Karben. Der Klein-Karbener Wald geizt nicht mit markanten Stellen. Eine davon ist das von Menschenhand angelegte Biotop am Pfaffenlochweg. Einst war er ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Grundschulklassen. Wegen der schier unendlichen Zahl an Kaulquappen, die im Wasser zappelten, gaben die Kinder dem kleinen Gewässer den inoffiziellen Namen »Kaulquappen-Teich«. Ein Rundgang entlang des mit Schilf bewachsenen Ufers gehörte zu jedem Ausflug dazu. Molche, Wasserfrösche und Libellen hatten dort ihr Zuhause. »Hin und wieder haben sich sogar Graureiher eingefunden«, weiß Professor Roland Prinzinger von der NABU-Ortsgruppe Karben. »Das Biotop war Tränke für Vögel und Waldtiere. Irgendwann gab es dort auch mal eine Ruhebank.«
Von diesen Zeiten ist das ehemalige Idyll jetzt weit entfernt. Kaum noch möchte man es als Teich bezeichnen. Langjährige NABU-Aktive, wie Fritz Amann oder Wolfhart Goethe, gehen mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre ins Gericht.
Im Sommer
ausgetrocknet
»Der Tümpel wurde weder gepflegt noch sonst weiter beachtet. In den heißen Sommermonaten ist er ausgetrocknet«, sagen sie. Anders sei das zu Beginn gewesen. In den ersten Jahren hätte sich der städtische Bauhof um die Naturanlage gekümmert. Alles habe sich gut entwickelt. »An den Reinigungsarbeiten im Herbst waren auch freiwillige Umweltschützer beteiligt«, erinnert sich Fritz Amann.
Aus der Entstehungszeit des Biotops gibt es kaum Informationen. Sicher kann man annehmen, dass das Projekt auf eine Idee des früheren Revierförsters Hans Fleischhauer zurückgeht. Die Umsetzung erfolgte in Kooperation mit dem Umweltamt der Stadt Karben. In den 80er Jahren habe Fleischhauer in diesem Bereich des Waldes Laichplätze für Amphibien anlegen wollen, berichtet Wolfhart Goethe. Und Klein-Karbens ehemaliger Ortsvorsteher Rainer Züsch erinnert sich daran, dass die Feuerwehr auf Veranlassung von Bürgermeister Detlev Engel Wasser in den Tümpel gefüllt habe.
Natur-Erlebnis-Pfad
als Chance?
Die Zuständigkeit zur Überwachung natürlicher Entwicklungsprozesse im Wald läge in den Händen der Revierförsterei, teilt die Stadt Karben auf Anfrage dieser Zeitung mit. »Der Teich im Karbener Wald ist als Biotop solchen gewöhnlichen Prozessen unterworfen«, schreibt Pressesprecher Dominik Rinkart. »Da ein Teich viel Licht benötigt, wurden bereits vor einiger Zeit ein paar Eichen neben dem Teich ausgelichtet. Um Kröten das Laichen zu ermöglichen und das Biotop zu fördern, wurden zudem einige Äste in den Teich gelegt.« Diese seien aber leider von Unbekannten wieder entfernt worden. Der Revierförster werde sich zeitnah um neue Äste und Laichplätze im Teich bemühen. Von Förster Eckhard Richter kommt außerdem der Hinweis, dass der Teich kein Hundebadeplatz sei.
Das Wasser wird durch eine Folie im Erdreich am Versickern gehindert. Deswegen kann der Tümpel allerdings nicht ausgebaggert werden. Trotz der gegenwärtigen Misere darf man auf bessere Zeiten hoffen. Aktuell planen Stadt und Naturschutzverbände einen neuen Natur-Erlebnis-Pfad im und um den Karbener Wald. Im Zuge dieser Planungen soll der frühere Ausflugsort eine Aufwertung erfahren. Das heißt, er könnte dann zu jenen Informationspunkten gehören, die auf Besonderheiten des Karbener Waldes hinweisen sollen. Eine neue Optik hätte der »Kaulquappen-Teich« nach so vielen Jahren allemal verdient. Von Jürgen Schenk