Karben. Es ist vollbracht: Das Karbener Parlament hat beschlossen, dass die Esche im Gronauer Weg in Rendel gefällt wird. In der Sitzung am Freitagabend im Bürgerzentrum votierten alle Abgeordneten der Koalition aus CDU, FWG und FDP für das Fällen. Die SPD-Stadtverordneten waren dagegen. Bei den Grünen stimmte Mario Schäfer dagegen, Fraktionschef Gerrit Rippen enthielt sich.
Für die Anwohner in Rendel könnte damit ein langer Kampf gegen den Baum zu Ende gehen: Seit den 1990er-Jahren fordern Dieter Eitel und seine Nachbarn das Fällen des heute 62 Jahre alten Baumes, weil dieser Mauern, Gehweg, Dächer, Höfe und Kanalrohre beschädige. „Die Esche steht einfach nur im Weg“, findet Bodo Macho (FWG).
Ende November hatte die Stadtregierung bereits einmal das Fällen der Esche beschlossen. Diesen Beschluss hatte Bürgermeister Roland Schulz (SPD) drei Wochen später wieder kassiert, weil der Rahmenplan für die Dorferneuerung den Baum schütze. „Er ist ortsbildprägend“, verteidigt der Bürgermeister nochmals. Natürlich komme es „mitunter zu Schäden“, aber die könne man reparieren. Wenn aber ein jahrzehntealter Baum gefällt werde, „kann man ihn nicht ersetzen“. Anwohner Eitel hatte der Stadt eine Spende zum Setzen eines neuen Baumes angeboten. „Das ist doch alles Gaga, was Sie machen“, greift FWG-Fraktionschef Michael Ottens den Bürgermeister und die SPD an. Ein Unding sei es, dass sich das Parlament überhaupt mit dem Fällen eines einzelnen Baumes beschäftigen müsse. Schulz verbiege das Recht. Denn der Baum gehöre gar nicht mehr zum Gebiet des Rahmenplans. Jener sei zudem Ende Dezember ausgelaufen. „Schilda in Hessen heißt Karben“, findet Ottens deshalb.
„Dass das zur Posse geworden ist, ist ihr Verdienst“, wirft Bürgermeister Schulz dagegen der Koalition vor. Diese habe sich vom betroffenen Anwohner instrumentalisieren lasse. Er sehe nämlich nicht, wo der Baum gefährlich sei. „Vielleicht beißt er die Fußgänger?“
Als ein „bewusstes persönliches Schädigen des Bürgermeisters“ geißelt SPD-Vizefraktionschefin Hannelore Bruhn das Vorgehen der Koalition und deren „Profilierungssucht“. Eine „echte Belastung für die Anwohner“ könne die SPD nicht nachvollziehen. „Wenn wir jedem Bürger nachgeben, der etwas fordert, wo fangen wir denn dann an und wo hören wir auf?“ Werde die Esche nun gefällt, so werde auch ihr Wert von rund 20 000 Euro vernichtet, kritisiert Hannelore Bruhn. Zudem fielen die Kosten fürs Fällen an, werde das Ortsbild beeinträchtigt und das lokale Kleinklima verschlechtert.
„Das ist wirklich ein Witz“, quittiert FWG-Parlamentarier Macho diese Erklärung. „Das zeigt mehr über das politische Klima in Karben“, findet Grünen-Fraktionsvize Mario Schäfer. „Diese Diskussion ist doch kaum mehr nachzuvollziehen.“
CDU-Fraktionsvize Guido Rahn appelliert nochmals an alle, dem Aus für die Esche zuzustimmen. Grundsätzlich wolle auch die Koalition jeden Baum erhalten. „In diesem besonderen Fall“ aber sei „die Fällung okay“, weil sie den Anwohnern Sorgen nehme und ein für die Stadt fast kostenloser Ersatz geschaffen werden könne.
Laut Beschluss soll die Stadt den Baum nun bis Ende Februar – also vor Beginn der Brutzeit fällen – und dann den Ersatzbaum pflanzen. Baudezernent und Erster Stadtrat Gerd Rippen (Grüne) hatte indirekt bereits angekündigt, dass er sich an den Beschluss des Parlaments gebunden fühle. Das Gremium habe den Rahmenplan aufgestellt und könne diesen auch wieder ändern, sagte er zuvor schon im Planungsausschuss. (den)