Karben. „So langsam mausert sich Karben zum Hort sauberer Energie. Denn auf dem Galgenberg westlich von Kloppenheim wächst nun endlich der Karbener Windpark. Dieser Tage haben die Bauarbeiten für zwei weitere Windräder begonnen“, meldete die FNP am Donnerstag.
Die beiden neuen Anlagen sollen 150 Meter hoch werden, berichtet Investor Arie Bakker. Damit fallen sie deutlich höher aus als die beiden Windräder, die sich seit Jahren auf der Landschaftskuppe nahe des Städtedreiecks mit Frankfurt und Bad Homburg drehen.
Allerdings entstehen die neuen Windräder etwas nördlich und damit etwas tiefer gelegen als die beiden vorhandenen Anlagen. Rund 5,5 Millionen Euro will Bakker für die neuen Anlagen in die Hand nehmen. „Das haben wir alles selbst über Darlehen finanziert“, sagt der gebürtige Holländer, der in Lich bei Gießen wohnt und dort sein Planungsbüro betreibt.
Fördergelder vom Staat gebe es keine. „Die Unterstützung für unsere Investitionen in erneuerbare Energien wird von der Politik weniger unterstützt als zum Beispiel die Atomlobby“, erinnert Bakker. Dagegen sei es wegen der Finanzkrise nicht einfach gewesen, die Finanzierung zu stemmen.
Geholfen habe könnte Bakker, dass er in Sachen Windenergie einige Erfahrung mitbringt: Im Vogelsberg hat er bereits mehrere Anlagen gebaut. Eines der beiden Windräder zwischen Kloppenheim, Petterweil, Nieder- und Ober-Erlenbach wollen er und seine Familie selbst betreiben. Mit dem anderen wolle ein Unternehmen aus Euskirchen künftig Geld verdienen.
Und das auf sehr saubere Weise: Die beiden Anlagen sollen – vorsichtig kalkuliert – künftig pro Jahr 7,3 Millionen Kilowattstunden sauberen Stroms erzeugen und sich dafür jährlich etwa 6500-mal drehen. Mit der Energie können gut 2000 Haushalte versorgt werden. Der Standort im Süden der Wetterau sei vom Wind her sehr ergiebig, sagt Investor Bakker. „Sonst würden wir ja dort nicht bauen.“
Auf der Baustelle schachten die Bagger derzeit die Erde für die Fundamente aus. „Bis Ende März ist alles fertig“, kündigt Bakker an.
Seien derzeit nur vier Bauarbeiter auf der Baustelle eingesetzt, werde deren Zahl noch ansteigen berichtet Edmund Caspar, Chef der Baufirma aus Lautertal im Vogelsberg. Wann genau die riesigen Windräder angeliefert und aufgestellt werden, ist aber noch offen.
Die beiden Anlagen sind bereits seit mehreren Jahren genehmigt. Zuletzt hatte Bürgermeister Roland Schulz (SPD) im Jahr 2006 mit einem baldigen Baubeginn gerechnet. Doch er wie auch Bakker hatten die Rechnung offenbar ohne die explodierende Nachfrage nach erneuerbarer Energie gemacht: Bei bis zu zwei Jahren lägen die Lieferzeiten beim Windradbauer Vestas im südbrandenburgischen Lauchhammer, berichtet Bakker.
Die Anlagen vom Typ V90 werden eine Nabenhöhe von 105 Metern haben. Dort oben drehen sich dann Rotoren mit einer Länge von 45 Metern. Bei den bisherigen Windrädern drehen sich „nur“ 32,5 Meter lange Rotoren in einer Höhe von 68,5 Metern. Unklar ist, ob mit den beiden Anlagen das Thema Windenergie in Karben nun ausgereizt ist.
Das Stadtparlament hat zwar die Flächen, auf denen Windräder entstehen dürfen, auf das Areal westlich von Kloppenheim beschränkt. Doch stemmt sich der ostfriesische Windradbauer Enercon noch per Klage dagegen.
Am Standort Schäferkoppel bleibt es wohl bei vier Windrädern. „Mehr ist wegen des Schallschutzes nicht möglich“, erklärt Arie Bakker. (den)