Ernüchterung«. »Wir Liberale sind überzeugt, dass attraktive Bahnverbindungen ein zentraler Baustein für die künftige Verkehrsentwicklung sein werden. Dazu gehören aber auch attraktive, gut erreichbare, saubere und sichere Bahnhöfe. Insofern müssen auch unsere Bahnhöfe Schritt für Schritt weiterentwickelt werden.«
Stadt-Pressesprecher Yannick Schwander teilt mit: »Bislang ist noch niemand vonseiten der Deutschen Bahn auf uns zugekommen. Grundsätzlich aber begrüßen wir es sehr, dass die Bahn für ein ansprechendes Umfeld an den Bahnhöfen und um sie herum sorgen möchte. Auch wir stehen daher für Gespräche jederzeit gern zur Verfügung.«
Von Patrick Eickhoff