Karben. Die Roggauer Kerb im Pech: Am Samstag mussten wetterbedingt alle Veranstaltungen abgesagt werden. Dabei hatte die Roggauer Kerb am Freitag mit viel Zuspruch der Bürger begonnen. Den Beginn machte das Kreisoberliga-Fußballspiel zwischen der ersten Mannschaft der Fußball-Sport-Gemeinschaft (FSG) Burg-Gräfenrode und dem FC Kaichen. »Die Paarung haben wir uns für dieses Datum ausdrücklich gewünscht. Und da unser Verein in diesem Jahr 100 Jahre alt wird, wurde uns der Wunsch tatsächlich erfüllt«, berichtete Vereinspräsident Florian Fünffinger.
Seine Mannschaft eröffnete an diesem Abend nicht nur die traditionelle Roggauer Kerb, sondern sein Verein ist in diesem Jahr auch wieder einmal der Veranstalter der Kerb. »Ursprünglich wurde die Kerb bei uns im Dorf von all unseren Vereinen gemeinsam veranstaltet. Doch in den letzten Jahren ist ein Verein nach dem anderen aus dem Organisationsteam ausgestiegen. Und übrig geblieben ist schließlich die FSG-Burg-Gräfenrode«, bedauert das vor allem der Ortsvorsteher von Burg-Gräfenrode, Karlfred Heidelbach. In den vergangenen Jahren ist er deshalb zusammen mit einigen älteren Roggauer Bürgern eingesprungen.
So ist er mit Traktor und Anhänger in den Wald gefahren, hat einen Kerbbaum geschlagen und ihn im Dorf aufgestellt. »Meist auf dem Sportplatzgelände direkt vor dem Vereinsheim«, berichtet Heidelbach. Für ihn und für viele seiner Roggauer darf die Tradition mit der Kerb im Herbst nicht sterben. »Es hat uns schon weh getan, dass wir dieses Jahr eine Ausnahme mit dem Kerbbaum machen mussten, denn an seinem üblichen Standort steht dieses Mal das Festzelt.«
Auch Vereinschef Fünffinger bedauert, dass kein anderer Verein ihm zur Seite springt und sich an der Kerb beteiligt. Immerhin erfreuen sich die Veranstaltung der FSG großer Beliebtheit, zumal der Verein in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum feiert.
Die FSG Burg-Gräfenrode ist damals aus dem Zusammenschluss von einigen fußballbegeisterten Bürgern entstanden. Heute bietet der Verein ein vielseitiges Angebot. Neben Fußball kann sich jeder bei Volleyball, Thai Chi, Zumba, Tanzen oder in der eigenen Theatergruppe, dem Bauerntheater, sowie in der Karnevalsabteilung engagieren.
»Natürlich hat Corona auch hier seine Spuren hinterlassen. Wenn alles auf das Notwendigste zurückgeschraubt werden muss, dann leidet darunter natürlich auch das Vereinsleben«, so Bürgermeister Guido Rahn (CDU), der selbst in Burg-Gräfenrode wohnt und deshalb auch Mitglied der FSG ist. Überhaupt habe Corona dem Zusammengehörigkeitsgefühl geschadet. Jeder vermisse mittlerweile die Gemeinschaft und deshalb unterstützte er auch das Aufleben alter Traditionen in allen Karbener Ortsteilen. »Auf solchen Festen äußern sich die Menschen mir gegenüber ganz anders und viel freier, als wenn sie zu mir ins Rathaus kommen. Hier erfahre und höre ich hautnah, was die Menschen wirklich bewegt«, sagte er.
Und dass dies nicht nur leere Worte sind, zeigte sich wenig später, als der Bürgermeister mitten zwischen Anhängern des Vereins sowie vielen Zuschauern das Fußballspiel verfolgte. Dem Spiel schloss sich sodann die vor allem unter Jugendlichen beliebte Hütchen-Party an, die bis tief in die Nacht andauerte. Nachdem für Samstag – es sollte Dauerregen geben – alle Veranstaltungen vorsorglich abgesagt worden waren, startete der Sonntag aber wieder, wie es geplant war – nämlich mit einem Jubiläumsfrühschoppen im Festzelt.
Von Jürgen W. Niehoff