Karben. Lange Zeit war sie gefordert worden, jetzt ist sie da. Aber die neue Rampe vom Neubaugebiet Kalkofen in den alten Ortskern von Groß-Karben erntet durchweg Kritik. Der Ortsbeirat fühlt sich übergangen, der Verantwortliche der Stadt massiv angegriffen.
Wenn am Ende der Sommerferien fast 50 Leute bei einer öffentlichen Begehung des Ortsbeirats Groß-Karben erscheinen, dann muss schon was Wichtiges passiert sein. Ist es auch: Die neue Rampe vom Neubaugebiet Kalkofen in den alten Ortskern ist gebaut worden. Seit über drei Jahren war ein barrierefreier Abgang neben der steilen Treppe gefordert worden. Die Anwohnerinnen und Anwohner ebenso wie der Ortsbeirat und die Stadt waren sich einig. Das ist irgendwie selten in der Kommunalpolitik.
Ebenso selten ist die einhellige Kritik, die es an diesem »monumentalen Bauwerk« gibt, wie es Ortsvorsteher Martin Menn (SPD) nennt. Sein Stellvertreter Markus Dreßler (Grüne) spricht namens des Gremiums gar von einem »Gefängnisgittereindruck«. Warum, so fragt er unter zustimmendem Kopfnicken von vielen Umstehenden, »ist denn hier kein Edelstahl-Handlauf installiert worden?« Michael Soborka, der zuständige Ingenieur der Stadt, sagt, es sei eine »Absturzsicherung ausgeschrieben« gewesen. Deshalb sei das Geländer so hoch ausgefallen.
Wie berichtet, hatte sich der Ortsbeirat für eine mehr als 40 Meter lange Rampe ausgesprochen, die sich neben der Treppe den steilen Hang hinabschlängelt. Unterhalb des neuen Spielplatzes beginnt sie, verläuft dann serpentinenartig, bis sie am Heldenberger Weg kurz vor der Bushaltestelle endet. Über diese Variante hatte zu Beginn des vergangenen Jahres noch Einigkeit geherrscht. Die Ausführung sehen viele hingegen sehr kritisch.
Auch bei der Stadt ist das wie eine große Betonmauer mit hohem Stahlgeländer wirkende Bauwerk nicht gerade auf Begeisterung gestoßen. Deshalb hat sie sich den Plan ausgedacht, das Bauwerk entweder durch ein künstlerisches Graffito zu verschönern oder die Randstreifen neben der Betonrampe zu bepflanzen. Anlässlich der Ortsbegehung haben denn auch der Bad Vilbeler Graffitikünstler Sebastian Stehr und der Karbener Cedric Nebel Skizzen entworfen, wie das Gröbste abgemildert werden und die Optik noch gerettet werden kann. Nebel hat den Entwurf seiner Mutter Cynthia Nebel vorgestellt und eine Skizze dazu verteilt. Laut der sollen die Freiflächen neben dem Rampenlauf mit bienenfreundlichen Gewächsen bepflanzt werden. Sogenannte HPL-Platten sollen an den Wänden festgemacht und mit rankenden Pflanzen bepflanzt werden. Nahe der Geländer könnten höhere Gräser entstehen, die teilweise durch das Metallgeländer ragen und es somit stellenweise verdecken sollen.
Wand soll wie eine
Murmelbahn wirken
Eine optische Gestaltung ganz anderer Art hat Künstler Stehr vorgeschlagen. Er will die Wände mit Murmeln besprühen, die auch noch die Elemente Wasser, Wald und Feuer sowie die verschiedenen Jahreszeiten mit einbeziehen sollen. Das Gesamtkunstwerk soll einer großen Murmelbahn ähneln.
Die Ortsbeiratsmitglieder fanden beide Vorschläge gut, wollen sich aber noch beraten und auch die Bürgerinnen und Bürger in den Social-Media-Kanälen abstimmen lassen. Die Ortsbeiräte sollen sich mit Nebel, Stehr und Stadträtin Helwig zusammensetzen und beraten, ob man aus beiden Vorschlägen eventuell auch einen gemeinsamen machen kann.
Die Stadträtin übrigens sprang zuletzt dem doch arg kritisierten Soborka bei. Er habe in schwieriger Zeit mit Corona und Lieferproblemen die lange geforderte und notwendige Rampe realisieren können. »Michael Soborka ist doch eine Art Held in der Verwaltung«, rief sie in die Runde, und der vorher so Gescholtene erhielt doch noch Beifall. Übrigens hatte er bei dem neuen Spielplatz im Kalkofen alle auf seiner Seite.
Von Holger Pegelow