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Naturfreunde sind 100 Jahre jung

Vorsitzende unter sich: Auf dem Vereinsgelände der Naturfreunde Bad Vilbel im Hexenloch stellen Wolfram Dietz (von links,Chronik-Schreiber und Vereinsvorsitzender 2008 bis 2010), Eberhard Seipp (1980 bis 2007), Andrea Halling (stellvertretemde Vorsitzende) und Vorsitzender Norbert Nakoinz die Chronik »100 Jahre Naturfreunde Bad Vilbel« vor. Foto: Niehoff
Vorsitzende unter sich: Auf dem Vereinsgelände der Naturfreunde Bad Vilbel im Hexenloch stellen Wolfram Dietz (von links,Chronik-Schreiber und Vereinsvorsitzender 2008 bis 2010), Eberhard Seipp (1980 bis 2007), Andrea Halling (stellvertretemde Vorsitzende) und Vorsitzender Norbert Nakoinz die Chronik »100 Jahre Naturfreunde Bad Vilbel« vor. Foto: Niehoff

Bad Vilbel. In der Gemarkung Im Hexenloch am Rand des Stadtwaldes haben die Naturfreunde Bad Vilbel ihr Domizil in einem recht gemütlich eingerichteten und vor allem selbst erbauten Vereinsheim. Als sozial-ökologischer und gesellschaftspolitisch aktiver Freizeitverband setzen sich die Naturfreunde für verstärkten Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur ein.
1895 von österreichischen Sozialisten gegründet, ist auch genau dies der Unterschied zu anderen Naturschützern oder Natursportlern, ihr Anspruch lautet nämlich, politisch wirken zu wollen, um die Verhältnisse zu verändern. »Und genau deshalb habe ich mich hingesetzt und über die Jahre Daten und Fakten für eine Chronik unseres Vereins zusammengetragen«, berichtet Wolfram Dietz, ein studierter Lehrer für Geschichte und politische Bildung, mittlerweile im Ruhestand.
Schwerpunkt
Freizeitgestaltung

In Bad Vilbel wurde der Grundstein für die Vereinsbildung 1922 gelegt, als einige Mitglieder aus der SPD sich zu Wandergruppen zusammenfanden und anschließend die Ortsgruppe Naturfreunde Bad Vilbel gründeten. Übrigens sehr zum Missfallen der örtlichen SPD, die darin zunächst einen Ableger der linksorientierten USPD vermutete und die Naturfreunde deshalb abwertend als »Salonbolschewisten« bezeichneten. Doch die Bad Vilbeler Naturfreunde ließen sich davon nicht beirren. 1926, vier Jahre nach der Gründung, zählte der Verein bereits 26 und 1930 61 Mitglieder.
Ein beliebtes Wanderziel zu dieser Zeit war die Vogelsbergregion, da sie touristisch im Gegensatz zum Taunus oder Odenwald noch nicht so erschlossen war. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Wiederzulassung des Vereins recht zügig, zumal er auch großen Zulauf verzeichnete. Vor allem junge Leute drängten nach und bildeten Anfang 1948 eine recht große Jugendgruppe. Die Vereinsaktivitäten erstreckten sich in den ersten Nachkriegsjahren vorwiegend auf Wanderungen und Ausflugsfahrten. Parallel dazu begann die Ortsgruppe ein Kulturprogramm auf die Beine zu stellen mit regelmäßigen Lichtbildervorträgen.
Auch wenn der Schwerpunkt des Interesses bei den meisten Mitgliedern vor allem bei der Freizeitgestaltung lag, so wurde das politische Geschehen nicht aus dem Auge gelassen.
Gegen Atomkraft und Notstandsgesetze
So nahm eine Gruppe beispielsweise ab 1962 bei den Ostermärschen der Friedensbewegung teil, engagierte sich bei der Anti-Atomkraft-Bewegung und nahm Ende der 1960er Jahre an Märschen und Kundgebungen gegen die Notstandsgesetzgebung teil.
Doch dem überwiegenden Teil der Bad Vilbeler Naturfreunde stand der Sinn nach Freizeitgestaltung. So wurde das Vereinshaus auf dem Glauberg rundum saniert und wieder zum regionalen Zentrum der Wanderbewegung. Auch die Kultur rückte wieder mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Mit Folkloretanzfesten, dem Rockfasching und weiteren Rock- und Theaterabenden trugen die Bad Vilbeler Naturfreunde dazu bei, dass ihre Stadt nicht zu einer reinen Schlafstadt und somit zu einem kulturellen Anhängsel Frankfurts wurde.
Umfangreiches
Programm für 2022

Aufschub erhielt das Vereinsleben durch den Bau eines eigenen Vereinsheims im Hexenloch. Das Grundstück hatte die Stadt dem Verein auf Erbpachtbasis für 99 Jahre zur Verfügung gestellt. Heute gehören laut der Chronik dem Verein 345 Mitglieder an. Auch hier hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen, denn 2019 waren es noch 390. Aber Norbert Nakoinz, der Vereinsvorsitzende seit 2011 und Nachfolger von Chronikschreiber Wolfram Dietz, ist zuversichtlich: »Die Zahl werden wir schon bald wieder erreichen.« Denn das Jahresprogramm 2022 beispielsweise ist umfangreich. Angefangen vom Wanderwochenende zum Hohen Meißner im Juni über die Spessartwanderung NaturaTrail »Rund um die Günthersmühle« und der Wetterauwanderung Echzeller Wannkopf im Oktober bis hin zu der Winterwanderung auf dem NaturaTrail mit anschließendem Lagerfeuer im Hexenloch im Dezember.
1000 Bäume
für den Senegal

Und noch ein Ziel haben sich die Bad Vilbeler Naturfreunde in diesem Jahr gesetzt: sie haben unter dem Motto »Mein Hof, mein Obstgarten« eine Spendenaktion 1000 Bäume für den Senegal gestartet. So können beispielsweise für 30 Euro fünf Obstbäume im Senegal angepflanzt werden. Diese Aktion dient der Lebensmittelversorgung der dortigen Bevölkerung genauso wie dem Klimaschutz allgemein.
Spenden sind willkommen auf das Konto der Naturfreunde Bad Vilbel, Verwendungszweck: 1000 Bäume für den Senegal. KtoNr. IBAN: DE 31 5185 0079 0027 1197 43.
Auch der Verkauf der Chronik soll der Aktion zugutekommen. Verkaufspreis voraussichtlich vier Euro. Der Preis steht jedoch noch nicht endgültig fest.
Von Jürgen W. Niehoff

Ausführliche Informationen zur Ortsgruppe und zu den Projekten und Aktionen sind unter https:// naturfreunde-bv.de zu finden.